Julia Bestseller Band 142
sagte er düster. Der Gedanke, noch jemand könne sie ausnutzen, entsetzte ihn. Getrieben von Emotionen, die er sich gar nicht erst die Mühe machte zu verstehen, wurde es ihm plötzlich unendlich wichtig, dass Grace blieb.
Doch sie schüttelte nur den Kopf. „Ich stelle einen Fremden ein. Jemanden mit ausgezeichneten Referenzen.“
„Ich mache das.“
„Wie bitte?“
„Bleib bei mir, und ich helfe dir mit deinen Finanzen. Ich weiß gar nicht, warum ich nicht schon vorher daran gedacht habe. Das ist die perfekte Lösung.“ Zufrieden, dass er die Situation wieder unter Kontrolle hatte, beobachtete er, wie Grace abermals den Kopf schüttelte. Die Geste beunruhigte Rafael erneut.
„Nein, auf keinen Fall.“
Vielleicht hatte sie ihn einfach nicht richtig verstanden. „Lass mich dir erklären, was ich meine. Mein Vorschlag sieht so aus: Ich gebe dir das Geld, das du benötigst, um den Betrieb deiner Firma aufrechtzuerhalten und die Konten auszugleichen. Außerdem zeige ich dir, wie die Geschäftsbücher manipuliert worden sind. Dann stelle ich dir jemanden aus meinem Team zur Seite, der sich von nun an um deine Finanzen kümmert.“
„Das ist sehr großzügig von dir.“
Endlich bewegte er sich auf bekanntem Terrain. Rafael lächelte zuversichtlich. „Das ist das Mindeste, was ich tun kann.“
„Aber ich will dein Geld nicht.“
Sein Lächeln erstarrte.
„Nun, es wäre dumm, die Unterstützung deines Finanzexperten abzulehnen. Zumindest ihm werde ich in Zukunft vertrauen können. Also, dafür vielen Dank. Darüber hinaus kann ich jedoch nichts von dir annehmen. Und ich bin sicher, du weißt deine Zeit besser zu verwenden als damit, mir Zahlen beizubringen.“
Er war noch nie einer Frau begegnet, die tatsächlich kein Geld wollte. Grace’ Weigerung verwirrte ihn zutiefst. „Ich möchte dir gerne helfen“, sagte er schnell und war überrascht, dass es der Wahrheit entsprach. „Um deinen Vater zu einem Geständnis zu bewegen, musst du alle Zahlen und Fakten kennen.“
„Ja.“ Sie biss sich auf die Lippe und sah ihn an. „Du würdest mir wirklich helfen? Aber du hast doch garantiert mit deiner eigenen Firma genug zu tun.“
„Meine Arbeit erfordert im Moment nicht so viel Zeit“, log er, ohne mit der Wimper zu zucken. „Ich würde mich freuen, mit dir die Konten durchzugehen.“
Sie zögerte. „Mein Flug ab Rio startet in drei Stunden.“
„Du wirst ihn nicht nehmen. Ich will aber nicht, dass du gehst.“
Ein zaghaftes Lächeln umspielte ihren Mund. „Weil der Sex mit mir großartig ist?“
Ihre Direktheit überraschte ihn. „Das ist ein Grund, ja“, erwiderte er ehrlich. „Aber ich will auch nicht, dass dein Vater mit seinem Betrug straflos davonkommt.“
„Nein.“ Ein warmer und bewundernder Schimmer trat in ihre Augen. „Natürlich nicht. Du sorgst dich um Carlos und Filomena.“
Weil Rafael gefesselt war von ihrem anerkennenden Blick, antwortete er nicht sofort. „Ja“, sagte er schließlich. „Carlos und Filomena.“
„Du liebst sie wirklich, und sie lieben dich. Das habe ich sofort gesehen. Es tut mir so leid, dass ich für ihre Not verantwortlich bin“, erwiderte sie mit erstickter Stimme.
„Ich mag die beiden sehr, das stimmt. Und du brauchst dir keine Sorgen mehr zu machen. Es wird alles gut“, entgegnete er hastig. „Und für den Heimflug kannst du einen meiner Privatjets benutzen.“ Während er das kleine Grübchen neben ihrem Mund betrachtete, versprach Rafael sich, dass es bis dahin noch lange dauern würde.
„Es ist unglaublich freundlich, dass du mir hilfst.“
„Nicht freundlich“, berichtigte er automatisch ihre Annahme. „Ich habe allerlei egoistische Gründe, um dich hierzubehalten. Kümmern wir uns um die Zahlen, solange ich noch in der Lage bin, mich darauf zu konzentrieren.“
Drei Stunden später lehnte Grace sich auf ihrem Stuhl zurück und atmete tief aus. Sie lächelte. „Du bist ein brillanter Lehrer.“
Zum ersten Mal in ihrem Leben hatte sie nach einer Finanzsitzung nicht das Gefühl, ihr Kopf müsse explodieren oder dass sich ihr Gehirn verknotete.
Rafael legte den roten Stift weg, den er benutzt hatte, um einen bestimmten Sachverhalt zu verdeutlichen. „Ich verstehe, wie schwer es für dich sein muss. Das macht die ganze Sache umso erstaunlicher.“
„Was ist erstaunlich?“
Er schüttelte den Kopf. Im Schein der untergehenden Sonne schimmerte sein Haar blauschwarz. Der sonst so kühle Glanz seiner Augen wirkte jetzt
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