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Julia Arztroman Band 62

Julia Arztroman Band 62

Titel: Julia Arztroman Band 62 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Taylor , Abigail Gordon , Amy Andrews
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ist.“
    „Das ist doch selbstverständlich“, erwiderte er in neutralem Tonfall.
    Doch nachdem Libby in den Flur hinausgegangen war, stöhnte er, dass er sie so behandelt hatte, als hätte sie nun ihren Zweck erfüllt. Natürlich musste sie als Chefin in der Praxis sein, aber die Art, wie er es gesagt hatte, war grundfalsch gewesen. Was war nur los mit ihm? Seitdem sie Toby in diesem Zustand vorgefunden hatten, war Nathan ein einziges Nervenbündel. Libby erschien ihm dagegen wie ein Fels in der Brandung, und er hatte sie einfach weggeschickt.
    Kaum betrat Libby die Praxis, kam ihr auch schon John entgegen, dessen große Besorgnis noch tiefere Linien in seine Stirn gegraben hatte.
    „Was gibt es für Neuigkeiten, Libby? Was haben sie im Krankenhaus gesagt?“, fragte er sofort.
    „Es sieht so aus, als wäre es eine Belladonna-Vergiftung“, berichtete sie. „Toby erzählte, dass er gestern beim Spielen auf der Wiese ein paar schwarze, glänzende ‚Trauben‘ gegessen hätte. Seine Beschreibung passt sehr genau auf Tollkirschen, und seine Symptome entsprechen denen einer solchen Vergiftung.“
    Wie vom Donner gerührt sah John sie an.
    „Glücklicherweise hat er nicht viele Beeren gegessen“, fuhr sie fort. „Nur eine oder zwei, aber er hat Schluckbeschwerden und ist ziemlich benommen. Dazu kommen Übelkeit, Durchfall und Fieber. Deshalb wird der Arzt in der Notaufnahme eine Magenspülung vornehmen, um die Reste des Gifts zu beseitigen. Nathan will dabei sein, sodass er immer in Tobys Nähe bleiben kann.“
    „Ich war die ganze Zeit mit Toby zusammen auf der Wiese“, erwiderte John. „Das einzige Mal, dass ich ihn nicht im Blick hatte, war, als er sich in den Büschen am Feldrand versteckt hat und ich ihn suchen sollte. Also muss er die Beeren wohl da gefunden haben. Ich fühle mich schrecklich, dass das gerade bei mir passiert ist.“
    „So dürfen Sie nicht denken“, widersprach Libby energisch. „Solche Sachen passieren nun mal, daran ist niemand schuld. Woher sollten Sie denn wissen, dass ausgerechnet dort eine Tollkirsche wächst und Toby die Früchte für Trauben halten würde? Es ist typisch für Kinder, dass sie alles Mögliche essen, was ihnen nicht bekommt.“
    John wollte zum Krankenhaus fahren, drehte sich dann jedoch noch einmal um. „Wie kommt Nathan damit zurecht? In solchen Zeiten braucht ein Kind eine Mutter. Ich habe das Gefühl, dass er irgendwann in der Vergangenheit in Bezug auf dich den falschen Weg eingeschlagen hat. Dazu hat er dir wahrscheinlich nichts gesagt, oder?“
    Schön wär’s, dachte sie deprimiert. „Nein, er hat mir nie irgendwas in der Art gesagt.“
    „Dachte ich mir.“ Er seufzte und war gleich darauf unterwegs zum Krankenhaus.
    Im Wartezimmer befanden sich noch einige Patienten. Der Erste, den Libby hereinrief, war Thomas Miller, der sich auf seinen Gehstock stützte.
    Ihm gehörte das Outdoor-Geschäft im Dorfzentrum, wo viele Wanderer und Kletterer hinkamen, die die Berge und Seen erkunden wollten.
    Früher selbst ein leidenschaftlicher Kletterer, konnte Thomas wegen eines schweren Beinbruchs, den er sich bei einer seiner Klettertouren zugezogen hatte, sein Hobby nicht mehr ausüben. Er war tagelang vermisst gewesen, bis die Bergrettungsmannschaft ihn schließlich unten in einer Schlucht gefunden hatte.
    Da sein Bein erst so spät operiert wurde, konnte er es jetzt nur noch eingeschränkt belasten. Deshalb widmete er sich nun ganz seinem Geschäft und versorgte diejenigen, die in die Berge wollten, mit allem Notwendigen, um sich dort sicher zu bewegen.
    Er war ein netter Mann mittleren Alters, verheiratet und hatte zwei Söhne, die kein Interesse an dem früheren Lieblingssport ihres Vaters zeigten. Abgesehen von seinem Laden war Thomas auch der Vorsitzende des Gemeindezentrums im Dorf und hatte fast immer irgendetwas Neues zu erzählen, was das Veranstaltungskomitee plante.
    „Was ist los mit dem kleinen Jungen, den Nathan zu sich genommen hat, Libby?“, erkundigte er sich. „Ich habe gerade gesehen, wie John zum Krankenhaus gefahren ist. Er wirkte sehr bedrückt und sagte, er hätte keine Zeit zum Reden, weil es dem Kleinen so schlecht geht.“
    „Ja, das stimmt“, bestätigte Libby. „Wir mussten ihn heute früh ins Krankenhaus bringen, weil wir nicht wussten, was er hat. Vielleicht könnten Sie Eltern und Kinder informieren, dass er sich sehr wahrscheinlich eine Vergiftung durch den Verzehr von Tollkirschen zugezogen hat. Momentan ist sein

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