Julia Bestseller Band 144
…
„Sie wünschen sich doch auch Kinder, oder?“, fragte Damien.
„Ja.“
„Sie sind dreißig“, gab er zu bedenken. „Das weiß ich von Peter. Wenn Sie sich wirklich eine Familie wünschen, wird es langsam Zeit, eine zu gründen.“
Das war ihr klar. Musste er unbedingt auch noch Salz in diese Wunde streuen? Mark war – leider nur scheinbar – die Antwort auf ihren Kinderwunsch gewesen, aber das war vorbei. Würde sie je einen anderen Mann finden, den sie liebte? Und würde sie je wieder einem Mann Glauben schenken können, der behauptete, sie zu lieben? Immerhin war ihr Vertrauen in die menschliche Natur eben erst zutiefst erschüttert worden.
Zwischen einer Mutter und ihren Kindern aber gab es diese uneigennützige Liebe, nach der sie sich so sehnte. Und selbst wenn sie nur nach einem Samenspender Ausschau hielte, würde einiges für Damien Wynters Gene sprechen. Er sah blendend aus und verfügte über Intelligenz. Die er im Moment offensichtlich dazu benutzte, sie zu manipulieren.
Die Frage war nur, warum.
Er gab nicht vor, sie zu lieben. Was immerhin ein Lichtblick war, obwohl sie ihm natürlich sowieso nicht geglaubt hätte, wenn er es behauptet hätte. Also war er auf etwas anderes aus, aber auf was?
Sie musterte ihn eingehend, während sie nach einer Antwort auf ihre Frage suchte.
Ging es ihm um die Verschmelzung zweier riesiger Vermögen? Um eine Fusion? Offensichtlich hatte er sich von Peter persönliche Informationen über sie beschafft … zum Beispiel, wie alt sie war … und was sonst noch?
„Was hat Peter damit zu tun?“, fragte sie unverblümt.
„Gar nichts.“
Es klang durchaus aufrichtig. Aber seit der Pokerpartie mit ihm wusste sie, dass er gut bluffen konnte. „Oh, bitte!“, sagte sie spöttisch. „Lügen ist zwecklos. Wenn ich nämlich das Gegenteil herausfinde und …“
„Peter weiß nur, dass ich ein persönliches Interesse an Ihnen habe“, erklärte er. „Er hat mich an Silvester gewarnt, dass Sie vergeben sind und demnächst heiraten. Und dass Sie sich ganz bestimmt nicht umstimmen lassen.“ Die dunklen Augen glitzerten triumphierend. „Aber da hat er sich verschätzt. Wohl auch deshalb, weil er ein paar Dinge nicht vorausahnen konnte, die mir jetzt Gelegenheit geben, Ihnen einen anderen – meiner Meinung nach Erfolg versprechenderen – Weg vorzuschlagen, indem Sie Ihre Zukunft mit mir planen.“
„Und warum wollen Sie das? Weil ich die Tochter meines Vaters bin?“
„Ihr Vater hat etwas sehr Herausforderndes an sich, und Sie sind unübersehbar seine Tochter“, erklärte er mit einem ironischen Lächeln.
„Dann ist es also das, was Sie suchen? Die Herausforderung?“
„Auf jeden Fall wird das Leben dadurch entschieden interessanter.“
„Aber wenn Sie mich erst einmal haben, bin ich keine Herausforderung mehr. Was könnten Sie dann einer Ehe mit mir noch abgewinnen?“, fragte sie möglichst beiläufig, bevor sie einen Schluck von ihrem Drink nahm. Dabei machte sie ein skeptisches Gesicht.
„Ich kann mir nicht vorstellen, dass das Leben mit Ihnen jemals langweilig wird.“ Er lächelte süffisant. „Wahrscheinlich müsste ich ständig aufpassen, nichts falsch zu machen, so wie im Moment auch … immer auf dem Sprung, sozusagen. Ein falscher Schritt, und ich falle auf die Nase. Sehe ich das richtig, Charlotte?“
Unwillkürlich musste sie lächeln. „Absolut. Sie spielen mit dem Feuer, Damien Wynter.“
Er lachte, nicht im Mindesten beunruhigt. Es war ein Lachen, das auf ihrer Haut kribbelte und sie daran erinnerte, wie attraktiv er war – eine Tatsache, die sie die ganze Zeit zu verdrängen versucht hatte. Er war ein aufregender Mann, körperlich und geistig. Die Hochzeitsnacht mit ihm würde es bestimmt in sich haben, überlegte Charlotte.
„Dann leben Sie also gern gefährlich?“, fragte sie in der Absicht, mehr über ihn in Erfahrung zu bringen.
„Nicht gefährlicher als Sie, Charlotte. Sonst hätten Sie nicht an der Börse gearbeitet, und so waghalsig Poker spielen würden Sie auch nicht. Sie kennen den Rausch des Risikos und wissen, wie es sich anfühlt, wenn der Adrenalinspiegel in die Höhe schnellt.“ Er lächelte. „Das Risiko liegt Ihnen im Blut, genau wie mir.“
Sie runzelte die Stirn, weil sie in seinen Worten ihren Vater wiedererkannte. Sie wollte aber keinen Mann, der wie ihr Vater war. Oder wollte sie nur die Art Ehe nicht, die ihre Mutter führte?
„Ich habe nach Sicherheit gesucht“, widersprach sie.
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