Julia Bestseller Band 144
und fühlte sich schrecklich elend. Es war einfach nicht richtig, ein Baby zur Welt zu bringen, wenn es kein Wunschkind war. Aber was sollte sie tun?
Wie betäubt betrachtete sie die Umgebung und merkte auf einmal, dass sie schon den Hügel hinunter nach Balmoral Beach fuhren. An dem Tag, als sie ihm erzählte hatte, dass Steve die schwangere Blondine heiraten würde, war sie die Strecke zum ersten Mal mit Jake gefahren.
Schwanger und heiraten – verbanden alle Männer beinah automatisch das eine mit dem anderen?
Nein, natürlich nicht. Denn wenn alle Männer sich für ihre Kinder verantwortlich fühlten, würde es keine alleinerziehenden Mütter geben. Amy wollte auch nicht unbedingt ihr Kind allein großziehen. Das war ziemlich schwierig. Aber sollte sie nur wegen ihres Babys heiraten? Nein, es wäre eine unerträgliche Situation, von einem Mann abhängig zu sein, der eigentlich sein Leben gar nicht mit ihr verbringen wollte.
„Ich stelle mir ein gemeinsames Leben mit dir schön vor“, hatte er gesagt. Amy rieb sich die Schläfen. Meinte Jake es wirklich ernst?
„Werden die Kopfschmerzen schlimmer?“, fragte er besorgt.
„Nein. Ich versuche nur nachzudenken.“
„Warte damit, bis wir zu Hause sind“, riet er ihr. „Wir sind gleich da.“
Es ist ja gar nicht sein Zuhause, dachte sie ärgerlich. Er mischte sich schon wieder in ihr Leben ein. Ihr war jedoch klar, dass sie reden mussten, denn er war immerhin der Vater ihres Kindes. Sie würde ihn nie ganz aus ihrem Leben ausschließen können, besonders dann nicht, wenn er auf seiner momentanen Meinung beharrte.
Nachdem er den Wagen in der Tiefgarage geparkt hatte – seltsamerweise hatte er, ohne zu fragen, den richtigen Abstellplatz auf Anhieb gefunden, wie Amy zerstreut feststellte –, fuhren sie mit dem Lift nach oben. Amy war sich Jakes Nähe viel zu sehr bewusst. Sie erinnerte sich an den Kuss unter dem Mistelzweig und daran, wie sie sich an Jake geklammert hatte. Und wie er sich angefühlt hatte. Ihr gegenseitiges körperliches Verlangen war viel zu heftig. Wie würde sie reagieren, wenn er sie jetzt wieder küsste und umarmte? Nein, sie durfte es erst gar nicht zulassen.
Ihre innere Anspannung wuchs, als sie mit Jake über den Flur ging. Glücklicherweise berührte er sie nicht, sonst hätte sie vielleicht die Beherrschung verloren.
Sie schloss die Tür auf und eilte Jake voraus in die Wohnung. Er folgte ihr, aber nicht zu dicht und ohne sie zu drängen, wofür sie ihm dankbar war. Dann legte sie die Tasche im Flur ab und durchquerte das Wohnzimmer, um die Türen auf die Dachterrasse zu öffnen.
Die frische Brise, die ihr vom Meer her in das erhitzte Gesicht wehte, tat ihr gut. Trotz der quälenden Gedanken hatten die Kopfschmerzen nachgelassen. Wenn ich ruhig und sachlich mit Jake rede, können wir vielleicht einen für uns beide akzeptablen Kompromiss finden, überlegte sie.
„Möchtest du etwas trinken, Amy? Einen Tee oder …“, ertönte auf einmal seine Stimme hinter ihr.
„Nein.“ Amy atmete tief ein. Wahrscheinlich hatte er sie beobachtet. Als sie seine besorgte Miene bemerkte, zauberte sie ein leicht spöttisches Lächeln auf die Lippen.
Mit zusammengezogenen Schultern stand Jake da. Er wirkte angespannt und betrachtete Amy so aufmerksam, als versuchte er zu verstehen, was in ihr vorging.
„Danke“, fügte sie hinzu. „Im Moment würde ich sowieso nichts vertragen. Ich war noch nicht dazu bereit, Jake. Es dir zu sagen, meine ich.“
„Es ist sicher besser so. Sonst hättest du noch länger gegrübelt.“
„Stimmt. Aber ich wollte dir den Feiertag im Kreis deiner Familie nicht verderben. Ich wollte eigentlich nur wissen …“ Sie fand nicht die richtigen Worte, es ihm zu beschreiben.
„Wie es wäre, wenn du dazugehörtest?“
Sie war verblüfft, wie einfühlsam er war. „Ich kann dich nicht heiraten“, erklärte sie unvermittelt, obwohl sie es ihm viel schonender hatte beibringen wollen.
Er runzelte die Stirn. „Wegen meiner Familie?“
„Nein … nein …“ Ärgerlich schüttelte sie den Kopf. Sie war genauso taktlos wie seine Mutter. „Es ist sicher schön, zu einer so großen Familie zu gehören. Für dich, meine ich, und für die anderen …“ Sie unterbrach sich.
Jetzt rede ich Unsinn, sagte sie sich und atmete tief ein. Irgendwie konnte sie keinen klaren Gedanken mehr fassen.
„Es gibt keinen Grund, warum du nicht dazugehören solltest, Amy“, erklärte Jake nachdrücklich. „Unser Kind
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