Julia Bestseller Band 144
der in Kaskaden ihre Oberschenkel umspielte, aber noch genügend Blick auf ihre langen, wohlgeformten Beine in den pastellfarbenen Seidenstrümpfen freiließ. Dazu trug sie hohe weiße Sandaletten, deren schmale Fesselriemchen ihre zierlichen Fußgelenke betonten.
Ihr Make-up war selbstverständlich makellos. Leuchtend roter Lippenstift, perfekt lackierte Fingernägel. Ihr goldbraunes Haar umschmeichelte seidig glänzend Gesicht und Schultern. Noch ein Spritzer von Diors „Poison“, und Beth war bereit.
Als sie nach unten ging, um sich von ihrem Vater zu verabschieden, betrachtete er sie mit einem schelmischen Augenzwinkern. „Hast du vor, ihn umzuhauen?“
„Ich bin kein kleines Mädchen mehr, Dad“, erinnerte sie ihn sanft.
„Aha!“ Offenbar schien er für sich die Antwort darauf gefunden zu haben, warum seine Tochter zögerte, aufs Land zu ziehen. Mit einem spitzbübischen Lächeln, das verriet, er wisse nun, woher der Wind wehe, fügte er hinzu: „Ich glaube, Jim wird dir Ehre machen, Beth.“
„Das wird sich zeigen“, antwortete sie trocken. „Warte nicht auf mich, Dad.“
„Nur zu, geh und amüsier dich“, ermunterte er sie. „Ich werde mich bald schlafen legen. Das war genug Aufregung für einen Tag.“
Beth hoffte inständig, dass ihn letztendlich nicht doch noch eine niederschmetternde Enttäuschung erwarten würde.
Auf der Fahrt zum Restaurant dachte sie nochmals gründlich über Jim Neilsons großzügigen Vorschlag nach. Mochte er auch in der Finanzwelt eine Art Hai sein, so scheute sie davor zurück, ihm jegliche Integrität abzusprechen. In ihrer ganz persönlichen Auseinandersetzung war ihr Vater völlig unbeteiligt, unschuldig. Es wäre schon verwerflich gewesen, ihn erst hineinzuziehen, um ihn gegebenenfalls als unnützes Opfer einfach fallen zu lassen.
Jim hatte über ihre Person ein vernichtendes Urteil gefällt, doch es gab für ihn keinen Grund, ihren Vater genauso zu behandeln. Rückblickend gestand sich Beth auch ein, dass es unüberlegt von ihr gewesen war zu versuchen, Jamie in Jim Neilson wiederzufinden. Es wäre nicht fair, wenn ihr Vater das Opfer ihres törichten Festhaltens an einem Traum werden würde.
Aber das Leben war nicht fair. Es war nicht fair, dass Jamie bei einem Großvater wie dem niederträchtigen alten Jorgen abgeladen worden war. Es war nicht fair, dass ihre Mutter so jung hatte sterben, ihr kleiner Bruder Kevin so früh sein Leben hatte lassen müssen. Es war nicht fair, dass ihrem Vater so viele Schicksalsschläge aufgebürdet worden waren. War Jim Neilson so skrupellos, einem alten Mann wehzutun, der ihm nie etwas Böses getan hatte?
Nun, sie würde es bald erfahren. Heute Abend sollten alle Karten auf den Tisch gelegt werden.
Sie fand einen Parkplatz in der Nähe des Restaurants und ging die paar Schritte bis zum Eingang. Trotz der Samtjacke fröstelte sie ein wenig. Hier in Melbourne war es zu Anfang des Frühjahrs noch deutlich kälter als in Sydney. Womöglich würde ihr in jeder Hinsicht noch kälter sein, wenn sie nach diesem entscheidenden Gefecht das Restaurant wieder verlassen würde.
Lächelnd betrachtete Beth den kleinen, grün gestrichenen Altbau, in dem das Marchetti’s Latin unterbracht war – inmitten der gewaltigen Wolkenkratzer hier im Stadtzentrum ein mutiger Beweis alles überdauernder Individualität. Beth schaute auf die Uhr. Es war kurz vor acht. Entschlossen betrat sie das Restaurant und wurde sofort von einer Atmosphäre gediegener Eleganz eingehüllt.
Der Empfangschef begrüßte sie zuvorkommend und charmant. Kaum hatte sie Jim Neilson erwähnt, wurde sie sofort mit ihrem Namen angesprochen. „Natürlich, Miss Delaney, Mr Neilson erwartet Sie an der Bar. Wenn Sie mir bitte folgen möchten?“
Sobald sie ihn erblickte, vergaß sie alles um sich her. Er schien bereits ungeduldig auf sie zu warten, ließ den Blick nicht von ihr, als sie langsam auf ihn zuging. In seinem schwarzen Smoking, unkonventionell kombiniert mit einem weißseidenen Polohemd, wirkte er beeindruckend männlich und atemberaubend sexy.
Sein intensiver Blick gab ihr das Gefühl, völlig nackt vor ihm zu stehen. Erregende Bilder tauchten vor ihr auf – wie Jim ihre Brüste liebkost, zwischen ihren Beinen gelegen und sie wild und leidenschaftlich genommen hatte. Wider Willen durchzuckte es sie heiß.
Er erhob sich, um sie zu begrüßen. Dabei versuchte er nicht, ihre Hand zu ergreifen. Beth sah die Glut in seinen dunklen Augen und wusste, dass er
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