Julia Bestseller Band 144
mit denselben Gefühlen zu kämpfen hatte wie sie. Glücklicherweise bot der Empfangschef ihr in diesem Moment mit einer höflichen Verbeugung ein Glas Champagner an, was die knisternde Spannung erst einmal aufhob. Beth nahm das Glas dankend an und setzte sich an die Bar.
Auch Jim nahm wieder Platz, und der Empfangschef zog sich diskret zurück.
„Es funktioniert nicht“, flüsterte Jim mit einem schiefen Lächeln.
Beth zog spöttisch die Brauen hoch. „Du meinst, dein ausgeklügelter Plan?“
Er schüttelte den Kopf. „Du trägst die kühlen Farben des Winters. Doch ich empfinde die Hitze des Sommers.“
Sie deutete auf seinen Martini, der vor ihm auf der Marmortheke stand. „Warum bittest du nicht um etwas Eis? Das kühlt dich vielleicht ab.“
Er lachte. „Du warst immer schon schlagfertig. Ich habe übrigens mit viel Spaß deine Bücher gelesen, Beth. Du hast ein echtes Talent zum Geschichtenerzählen.“
Es erstaunte sie, dass er sich die Mühe gemacht hatte. War sein Interesse ehrlich oder geheuchelt? „Welches hat dir am besten gefallen?“, stellte sie ihn auf die Probe.
„Das mit der Schlange“, antwortete er sofort, wobei ein jungenhaftes Lachen über sein Gesicht huschte. „Es hat mich an unser Erlebnis oben in dem alten Steinbruch erinnert. Du warst damals sehr mutig, Beth.“ Er betrachtete sie liebevoll und bewundernd. „Ich hätte nie geglaubt, dass ein Mädchen so viel Mumm haben würde.“
Beth wich seinem Blick aus. Sie wollte nicht, dass er sie an ihre gemeinsamen Kindheitstage erinnerte. Nicht jetzt. Nachdenklich nippte sie an ihrem Champagner und überlegte, wie sie die Initiative wieder an sich nehmen könnte. „Die Bücher verkaufen sich gut. Inzwischen werden sie auch mit wachsenden Auflagen in Großbritannien und den USA verkauft.“
„Großartig!“
„Nun, auf jeden Fall nützlich“, meinte sie betont sachlich. Sie wollte sich nicht geschmeichelt fühlen und maß Jim mit einem kühlen Blick. „Ich kann es mir so leisten, Dads Partnerschaft an der Farm zu kaufen.“
Er presste die Lippen zusammen. „Es ist mir neu, dass sie überhaupt zum Verkauf steht.“
Beth zog es vor, diese Bemerkung zu ignorieren, und kam sofort zum Kern ihres geschäftlichen Angebots. „Wenn du bereit bist, eine Weile zu warten, werden es mir meine Einkünfte eines Tages ermöglichen, auch deinen Anteil zu kaufen.“
„Und so jede Verbindung zu mir abzubrechen“, ergänzte er bedächtig.
„Das ist wenigstens ehrlich“, versetzte sie heftig. „Ich hege jedenfalls keine Hintergedanken.“
„Ich will dein Geld nicht, Beth.“
„Ich weiß genau, was du willst“, erwiderte sie bissig und trank einen Schluck Champagner.
„Und ich wette, dass dein Vater auch nicht will, dass du dein Geld für ihn ausgibst“, fuhr Jim ernüchternd fort. „Er ist ein stolzer Mann.“
Der Gedanke machte ihr Sorgen. Sie wusste, dass sie bei ihrem Vorschlag weniger an die Reaktion ihres Vaters als an ihren Wunsch gedacht hatte, sich von allen Verpflichtungen gegenüber Jim Neilson freizukaufen. Jims Überlegungen waren berechtigt, auch wenn sie es ihm sehr verübelte, dass ausgerechnet er diese Zweifel in ihr gesät hatte.
„Du hast das nicht mit ihm besprochen, stimmt’s?“
Beth schwieg und blickte in ihr Champagnerglas.
„Es würde deinem Vater auch nicht gefallen haben, wenn du die Farm wirklich für ihn ersteigert hättest. Er hätte sich nur noch mehr als Versager gefühlt, Beth“, fuhr Jim ruhig fort. „Ich weiß, dass deine Absichten die besten waren. Du wolltest ihm helfen, ihm wieder einen Grund geben, morgens aufzustehen.“
Sie sah ihn gequält an. Wie konnte er in so kurzer Zeit so viel verstehen?
„Besser, es kommt von mir als von dir, Beth. So kann er stolz darauf sein, mir die Arbeit abzunehmen, zu der ich keine Zeit habe. Wenn du es ihm angeboten hättest …“ Jim schüttelte den Kopf. „Er hat sowieso schon das Gefühl, dass er dir zu viel schuldet. Das ist eine Bürde, die ihn besonders belastet.“
„Aber er schuldet mir nichts“, protestierte sie.
„Beth, ich habe ihm den ganzen Nachmittag zugehört …“
„Du hattest kein Recht …“
„Zuzuhören?“
„Mit geheucheltem Interesse“, sagte sie vorwurfsvoll.
Er hielt ihrem anklagenden Blick ruhig stand. „Du hast mir keine Chance gegeben zuzuhören, Beth. Keine Chance, mein Interesse zu zeigen. Warum macht es dich so wütend, dass dein Vater sich mir anvertraut hat?“
„Oh, ich nehme an, der
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