Julia Bestseller Band 144
Leben, das du gehasst hattest.“
„Und warum bin ich jetzt hier, Beth? Warum habe ich mich soeben wieder an das Tal gebunden?“
„Du hast mir gesagt, warum!“, entgegnete sie verbittert. „Damit du mich haben kannst, bis das Feuer erloschen ist.“
„Verdammt, ich wollte mehr von dir!“ Er beugte sich beschwörend zu ihr vor. „Die Tatsache, dass es mir völlig egal war, was es mich kosten würde – und ich meine hier mehr als bloß Geld –, sollte dir eigentlich eine Ahnung geben, wie tief du mich berührt hast. Und wenn du dir einbildest, ich würde so viel für Sex zahlen, wie gut er auch sein mag, dann bist du verrückt.“ Er atmete tief ein. „Du warst es, die es auf eine rein sexuelle Beziehung beschränkte … und die war so explosiv, dass einfach mehr dahinterstecken musste. Aber du gabst mir nichts, woran ich hätte anknüpfen können!“
Er presste die Lippen zusammen. „Schön, ich arbeitete mit dem wenigen, was du mir gabst, was du mich zu glauben veranlasstest. Und wenn du ehrlich bist, Beth Delaney, dann gibst du das, verdammt noch mal, zu und setzt dich nicht aufs hohe Ross, als wärst du mir nicht freiwillig auf diesem Weg gefolgt. Aus welchem Grund auch immer.“
Beth schwieg. Sie konnte es nicht abstreiten.
„Ich habe mich in meinem Urteil also geirrt“, fuhr Jim fort. „Welch ein Verbrechen! Egal wie sehr du mich durch dein Handeln in die Irre geführt hast. Und jetzt betrachtest du es wieder als ein Verbrechen, dass ich hergekommen bin und herausgefunden habe, wie dein Leben war, seit du das Tal verlassen hattest. Die Wahrheit ist, dass du mir vergangenen Freitag schon hättest sagen können, was ich heute von deinem Vater erfahren habe. Und es hätte uns diese … Hölle erspart.“
„Und du hättest schon vor Jahren nach Melbourne kommen und das alles selbst herausfinden können. Vor Jahren, Jim Neilson“, entgegnete sie hitzig. Seine Verteidigung war gerechtfertigt, das musste sie einräumen. Zumindest aus seiner Sicht. Aber es gab auch noch ihre Sicht! Er hatte ihren Glauben an etwas ganz Besonderes verraten … eine Seelenverwandtschaft, für immer und ewig. Sie war sich dessen so gewiss gewesen. Die Gewissheit eines Kindes, dachte sie zynisch.
Jim schloss für einen Moment kopfschüttelnd die Augen und atmete tief ein, ehe er Beth wieder ansah.
„Ich kam nach Melbourne. Als ich achtzehn war. Ich sah dich vor deiner Haustür mit einem zusammenklappbaren Kinderwagen und einem kleinen Baby auf dem Arm.“
Kevin. Nur dass Jim nichts von Kevin gewusst haben konnte. Nichts vom Tod ihrer Mutter.
„Und ich sagte mir damals, Jamie, mein Junge, sie hat nicht auf dich gewartet. Also kehrte ich nach Sydney zurück und stürzte mich auf einen anderen Traum.“
Mit diesen wenigen, fast gleichmütig ausgesprochenen Sätzen zerschlug Jim ihre ganze Anklage gegen ihn. Beth schwieg benommen, während sie das Ausmaß seiner Enttäuschung zu begreifen versuchte, mochte diese auch auf falschen Annahmen beruht haben.
Er war gekommen, wie er es versprochen und wie sie es fest geglaubt hatte. Nicht eine Sekunde zweifelte sie an seinen Worten. Diese besondere Verbundenheit zwischen ihnen … Sie hatten sich geschworen, dass weder Zeit noch Entfernung sie schwächen würde. Jamie war zurückgekommen. Mit achtzehn. Und er hatte glauben müssen, sie habe nicht auf ihn gewartet, sondern ihren Schwur bereits in so kurzer Zeit gebrochen.
Dabei hatte sie auf ihn gewartet, noch viele weitere Jahre lang, ehe ihre Hoffnung und ihr Vertrauen allmählich geschwunden war. Wenn er nur damals auf sie zugekommen wäre und sie angesprochen hätte …
Jim schien ihre Gedanken zu erraten. „Wenn du mich deswegen verurteilen willst, nur zu“, forderte er sie spöttisch auf. „Heute weiß ich, dass ich damals voreilige Schlüsse gezogen habe. Aber die Vergangenheit lässt sich nicht mehr ändern. Weder du kannst es, noch ich kann es, Beth. Genauso wenig die Jahre, die seitdem vergangen sind, was wir aus ihnen gemacht haben, was wir aus uns gemacht haben.“
Beth schwieg, zu betroffen über die Laune des Schicksals, die Jamie getötet hatte und Jim Neilson hatte entstehen lassen. Keine Trauer konnte zurückbringen, was unwiederbringlich verloren war. Und Jim hatte recht, was die Auswirkung der Zeit, die seitdem vergangen war, betraf: weitaus mehr Jahre, als sie gemeinsam verbracht hatten. Sie waren keine Kinder mehr, die sich grenzenlos vertrauten.
Es war sinnlos, nach Schuld zu fragen. Sie
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