Julia Bestseller Band 144
Zeitpunkt ist rein zufällig“, spottete sie.
„Vielleicht hatte ich nie das Gefühl, es sei richtig, mich in dein Leben zu drängen. Bis jetzt.“
„Und jetzt meinst du, es sei richtig?“
„Ja, allerdings.“
„Nicht für mich. Ich will es nicht.“
„Ich weiß, und ich hoffe, deine Meinung ändern zu können.“
„Da bin ich aber gespannt.“ Sie trank den letzten Schluck Champagner und stellte das Glas auf die Theke. „Los, fang an.“
Er stand auf, ohne seinen Martini ausgetrunken zu haben. Sofort eilte der Empfangschef herbei, um sie zu ihrem Tisch zu geleiten. Beth erhob sich ebenfalls, peinlich darauf bedacht, einen Sicherheitsabstand zu Jim zu wahren. Sie war fest entschlossen, sich nicht wieder von ihm einwickeln zu lassen, egal was er ihr zu sagen hatte.
Das Lokal war an diesem Sonntagabend gut besetzt. Beth bemerkte natürlich, dass sie und Jim bei den Gästen an den übrigen Tischen einige Aufmerksamkeit erregten. Die Frauen hatten selbstverständlich nur Augen für Jim. Aber mit seiner beherrschenden Persönlichkeit zog er auch die Blicke der Männer auf sich. Sie, Beth, wurde vor allem als seine Begleiterin begutachtet. Es war ihr jedoch ziemlich egal, ob man sie für würdig befand oder nicht.
Sie und Jim wurden zweifellos an einen der besten Tische im Restaurant geführt und mit größter Zuvorkommenheit bedient. Der Empfangschef stellte ihnen den Ober vor, der sich für den Rest des Abends um ihre Wünsche kümmern würde und ihnen die besonderen Spezialitäten des Hauses empfahl.
Beth entschied sich für Tortellini mit Krabbenfüllung, serviert mit Butter und Schnittlauch, gefolgt von knusprig gebratener Entenbrust in Limonensoße mit grünem Pfeffer und zum Dessert ein Schokoladen-Kaffee-Soufflé. Es war nicht einzusehen, warum sie Jim Neilsons Einladung nicht so weit wie möglich genießen sollte.
Jim wählte Ravioli, gefüllt mit Kürbis, Trockenfrüchten und Mandeln, und als Hauptgericht Fisch, filetierten Barramunda. Nach Rücksprache mit dem Weinkellner entschied man sich für einen italienischen Weißwein, Bollini Chardonnay, und einen australischen Rotwein, Mount Mary. Beth wusste, dass sie sich auf ein Glas von jedem beschränken musste, weil sie mit dem Auto gekommen war, aber sie war auf jeden Fall entschlossen, von allem, was dieses exklusive Restaurant zu bieten hatte, zu kosten.
Auf dem Tisch stand als Appetitanreger schon eine Platte mit kleinen Köstlichkeiten bereit. Beth probierte davon. Und da sie nicht an einer sofortigen Fortsetzung ihrer Auseinandersetzung mit Jim interessiert war, ließ sie den Blick bewundernd durch das wahrhaft elegant ausgestattete Restaurant schweifen.
Ein imposantes Gemälde in einem prachtvollen Goldrahmen erregte ihre besondere Aufmerksamkeit. Es stellte eine der Hochzeiten Heinrichs des VIII. dar.
„Gefällt es dir?“
Beth schaute den Mann an, der sie hierher eingeladen hatte und bereit war, für das luxuriöse Ambiente großzügig zu bezahlen. Jim Neilson scheute zweifelsohne keine Kosten. Nur, sie war nicht käuflich.
„Was meinst du?“, fragte sie zurückhaltend.
„Das Gemälde, natürlich“, antwortete er mit einem entwaffnenden Lächeln.
Beth richtete den Blick rasch wieder auf das Bild. „Es wirkt irgendwie unscharf …“
„Das ist der besondere Stil dieses Künstlers. Es ist ein Philip Barker.“
Als Kunstsammler war Jim vermutlich zumindest mit den bekannteren Künstlern vertraut. Plötzlich kam Beth aber ein ganz anderer Gedanke. „Du bist schon einmal hier gewesen!“
„Ja“, bestätigte er, unbeeindruckt von ihrem vorwurfsvollen Blick.
„Aber es war nicht der richtige Zeitpunkt, um uns einen Besuch abzustatten“, spottete sie.
„Ich glaubte, du seist verheiratet. Hättest Kinder.“
„Es wäre ein Leichtes gewesen, vorbeizuschauen und dich persönlich zu überzeugen.“
„Nein, es war nicht leicht, Beth. Ich erwarte nicht, dass du es verstehst, aber da war eine Barriere, die ich nicht überwinden konnte. Ich hätte sie nie überwunden, wenn du mich nicht aufgesucht … und sie niedergerissen hättest.“
Es klang ehrlich. Doch Beth weigerte sich, ihm zu glauben. Ihr Schweigen verriet ihre Skepsis.
Jim lehnte sich zurück und betrachtete sie nachdenklich. „Als ich dich in der Galerie zum ersten Mal sah …“, begann er bedächtig. „Nun, ich konnte meinen Blick nicht von dir wenden. Du sahst so … frisch und bezaubernd aus, wecktest in mir die Erinnerung an den Frühling. Dein Anblick
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