Julia Bestseller Band 144
nächsten Limousine und wartete, bis sie auf dem Rücksitz Platz genommen hatte, bevor er um das Auto herumging und sich neben sie setzte. Er kam aus Peters Welt, aus der Welt ihres Vaters, und wusste, wie diese Welt funktionierte, mit all ihren Vor- und Nachteilen. Und in diesem Moment erschien es Charlotte gar nicht einmal so schlecht, ebenfalls dazuzugehören.
Die Limousine setzte sich in Bewegung, folgte dem Wagen, in dem ihre Mutter saß. Charlotte hielt ihre Hände fest verschränkt in ihrem Schoß. So konnte sie sich besser beherrschen und gegen die aufkommenden Tränen ankämpfen.
„Wenn da vorn in dem Krankenwagen Ihre Mutter läge, hätte Ihr Vater bestimmt Sie ausgewählt, ihn zu begleiten, Charlotte“, sagte Damien ruhig. „Trost sucht man stets instinktiv beim anderen Geschlecht. Das geht nicht gegen Sie.“
Stimmte das? Vielleicht. Das Gefühl, dass sich beide Eltern von ihr abgewandt hatten, verflüchtigte sich etwas, obwohl der Schmerz in ihrer Brust nicht nachließ. Immerhin war nicht auszuschließen, dass er das nur sagte, um für sich selbst das Beste herauszuholen.
Sie warf ihm einen finsteren Blick zu. „Wenn das eine Aufforderung sein soll, mich von Ihnen trösten zu lassen, darauf kann ich verzichten. Trotzdem danke, dass Sie sich als Lückenbüßer zur Verfügung stellen.“
Er ließ seine dunklen intensiven Augen auf ihr ruhen. „Warum haben Sie denn Freedman nach Hause geschickt, Charlotte?“
Sie riss ihren Blick von ihm los und sah, ohne etwas zu sehen, aus dem dunkel getönten Seitenfenster. „Ganz bestimmt nicht, damit ich mit Ihnen zusammen sein kann“, brummte sie ungnädig.
„Das habe ich auch nicht angenommen, aber wundern tut es mich trotzdem. Immerhin ist er der Mann, den Sie heiraten wollen.“
„Es hat nichts mit meinen Gefühlen für Mark zu tun“, wies Charlotte ihn schroff zurecht. „Ich dachte nur an meinen Vater. Er darf sich jetzt nicht aufregen.“
„Dann ist Ihr Vater mit dieser Heirat also nicht einverstanden.“
Als sie die Genugtuung hörte, die in seiner Stimme mitschwang, warf sie ihm einen finsteren Blick zu. „Er kommt schon noch drauf, dass er sich irrt.“ Obwohl sie sich da inzwischen gar nicht mehr so sicher war.
„Oder es stellt sich heraus, dass er sich nicht irrt“, widersprach er. „Vielleicht outet sich Freedman ja unfreiwillig doch noch als Mitgiftjäger, der versucht, Sie zu manipulieren.“
Sie hob trotzig das Kinn. „Mich manipuliert niemand.“
„Wirklich nicht?“, fragte er mit skeptisch hochgezogener schwarzer Augenbraue. „Dann verlangen Sie doch von ihm, dass er einen Ehevertrag unterschreibt, Charlotte. Das könnte möglicherweise dazu beitragen, dass es Ihrem Vater bald wieder besser geht. Auf jeden Fall würde es ihn beruhigen.“
Sie holte tief Luft, während sie versuchte, die Schuldgefühle abzuwehren, die sofort wieder in ihr aufstiegen. „Woher wollen Sie wissen, was die Ursache für den Herzanfall war? Ebenso gut kann es ein erhöhter Cholesterinspiegel oder eine verstopfte Arterie oder sonst was gewesen sein“, fauchte sie wütend.
„Stimmt“, räumte er bereitwillig ein. „Ich habe mich nur eben wieder daran erinnert, was Ihr Vater für ein Gesicht gemacht hat, als Sie heute Abend mit Freedman die Pokerrunde verließen.“
Seine Beobachtung gab ihren Gewissensbissen neue Nahrung. In ihrer Not klammerte sie sich an den Gedanken, dass es Damien Wynter nur um seine eigenen Interessen ging. „Sie müssen es ja wissen.“
Er lächelte sardonisch. „Sie verschließen immer noch die Augen vor der Wahrheit.“
„Und Sie verfolgen ausschließlich Ihre eigenen Interessen, Damien Wynter. Allerdings könnte der Zeitpunkt dafür kaum ungeeigneter sein.“
Wieder nagelte er sie mit einem Blick fest. „Mir bleibt nicht mehr viel Zeit, Ihnen klarzumachen, dass ich der Mann bin, auf den Sie Ihr Leben lang gewartet haben, und nicht Freedman. Ich bin da, Charlotte, direkt neben Ihnen. Denken Sie darüber nach.“
„Ich habe Sie nicht um Ihren Beistand gebeten“, gab sie hitzig zurück.
„Immerhin akzeptieren Sie ihn.“
„In einer kritischen Situation.“
„So ist es. Ich bitte Sie, vertrauen Sie Ihrem Gefühl, Charlotte. Auf das Gefühl ist nämlich im Allgemeinen mehr Verlass als auf den Verstand.“
Ihr Herz raste. Sie hasste ihn dafür, dass er ihr das antat.
„Es ist nur Ihr Stolz, der Sie zwingt, an Freedman festzuhalten“, setzte er seinen erbarmungslosen Angriff fort. „Aber Stolz ist
Weitere Kostenlose Bücher