Julia Bestseller Band 144
würde sich genauso wohl fühlen wie die Kinder meiner Geschwister. Du hast doch heute Tess, Grace und Martin kennengelernt und bestimmt gemerkt, wie …“
„Bitte“, unterbrach sie ihn. „Darum geht es doch gar nicht, Jake.“
„Worum denn?“
„Ich würde nicht mit deinen Angehörigen zusammenleben, sondern mit dir.“
„Ja und?“
Aus Erfahrung wusste sie, wie schwierig es war, immer wieder Kompromisse zu schließen und sich anzupassen. Es war schon nicht leicht, wenn man sich liebte. Wie sollte es dann erst ohne Liebe werden? Amy war sich sicher, dass sie immer Angst hätte, Jake würde sie betrügen.
Wieder schüttelte sie den Kopf. „Es geht einfach nicht.“
„Warum nicht?“
Amy wollte sich nicht länger quälen. Sie musste das Gespräch beenden, denn es führte letztlich zu nichts. Mehr denn je war sie überzeugt, selbst am besten zu wissen, was gut für sie war und was nicht.
„Ich liebe dich nicht, Jake“, erklärte sie.
Er versteifte sich, als hätte Amy ihn körperlich geschlagen. Und plötzlich hatte sie den Eindruck, er sei zutiefst verletzt, was sie vollends aus der Fassung brachte. Sie hatte irgendwie damit gerechnet, er würde frustriert sein, wenn er seinen Willen nicht durchsetzen konnte. Aber warum er verletzt war, weil sie ihn nicht heiraten wollte, verstand sie beim besten Willen nicht.
Unglücklich und verzweifelt sah sie ihn an. Er erwiderte ihren Blick, und auf einmal hatte sie das Gefühl, er wolle sie mit der Kraft seiner Gedanken zwingen, der Herausforderung nicht auszuweichen.
Sekundenlang kam er ihr wie ein völlig Fremder vor. In ihm schien etwas vorzugehen, wovon sie keine Ahnung hatte. Sie war völlig verunsichert und fuhr beim Klang seiner Stimme zusammen.
„Es kommt doch oft genug vor, dass aus Gründen der Vernunft und nicht aus Liebe geheiratet wird, Amy. Ich kann mir vorstellen, dass eine Ehe auf dieser Basis gut funktioniert“, sagte er ruhig.
„Vielleicht könntest du damit umgehen, Jake, aber ich bestimmt nicht“, erwiderte sie viel zu hitzig. „Ich könnte niemals die angepasste Ehefrau spielen. Und ich sehe mich auch nicht als braves Weibchen, das nur zu Hause herumsitzt, sich dir unterordnet und dir deine Wünsche erfüllt.“
„Amy, das würde ich dir doch nie zumuten. Wie kommst du überhaupt auf so eine Idee?“, fragte er ärgerlich und ungläubig. „Die ganze Zeit beweise ich dir, dass mir deine Wünsche mindestens genauso wichtig sind wie meine. Kannst du bitte etwas fairer sein?“
Sie errötete und gestand sich ein, dass er recht hatte. Ganz besonders nach der Trennung von Steve hatte Jake sehr viel Rücksicht auf sie genommen und sich sehr bemüht, ihr das Leben zu erleichtern. Dennoch hatte sie immer die Ehe ihrer Eltern vor Augen. Zu tief hatten sich ihr die schlimmen Erinnerungen eingeprägt. Ihre Mutter hatte ihren herrschsüchtigen Vater wie eine Sklavin bedient – aber Jake war überhaupt nicht herrschsüchtig, man konnte ihn nicht mit ihrem Vater vergleichen.
„Ich wünsche mir, dass wir alles miteinander teilen, Amy“, sagte er eindringlich.
„Soll ich dich etwa auch mit all den anderen Frauen teilen, mit denen du zusammen bist?“, warf sie ihm an den Kopf, nur um nicht ganz unrecht zu haben.
„Jetzt reicht’s!“ Er war wütend. Sein Ärger und seine Enttäuschung schienen sich plötzlich zu entladen.
Amy wich zurück, ärgerte sich jedoch sogleich, dass sie sich einschüchtern ließ.
„Ist dir die Wahrheit zu unbequem, Jake?“, fragte sie herausfordernd und hob streitlustig das Kinn.
„Willst du die ganze Wahrheit erfahren? Dann hör gut zu. Du bist daran schuld, dass ich immer wieder neue Frauenbekanntschaften gesucht habe.“
„Wie bitte?“ Sie glaubte zu träumen.
„Ja, du ganz allein!“, bekräftigte er und zeigte mit dem Finger auf sie. „Zur Abwechslung kannst du dich einmal an die eigene Nase fassen, statt mir etwas vorzuwerfen.“
„Was habe ich mit deinen vielen Freundinnen zu tun?“
„Du weiß genau, wie sehr wir beide uns zueinander hingezogen fühlen. Streite es ja nicht ab, Amy. Für keine andere Frau habe ich jemals so empfunden wie für dich, obwohl ich es zu ignorieren versucht habe. Ja, ich habe es versucht, weil du für mich unerreichbar warst. Es kam mir sinnlos vor, auf etwas zu warten, was vielleicht doch nie geschehen würde.“ Seine Stimme klang so leidenschaftlich, dass Amy ihm wie gebannt zuhörte.
In seinen Augen blitzte es spöttisch auf. „Du hast dich
Weitere Kostenlose Bücher