Julia Bestseller Band 144
erlosch sein Interesse. So jedenfalls sah Amy die Sache, obwohl sie nicht verstand, worin für ihn der Reiz lag, sich immer wieder mit anderen Frauen abzugeben.
Sie entschloss sich, auch noch die Haare zu waschen. Sollte er ruhig noch länger warten. Damit würde sie ihm beweisen, dass sie es nicht eilig hatte, seine Gesellschaft zu genießen. Außerdem konnte sie viel selbstbewusster auftreten, wenn sie gut zurechtgemacht war.
Nachdem sie das Haar trocken geföhnt hatte, war es sehr widerspenstig. Und so fühlte Amy sich insgesamt. Sie freute sich darauf, Jake in seine Schranken zu weisen. Um keinen falschen Eindruck zu erwecken, verzichtete sie auf Make-up.
Jeans und ein relativ weites T-Shirt würden Jake schon die richtige Botschaft vermitteln. Nur mit dem kurzen Morgenmantel aus weicher Seide bekleidet, der ihr gerade bis zu den Oberschenkeln reichte, wollte sie ins Schlafzimmer gehen. Doch im Flur blieb sie wie angewurzelt stehen, weil sie Jakes Stimme hörte.
„Sie duscht gerade und zieht sich um“, erklärte er. Mit wem redete er?
„Möchten Sie ein Glas Champagner?“, fuhr er fort. Offenbar hatte er jemanden hereingelassen! „Ich habe gerade Amy und mir ein Glas eingeschenkt.“
„Was, zum Teufel, geht hier vor?“
Das war Steve, wie Amy entsetzt klar wurde.
„Wie bitte?“
„Allein kann Amy sich so ein Apartment gar nicht leisten“, behauptete Steve ärgerlich und misstrauisch.
Wie kann er es wagen, mir etwas zu unterstellen und sich in meine Angelegenheiten zu mischen? fragte Amy sich empört.
„Ich habe ihr eine Gehaltserhöhung gegeben“, antwortete Jake betont fröhlich. „Die hat sie auch verdient. Sie ist die beste Mitarbeiterin, die ich je hatte. Wollen Sie ein Glas Champagner oder nicht?“
„Nein. Ich wollte mich nur erkundigen, ob alles in Ordnung ist.“
Er hat ein schlechtes Gewissen, dachte Amy und verstand selbst nicht mehr, warum sie nach der Trennung so verzweifelt gewesen war.
„Die Fahrt hätte ich mir offenbar sparen können“, fügte Steve hinzu.
Amy konnte den Spott in seiner Stimme nicht mehr ertragen und eilte voller Zorn ins Wohnzimmer. Doch bei dem Anblick, der sich ihr bot, blieb sie unvermittelt stehen. Jake stand am Tisch, den er fürs Dinner gedeckt hatte, und hielt eine Flasche Champagner in der Hand. Steve befand sich an der Tür zur Küche und wirkte so, als wollte er jeden Moment den Rückzug antreten. Offenbar schüchterten Jake und die luxuriöse Umgebung ihn ein.
Sein sorgfältig kultiviertes Yuppie-Image ließ ihn unreif erscheinen neben Jake mit seiner männlichen Ausstrahlung, die er so lässig zur Schau zu tragen schien. Amy freute sich insgeheim, dass der Vergleich zwischen den beiden zuungunsten ihres Exlovers ausfiel. Und das sollte er auch merken!
„Du liebe Zeit! Wie bist du denn hereingekommen, Steve?“, fragte sie betont überrascht.
Er blickte sie fassungslos an, und sie wurde sich bewusst, dass sie unter dem Outfit aus Seide und Spitze völlig nackt war. Natürlich erkannte er das exklusive Stück, das sie sich zu ihrem Geburtstag selbst gekauft hatte, um etwas mehr Schwung in ihr gemeinsames Liebesleben zu bringen.
„Hm, deine Idee, dir etwas Bequemeres anzuziehen, gefällt mir ausgesprochen gut“, sagte Jake und ließ die Stimme absichtlich ganz besonders verführerisch klingen.
„Das freut mich“, erwiderte sie genauso sinnlich. Sie würde Steve schon beweisen, dass sie sich längst mit einem anderen getröstet hatte und nicht deprimiert herumsaß. Völlig hemmungslos und provozierend fuhr sie sich durchs Haar, während sie auf Jake zuging, wobei das feine Material des Morgenmantels sich an ihren Körper und ihre Rundungen schmiegte. „Du hast den Champagner schon eingeschenkt?“
„Ja, du kannst ihn sicher jetzt gebrauchen, Darling“, antwortete er vielsagend.
Jake spielt fantastisch mit, er spürt unglaublich schnell, worauf es ankommt, das muss man ihm lassen, dachte Amy. Er war ein erstklassiger Schauspieler und hörte gar nicht mehr auf, ihr verführerische Blicke zuzuwerfen. Sie fand seine Reaktion ungemein erheiternd und anregend.
„Darling nennt er dich!“ Steves Stimme klang schrill.
Hoffentlich merkt er endlich, wie überflüssig und unerwünscht er hier ist, ging es Amy durch den Kopf.
„Ja, sie ist wirklich ein Darling, nicht wahr?“, warf Jake ein. „Ich sollte mich bei Ihnen bedanken, Steve, dass Sie sich zurückgezogen haben. Ich bin froh, dass Amy frei ist und mehr Zeit für mich hat.
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