Julia Bestseller Band 144
Zähne und sein massiger Körperbau unterstrichen seine Ähnlichkeit mit einem Raubtier. Er wandte sich zu seinem persönlichen Assistenten um und sagte: „Wir benötigen noch zwei Stühle.“
„Ich spiele nicht, Sir“, erklärte Mark.
Das ehrerbietige „Sir“ ärgerte Charlotte. Sie wollte nicht, dass ihr zukünftiger Ehemann in so unterwürfigem Ton mit ihrem Vater sprach – grundsätzlich nicht und heute Abend im Beisein von Damien Wynter schon gar nicht.
„Ich würde gern Charlotte beim Spielen zusehen, falls Sie nichts dagegen haben“, fuhr Mark fort. Es klang einschmeichelnd, fand Charlotte und ärgerte sich noch mehr.
„Warum nicht?“, stimmte ihr Vater zu. „Allerdings laufen Sie dabei Gefahr, Ihre zukünftige Ehefrau von einer ganz neuen Seite kennenzulernen, die Ihnen womöglich nicht besonders zusagt.“
Das war eine eindeutige Vergraulungsmaßnahme, aber Mark ließ sich nicht abschrecken.
„Oh, ich glaube, ich kenne sie recht gut“, gab er zurück, so selbstbewusst, dass es Charlotte eigentlich hätte besänftigen müssen. Doch dem war nicht so. Unerfindlicherweise nahm sie es ihm nämlich immer noch übel, dass er nicht wenigstens ein bisschen so war wie Damien Wynter, der sich mit größter Selbstverständlichkeit einfach nahm, was er wollte, ganz so, als ob es sein gutes Recht wäre.
Wütend auf sich selbst, erinnerte sie sich daran, dass Damien im Gegensatz zu Mark in eine Welt des Reichtums hineingeboren worden war, die so eine Haltung kultivierte. Und bisher hatte ihr genau das an Mark gefallen – dass er eben nicht so war wie ihre Familie. Es wäre wirklich verrückt, dieses Urteil jetzt plötzlich infrage zu stellen. Abrupt drehte sie sich um und wandte dem Mann, der sie in derartige Gewissenskonflikte stürzte, trotzig das Gesicht zu.
Das Gefühl, dass er sie so lange angeschaut hatte, bis sie sich zu ihm umdrehte, dass er sie also durch einen reinen Willensakt dazu gezwungen hatte, hatte etwas Beunruhigendes. In den dunklen Augen glitzerte Genugtuung. Und plötzlich bildete sie sich ein, die Gedanken hinter dieser hohen Stirn lesen zu können. Du entkommst mir nicht. Prompt bekam sie Herzklopfen. Das werden wir schon sehen. Charlotte machte sich zur Gegenwehr bereit.
Sein Blick streifte kurz die Stühle, die man für sie und Mark gebracht hatte, bevor er sich sehr überlegt für den Stuhl direkt ihr gegenüber entschied.
„Ich bitte darum, Platz zu nehmen, Gentlemen“, rief ihr Vater, während er ihr ein leise belustigtes Lächeln zuwarf. „Meine Tochter kann es nämlich gar nicht erwarten, Sie herauszufordern.“
Man hörte vereinzeltes Gelächter. Charlotte hatte sofort gespürt, dass sie hier nicht für voll genommen wurde. Man duldete sie nur, weil sie die Tochter des Gastgebers war. Da verbot sich jeder Protest.
„Ich rate Ihnen gut, sie nicht zu unterschätzen“, fuhr ihr Vater fort. „Charlotte hat mich schon öfter geschlagen, als ich zählen kann.“
„Und mich auch“, bekräftigte Peter. „Sie hat Nerven aus Stahl. Ohne die sie im Übrigen an der Börse auch nicht weit gekommen wäre.“
„An der Börse?“, fragte Damien sichtlich überrascht. Er schaute Peter, der sich neben ihn gesetzt hatte, fragend an.
„Charlotte hat für eine internationale Bank Wertpapiere verkauft.“
„Ich wusste gar nicht …“
Charlotte konnte sich ein triumphierendes Lächeln nicht verkneifen, als Damian Wynter sie immer noch überrascht anschaute, wobei er sie offensichtlich neu einzuschätzen versuchte. Wahrscheinlich hatte er sie als verwöhntes Partygirl eingestuft, das bestenfalls irgendeine der ehrenamtlichen Funktionen bekleidete, die gerade in Mode waren – eine Frau ohne eigene Persönlichkeit und dazu erzogen, sich in ihrer Ehe mit jeder Rolle zu begnügen, die ihr Ehemann ihr zudachte.
Peter lächelte sie an, während er noch eins draufsetzte, indem er sagte: „Bei der Bank hatte sie den Spitznamen Die Ramme , aber ich glaube nicht, dass es etwas mit dem Familiennamen Ramsey zu tun hatte.“
„Faszinierend“, murmelte Damien mit glitzernden Augen. Die neue Information hatte sein Interesse an ihr offensichtlich noch verstärkt.
Zu ihrem Entsetzen hatte Charlotte plötzlich einen ganzen Schwarm Schmetterlinge im Bauch, ihre Brustspitzen richteten sich auf und kribbelten. Himmel! Sie wollte diese körperliche – rein sexuelle – Reaktion auf Damien Wynter nicht. Warum imponierte es ihm überhaupt, dass sie intelligent war, während so etwas
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