Julia Arztroman Band 62
Laufstegmodels zwängen kannst?“
Ihre Verachtung machte ihn betroffen. „Dio!“ Er sprang auf. „Nein, dazu habe ich doch viel zu viel Respekt vor dir. Wir würden natürlich heiraten.“
Verblüfft starrte sie ihn an. „Was?“
Valentino hatte noch keine Zeit gehabt, näher darüber nachzudenken. Aber jetzt, da er es ausgesprochen hatte, fand er, dass es genau das Richtige war. „Wir heiraten.“
„Du hast mir gerade gesagt, dass Liebe für dich ohne Bedeutung ist, und jetzt willst du mich heiraten?“ Paige bemerkte, dass ihre Stimme schrill klang.
Es war schon sehr lange her, dass er an Liebe gedacht hatte. Dennoch wusste er noch, mit welcher Gleichgültigkeit dieses Wort oft benutzt wurde. Wie leer es sein konnte. „Hast du deinen Mann geliebt?“
„Ja, natürlich.“
„Und was ist am Ende dabei herausgekommen?“
Paige schnappte nach Luft. Wenn ihre Beine sich nicht ganz so schwach angefühlt hätten, wäre sie aufgestanden und hätte ihm eine Ohrfeige verpasst.
Valentino merkte, dass er sie verletzt hatte. Er setzte sich wieder. „Entschuldige. Das war gedankenlos von mir.“
Sie saß vorgebeugt auf ihrem Stuhl, und er wollte ihr die Hand auf den Arm legen. Doch sie wich zurück. „Ja, allerdings.“
Einige Sekunden lang sah er sie an. „Ich habe noch keine Lösungen für alles parat, Paige. Ich will damit nur sagen, dass wir das schon hinkriegen. Wir haben Zeit.“
Allein die Vorstellung, noch ein Kind zu bekommen, war ihr jedoch schon zu viel. Und sie hatte rasende Kopfschmerzen.
Paige stand auf. „Ich kann jetzt nicht mehr klar denken. Ich muss nach Hause. Meine Mutter fragt sich sicher schon, wo ich so lange bleibe.“
Valentino nickte. „Natürlich. Wirst du deinen Eltern von dem Baby erzählen?“
Erstaunt erwiderte sie: „Sicher. Irgendwann.“
Verlegen trat sie von einem Fuß auf den andern. Valentino hatte den Kopf gesenkt. Für ihn war das Ganze bestimmt auch nicht einfach, weil es seine Pläne durchkreuzte. Es kam für ihn ebenso unerwartet wie für sie.
Paige verspürte den seltsamen Impuls, näher an ihn heranzutreten und ihn an sich zu ziehen, sodass seine Wange an ihrem Bauch liegen würde. An ihren Bauch, wo das Baby heranwuchs. Stattdessen ging sie an ihm vorbei und sagte leise: „Auf Wiedersehen.“
Valentino griff nach ihrer Hand und schaute zu ihr hoch. „Du wirst doch nichts überstürzen, oder?“, bat er.
Es war klar, was er meinte. Glaubte er wirklich, sie würde das Baby hinter seinem Rücken abtreiben? Der Ausdruck in seinen Augen zeigte Paige, dass er ebenso verletzbar und unsicher war wie sie selbst. Für ihn stand genauso viel auf dem Spiel wie für sie.
Sie kam wieder näher, befreite ihre Hand und zerzauste sein Haar. Dann zog sie ihn tatsächlich an sich. Er schmiegte seine Wange an ihren Bauch. „Natürlich nicht“, sagte sie. „Ich unternehme nichts, ohne vorher mit dir darüber zu sprechen.“
Valentino schloss die Augen, als er ihre Finger in seinem Haar spürte und ihr Duft ihn umgab. „Danke.“ Er gab ihr einen Kuss auf den Bauch.
Bei dieser unschuldigen Geste schnürte es Paige die Kehle zu. „Ich brauche Zeit zum Nachdenken. Ich muss gehen.“ Damit löste sie sich von ihm und ging davon, ohne sich noch einmal umzublicken.
Nach einer unruhigen Nacht erwachte Paige am nächsten Morgen mit einem riesigen Heißhunger und dem überwältigenden Drang, ihre Blase zu entleeren.
Als sie zur Küche ging, läutete es an der Tür, und sie sah auf die Uhr. Halb acht. Ihre Eltern waren heute anscheinend etwas früh dran. Ganz untypischerweise schlief McKenzie noch. Paige hatte bereits zweimal nach ihr geschaut.
Sie machte die Tür auf. Valentino stand auf der Schwelle. Seine geröteten Augen und das zerwühlte Haar deuteten darauf hin, dass auch er keine besonders erholsame Nacht hinter sich hatte. Paiges Blick fiel auf eine braune Bäckerei-Tüte in seiner Hand, und ein herrlich verlockender Duft nach Croissants stieg ihr in die Nase.
„Wow.“ Ohne zu zögern griff sie nach der Tüte, wobei ihr das Wasser im Mund zusammenlief. „Komm rein.“ Damit drehte sie sich um und riss die Tüte gierig auf.
Verblüfft schaute Valentino ihr nach. Er hatte mit vielem gerechnet: noch mehr Tränen, Ärger, Vorwürfen.
Aber nicht mit dieser Reaktion.
Hunger war jedoch ein gutes Zeichen, oder nicht?
Er fand Paige in der Küche, wo sie große Stücke von einem Croissant abbiss und hinunterschlang. In kürzester Zeit war es verschwunden. Den
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