Julia Bestseller Band 144
ihm liebe. Dass er für mich da ist und nicht ständig im Ausland herumtingelt.“ So wie es ihr milliardenschwerer Vater sein ganzes Leben lang getan hatte. „Er genießt es, mit mir zusammen zu sein. Wir haben jede Menge Spaß.“
„Spaß!“, hatte ihr Vater verächtlich geschnaubt. „Durch deine Adern fließt mein Blut, Mädchen. Freedmans Art Spaß wird dir bald zum Hals heraushängen. Im Moment ist das alles noch neu für dich, aber das hält nicht an. Meinetwegen kannst du dich ruhig eine Weile mit ihm amüsieren, aber deshalb heiratet man doch nicht gleich! Die Ehe ist ein ernstes Geschäft.“
„In meinen Augen ist die Ehe überhaupt kein Geschäft, das ist es ja eben“, hatte sie ihm entgegengeschleudert, erbost darüber, wie verächtlich er von ihrer Beziehung zu Mark sprach. „Es geht darum, geliebt zu werden. Und ich bin mir ganz sicher, dass ich geliebt werde.“
„Das wird nicht anhalten“, hatte ihr Vater geknurrt.
Doch Charlotte wusste, dass er sich irrte. Sie war dreißig Jahre alt. Sie wünschte sich Kinder. Genau wie Mark. Sie waren glücklich miteinander und freuten sich auf ihre gemeinsame Zukunft. Und natürlich war er kein Playboy. Das war nur so ein Gerede von ihrem Vater, mit dem er Mark niedermachen wollte. Mark war ein höchst erfolgreicher Eventmanager, und sie freute sich schon jetzt darauf, nach der Hochzeit mit ihm zusammenzuarbeiten.
Aber sie wollte sich ihrem Vater nicht völlig entfremden.
Während der letzten Monate hatte es fast so ausgesehen, als ob er Mark – wenn auch murrend – in den Familienkreis aufgenommen hätte, aber an Weihnachten … es war grauenhaft gewesen, entsetzlich. So etwas durfte sich nie wiederholen, das musste sie unter allen Umständen noch vor der Hochzeit sicherstellen. Oder genauer gesagt vor der Silvesterparty heute Abend auf der Jacht. Wenn da ihr Vater Mark wieder so von oben herab behandelte … dann konnte sie für nichts mehr garantieren.
Charlotte atmete tief durch, ihre Brust fühlte sich plötzlich so eng an. Beim Blick auf die Uhr am Armaturenbrett sah sie, dass die Mittagszeit vorüber war. Es war fast zwei. Mit etwas Glück würde sie es vielleicht schaffen, ihrem Vater ein kurzes Gespräch unter vier Augen abzutrotzen. Sie musste es schaffen.
Mark hatte sie etwas von einer langen Sitzung im Schönheitssalon erzählt, wegen der Silvesterparty am Abend. Besser, wenn er von dem Gespräch mit ihrem Vater nichts erfuhr. Sie würde es möglichst kurz machen, sodass sie bis zum späten Nachmittag wieder in ihrer gemeinsamen Wohnung in Double Bay war, wo Mark dann bestimmt schon auf sie wartete.
Während sie am Nordstrand von Sydney entlangfuhr, überlegte sich Charlotte zum hundertsten Mal, was sie sagen wollte. Und wenn es ihr dann – hoffentlich – gelungen sein würde, ihren Vater von ihrem Standpunkt zu überzeugen, blieb ihr nur noch zu hoffen, dass er sich an die vereinbarten Spielregeln in Zukunft auch hielt.
Nachdem sie ihr Ziel erreicht hatte und aus ihrem Mercedes ausgestiegen war, war sie wild entschlossen zu gewinnen, einfach weil sie gewinnen musste. Doch das erste Hindernis kündigte sich bereits an, als sie in das Foyer stürmte und sah, dass der Butler einen Servierwagen mit mehreren Kaffeegedecken zum großen Salon schob.
„Haben meine Eltern Gäste, Charles?“
„Guten Tag, Miss Charlotte“, erwiderte Charles mit einem tadelnden Unterton in der Stimme, der sie daran erinnern sollte, dass gute Umgangsformen im Hause Ramsey immer noch großgeschrieben wurden. Er war ein hochgewachsener Mann in den Fünfzigern, der in Haushaltsangelegenheiten die absolute Autorität innehatte, zudem war er ein gnadenloser Verfechter untadeligen Benehmens.
Sie verzog peinlich berührt das Gesicht. „Ihnen auch einen guten Tag, Charles. Bitte entschuldigen Sie, aber ich bin in Eile. Ich muss unbedingt kurz mit Dad sprechen.“
Er deutete auf die Flügeltür zum großen Salon. „Mr Ramsey hat Gäste. Ihr Herr Bruder mit einem seiner Freunde aus London, Mr Damien Wynter. Mrs Ramsey ist außer Haus, sie nimmt einen Termin bei ihrem Friseur wahr.“
Charlotte runzelte die Stirn. Gut, dass ihre Mutter aus dem Weg war, aber dass sie jetzt erst Peters Freund kennenlernen und zumindest ein paar Takte mit ihm reden musste, war mehr als ärgerlich. Außerdem würde ihr Vater unter diesen Umständen wahrscheinlich wenig Neigung verspüren, sich mit ihr zurückzuziehen, weil ihm viel mehr daran gelegen sein würde, diesen
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