Julia Bestseller Band 144
Wenn Charlotte Ramsey ihrem Bruder charakterlich auch nur entfernt ähnlich war, könnte sich dieser Besuch hier als schicksalhaft erweisen. Und als der Beginn eines Lebens, nach dem er sich schon als Kind gesehnt hatte, mit einer dauerhaften, von Aufrichtigkeit geprägten Beziehung.
Charlotte beugte sich vor und flüsterte ihrem Vater ins Ohr: „Ich muss dich allein sprechen, Dad. Unbedingt, es ist wichtig.“
Er runzelte die Stirn. „Aber vorher will ich dir erst einmal Peters Freund vorstellen. Komm mit“, befahl er mit einem missbilligenden Unterton in der Stimme.
„Ja, klar“, stimmte sie eilig zu und drehte sich zu dem Gast um. Der Anblick von Damien Wynter traf sie gänzlich unvorbereitet.
Er sah nicht aus wie ein Engländer. Er sah überhaupt nicht aus wie jemand, den sie kannte. Atemberaubend gut sah er aus, wie ein Filmstar, wie ein gefährlicher Latin Lover, mit dem dunklen Teint und den schwarzen Haaren, oder wie ein spanischer Aristokrat. Diese Augen, so dunkel, dass sie fast schwarz wirkten, glitzerten so provozierend, während er sie musterte, dass ihr Herz einen Satz machte.
He! Dieser Mann war sexuelles Dynamit. Er überragte Peter noch um zwei oder drei Zentimeter, und die lässige Eleganz, die er ausstrahlte, wurde von dem kragenlosen weißen Hemd und den engen schwarzen Jeans, die er anhatte, betont. Sein muskulöser Körper war offensichtlich durchtrainiert und geschmeidig. Alles in allem wirkte er wie ein Panther auf dem Sprung, befand Charlotte.
Und sie war die Beute.
Ein seltsamer kleiner Schauer rieselte ihr über den Rücken, woraufhin sie sich sofort zur Ordnung rief, peinlich berührt über ihre Reaktion. Obwohl sie garantiert nicht die einzige Frau war, die so auf Damien Wynter reagierte. Für einen verräterischen Sekundenbruchteil wünschte sie sich, Mark möge dieselbe umwerfende Ausstrahlung haben.
Erst als sie die große Hand ihres Vaters in ihrem Rücken spürte, erwachte sie aus ihrer Trance. Sie setzte ein Lächeln auf, um ihre Verlegenheit zu überspielen. Äußerlichkeiten waren nicht die Hauptsache, jedenfalls nicht auf lange Sicht.
„Damien, es ist mir ein Vergnügen, Ihnen meine Tochter Charlotte vorstellen zu dürfen“, verkündete ihr Vater mit weit mehr Wärme, als er Mark je entgegengebracht hatte.
Woraufhin sie prompt alle Stacheln ausfuhr.
„Ich freue mich sehr, Sie kennenzulernen, Charlotte“, begrüßte der Mann sie betont herzlich, während er auf sie zukam und ihr die Hand hinstreckte.
Sie griff automatisch danach, und als sie bei seinem festen Händedruck so etwas wie einen Stromschlag verspürte, war sie erneut so schockiert, dass sie gedankenlos heraussprudelte: „Peter hat schon von Ihnen erzählt. Er wird sich bestimmt viel Mühe geben, dass Sie sich hier bei uns in Australien wohlfühlen.“
Die dunklen Augen fingen ihren Blick mit einer sehr eigenen Intensität ein. Einer Intensität, die sie mitten ins Herz traf. „Ich bin froh, dass ich gekommen bin.“
Ihretwegen.
Er brauchte das Wort nicht auszusprechen, sie konnte es fühlen. Und durch seinen Händedruck wurde die mehr als unwillkommene Verbindung, die er forcierte, noch verstärkt.
„Tut mir leid, aber ich habe es eilig und muss dringend etwas mit Dad besprechen“, sagte sie schnell, während sie ihn nötigte, ihre Hand freizugeben, indem sie sich zu ihrem Vater umdrehte. „Was meinst du, sollen wir in die Bibliothek gehen?“
Ihr Vater deutete auf Charles, der soeben den Teewagen ins Zimmer geschoben hatte. „Hat das nicht Zeit bis nach dem Kaffee?“
„Bitte, Dad. Ich muss so schnell wie möglich zurück, weil …“
„Ja, ja, schon gut“, fügte er sich widerstrebend. „Ich bin gleich wieder da“, informierte er Peter und Damien.
„Tut mir wirklich leid“, ergänzte Charlotte mit einem flüchtigen Blick auf die beiden Männer, wobei sie es vermied, den dunklen Augen zu begegnen, die sie gleich darauf im Rücken spürte.
Damien Wynter war garantiert ein Schürzenjäger.
Und keinen zweiten Gedanken wert.
Während Damien ihr nachschaute, wirbelten seine Gedanken wild durcheinander.
„Zu spät“, bemerkte Peter trocken.
Damien stutzte. „Was soll das heißen?“
„Sie heiratet. In zwei Wochen ist die Hochzeit.“
Enttäuschung war gar kein Ausdruck für das, was er fühlte. Das war ein Schlag, mit dem er nicht gerechnet hatte. Sie heiratete einen anderen? Das war doch nicht möglich! Er hatte die Verbindung zwischen ihnen doch genau gespürt. Er
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