Julia Bestseller Band 144
wärmte mein Herz. Ich wollte dich kennenlernen und fragte Claud, wer du seist.“
„Claud?“, fragte Beth heiser.
„Der Inhaber der Galerie. Meine Frage überraschte ihn. Er war der Meinung, wir würden uns bereits kennen.“ Ein schwaches Lächeln huschte über Jims Gesicht. „Immerhin hattest du beim Einlass anstelle einer Einladung meinen Namen angegeben.“
Beth errötete. Er wusste also, dass sie gelogen und seinen Namen als Passierschein benutzt hatte, um zu der Vernissage eingelassen zu werden. Er hatte es gewusst, noch bevor er sie angesprochen hatte. Was seine späteren Handlungen in ein ganz anderes Licht tauchte. „Was hast du dir damals gedacht?“, fragte sie betroffen.
Er zuckte die Schultern. „Es gibt Frauen, die würden so ziemlich alles tun, um an einen Mann heranzukommen, auf den sie ein Auge geworfen haben. Ich habe das mehr als einmal erlebt. Gewöhnlich nehme ich ihnen sofort den Wind aus den Segeln.“
„Warum … nicht auch bei mir?“
„Ich war wütend. Es zerstörte das wundervolle Bild, das ich mir von dir gemacht hatte. Zerstörte das warme Gefühl. Ich wollte dich dafür bestrafen, dass du so attraktiv und verlogen zugleich warst.“
„Ich verstehe“, flüsterte sie. Und wirklich begriff sie erst jetzt, wie es an jenem Abend innerlich in ihm gebrodelt haben musste.
„Und das Schlimmste war, dass ich mich trotz allem unverändert zu dir hingezogen fühlte. Und ich gab diesem Gefühl nach, obwohl ich dagegen ankämpfte …“
Und dabei sie und sich selber gehasst hatte. Kein Wunder, dass es unmöglich gewesen war, jene Barrieren zu durchbrechen. Sein unterdrückter Zorn hatte sich in wilder Leidenschaft Luft gemacht und in ihr ähnlich heftige Gefühle geweckt. Sie hatte ihn und sich selber gehasst … und dennoch nicht von ihm lassen können.
Der Weinkellner kam mit dem gekühlten Chardonnay, eine willkommene Unterbrechung. Während Jim den Wein kostete und für gut befand, hatte Beth Zeit, sich etwas zu fassen. Natürlich war nicht zu leugnen, dass sie sich stark zueinander hingezogen fühlten. Doch das entschuldigte nicht Jims Vorgehensweise, nachdem er erfahren hatte, wer sie war. Unverzeihlich war vor allem, dass er die alte Farm ihrer Familie als Druckmittel benutzt hatte, um von ihr zu bekommen, was er wollte. Nun, sie konnte jetzt loslassen und war entschlossen, ihn nach diesem Abend nie wiederzusehen.
Nachdem der Weinkellner ihnen eingeschenkt hatte, zog er sich diskret wieder zurück. Beth trank einen Schluck von dem kühlen, funkelnden Wein.
„Warum hast du mir nicht verraten, wer du bist, Beth? Ich meine, gleich dort in der Galerie, als ich dich fragte?“
„Ich war nur gekommen, um einen Blick auf dich zu werfen“, verteidigte sie sich. „Deinen Namen habe ich benutzt, weil man mich sonst nicht eingelassen hätte. Ich wollte nur sehen, was aus dir geworden ist.“
„Aber als ich auf dich zukam …“
„Du hast mich nicht wiedererkannt“, unterbrach sie ihn anklagend. Vielleicht war es unvernünftig und ungerecht, aber sie war überzeugt, dass er es irgendwie hätte wissen müssen, wenn noch etwas von Jamie in ihm gewesen wäre.
„Möglicherweise doch, Beth, irgendwie unbewusst“, widersprach er leise und schaute ihr tief in die Augen. „Vielleicht habe ich mich deshalb gegen jede Vernunft so unwiderstehlich zu dir hingezogen gefühlt … dieses unterschwellige Gefühl, dass du etwas ganz Besonderes seist.“
„Hör auf!“, fuhr sie ihn an, wütend, dass seine Worte sie so stark berührten. „Du versuchst, mich mit Lügen zu verführen.“
„Ach wirklich? Und warum tat ich dann an jenem Abend etwas, was ich noch nie zuvor getan hatte?“
„Warum wehrst du dich dagegen, es schlicht mit sexueller Begierde zu erklären?“
„Weil es mehr als nur das war. Du weißt das auch, Beth.“
„Ich habe von dir nicht mehr gespürt, Jim Neilson, und der Himmel weiß, dass ich mich nach mehr gesehnt habe“, entgegnete sie heftig. Seine Erklärungen und Fragen verwirrten sie, lieber hielt sie sich an das, was sie mit Gewissheit wusste.
Jim beugte sich vor. Seine Augen glühten leidenschaftlich, als er in überzeugtem Ton erklärte: „Du hättest mehr bekommen. Viel mehr. Wenn du mir nur gleich gesagt hättest, wer du bist.“
Beths Stolz wehrte sich dagegen, das zu akzeptieren. „Du wolltest gar nicht wissen, wer ich bin“, widersprach sie eigensinnig. „Ich hätte dich bloß an das Tal erinnert, dem du den Rücken gekehrt hattest. An das
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