Julia Arztroman Band 62
Anblick leckerer Croissantkrümel an ihren Lippen empfand Valentino als sehr verführerisch.
An den Türrahmen gelehnt fragte er nachdenklich: „Besitzt du eigentlich irgendwelche Kleidungsstücke, die nicht zehn Nummern zu groß sind?“
„Setz dich.“ Sie wies auf den Hocker gegenüber, ehe sie zwei Teller aus dem Küchenschrank holte. Auf jeden legte sie ein Croissant und schob Valentino eins davon zu. Mit einem Nicken zeigte sie auf die Küchentheke. „Kaffee ist dort, wenn du welchen willst.“
Valentino hätte lieber nie wieder Kaffee getrunken, als sich mit dem zufriedenzugeben, was in Australien als Kaffee bezeichnet wurde. „Nicht mal, wenn ich im Sterben liegen würde“, erklärte er trocken.
Paige lachte. „Snob.“ Dann brach sie ein Stück ihres zweiten Croissants ab und verschlang es. „Ah, das ist ja soo gut“, seufzte sie. Genussvoll leckte sie sich die Finger.
„Dein Appetit ist also zurückgekehrt“, stellte Valentino fest.
Sie nickte. „Ich habe einen Wahnsinnshunger. Ich hatte vollkommen vergessen, wie gut manche Sachen schmecken“, antwortete sie mit vollem Mund.
„Freut mich, wenn ich zu Diensten sein konnte.“ Er sah zu, wie Paige ein drittes Croissant nahm und davon abbeißen wollte. Doch plötzlich hielt sie inne.
„Oh, tut mir leid. Das ist deins.“ Sie legte es wieder zurück in die Tüte.
Valentino lachte. „Nimm es ruhig.“
„Nein, nein.“ Abwehrend schüttelte sie den Kopf.
Er hielt es ihr hin. „Ich würde es dir niemals streitig machen, Bella .“
Paige zögerte. „Ich bin ein Vielfraß, stimmt’s?“
„Nein. Ich könnte dir den ganzen Tag beim Essen zuschauen.“ Einladend ließ er das Croissant langsam unter ihrer Nase vorbeiwandern. „Außerdem isst du ja jetzt für zwei.“
Das ließ sie sich nicht zweimal sagen, sondern schnappte sich das Croissant. Der weiche, buttrige Blätterteig zerging ihr auf der Zunge. „Mm.“
Valentino wartete, bis sie aufgegessen hatte. Dann erklärte er: „Wir müssen reden.“ Er zog ein Papiertaschentuch aus der Schachtel auf dem Küchentresen und reichte es Paige. Solange diese Krümel an ihrem hinreißenden Mund klebten, konnte er sich unmöglich konzentrieren.
„Sorry.“ Sie leckte sich die Lippen. „Das Zeug ist wahrscheinlich überall.“
Valentino musste beinahe ein Stöhnen unterdrücken, als sie sich mit der rosafarbenen Zungenspitze sorgfältig über die Lippen fuhr, um die restlichen Krümel zu erwischen. Danach tupfte sie sich elegant den Mund ab. Als hätte sie nicht gerade eben noch das Krümelmonster gegeben oder sich auf höchst erotische Weise die Lippen geleckt.
„Also.“ Entschlossen versuchte er, seine Gedanken und den Aufruhr in seinen Boxershorts unter Kontrolle zu bringen. „Das Baby. Du hast gesagt, du brauchst Zeit zum Nachdenken. Ich weiß ja nicht, wie’s dir ergangen ist, aber ich habe seit gestern Nachmittag an fast nichts anderes mehr gedacht.“
Jetzt war es so weit. Paige hoffte inständig, dass er sie verstehen würde. „Ich kann dieses Baby nicht bekommen, Valentino. Es geht einfach nicht.“ Als er protestieren wollte, hob sie die Hand. „Bitte, lass mich ausreden.“ Sie stand von ihrem Hocker auf. „Ich möchte dir etwas zeigen.“
Er folgte ihr ins Wohnzimmer, während es in ihm kochte. Wenn sie glaubte, dass er nur dabeisitzen würde und sie darüber entscheiden ließ, was mit ihrem gemeinsamen Baby geschah, dann hatte sie sich gewaltig geirrt. Auf einmal fühlte er sich schrecklich hilflos. Aber er würde sich nicht noch einmal von einer Frau etwas nehmen lassen, was auch ihm gehörte.
„Setz dich.“
Valentino nahm Platz, wobei sein Zorn immer größer wurde. Paige öffnete einen Schrank unter ein paar Bücherregalen, aus dem sie ein Fotoalbum herauszog. Einen Augenblick lang blieb sie stehen und fuhr mit dem Zeigefinger über den Umschlag, bevor sie sich umdrehte und sich neben ihn aufs Sofa setzte.
Als sie ihm das Album gab, zitterten ihre Hände. Er sah sie fragend an. Noch immer hielt sie das Fotoalbum fest, sie zögerte, es loszulassen.
„Das hier habe ich noch nie irgendjemandem gezeigt.“
Valentino sah, wie sich ihre großen grauen Augen verdunkelten. Er spürte ihren Widerstand, als er versuchte, ihr das Album aus den Händen zu nehmen. Es dauerte einen Moment, bis sie es ihm schließlich überließ.
„Ich weiß das zu schätzen“, sagte er leise.
Sein Blick fiel auf das Fenster, das aus dem Umschlagdeckel herausgeschnitten war. Darin
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