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Julia Bestseller Band 144

Julia Bestseller Band 144

Titel: Julia Bestseller Band 144 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Darcy
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Mal.

3. KAPITEL
    Beth hatte sich umgezogen und trug einen weiten, knöchellangen Rock und eine langärmelige Bluse in gedämpftem Grün. Keinerlei Blöße, und auch die Farbe passte zu ihrer nicht sehr heiteren Stimmung an diesem Morgen. Sie verdrängte ihre düsteren Gedanken jedoch, als sie den Wagen ihrer Tante vor dem Eingang des Ramada Hotels vorfahren sah. Immerhin war es ein aufregendes Unterfangen, auf einer Auktion um die Farm mitzubieten, die einmal ihrer Familie gehört hatte.
    Tante Em würde gewiss merken, dass etwas nicht stimmte, wenn sie, Beth, sich nicht zusammenriss. Die Schwester ihres Vaters war eine sehr scharfsichtige Frau, der nicht viel entging. Die Verantwortung, fünf Kinder großzuziehen, hatte sie vermutlich darin geschult, Ärger und Probleme vorauszuahnen.
    „Ich habe nur fünf Minuten bis hier gebraucht!“, verkündete sie fröhlich, als Beth sich auf den Beifahrersitz setzte.
    Beth lächelte liebevoll. „Es ist erst kurz nach zehn. Du warst wirklich schnell.“
    „Ach, ich liebe dieses kleine Auto! Es bringt mich überall sicher hin, und man hat nie Parkplatzprobleme.“
    Es war ein leuchtend roter Mazda 121, gemeinhin „Kabinenroller“ genannt, doch er erwies sich als unerwartet geräumig. Was gut so war, denn Tante Em war eine Frau von stattlichem Umfang – gut gepolstert, wie sie zu sagen pflegte –, obwohl nicht mehr ganz so dick wie früher. Eine Herzoperation hatte sie veranlasst, einige Pfunde abzuspecken, aber ihre Leidenschaft für Kuchen war ungebrochen.
    „Ich habe einen schönen Orangenkuchen für unser Picknick gebacken“, verkündete sie jetzt auch im nächsten Atemzug. „Mit Schokoladenglasur.“
    „Klingt verlockend. Du bist eine tolle Köchin, Tante Em.“
    Tante Em nickte glücklich und fuhr los. „Weißt du, ich freue mich wirklich darauf, die alte Farm wiederzusehen. Immerhin bin ich dort aufgewachsen.“
    Beth wusste das sehr gut. Drei Generationen von Delaneys waren auf der Farm aufgewachsen. Das bedeutete eine Unmenge von Erinnerungen, Glück und Herzeleid. Beth betrachtete ihre Tante liebevoll von der Seite. Em sprühte immer noch vor Energie und Leben, obwohl sie die Sechzig fast erreicht hatte. Graue Kräusellocken, Beweis für Tante Ems unerschütterlichen Glauben an Dauerwellen, umrahmten ein gutmütiges Gesicht, dessen volle Wangen inzwischen sichtlich schlaffer geworden waren, doch ihr fröhliches Lächeln und die blitzenden braunen Augen hielten das Alter in Schach.
    „Es wird dort nach all der Zeit wahrscheinlich nicht mehr wie früher aussehen“, warnte Beth vorsichtig.
    „Nichts bleibt genauso, wie wir es in Erinnerung haben“, lautete die kluge Antwort, ehe Em ihre Nichte forschend von der Seite anblickte. „Hast du Jamie gestern Abend treffen können?“
    „Ich habe Jim Neilson getroffen.“ Ein wehmütiges Lächeln huschte über Beths Gesicht. „Du hast recht, Tante Em. Er ist nicht mehr der Jamie aus meiner Erinnerung. Er hat sich sehr verändert.“
    „Hast du dich ihm vorgestellt?“
    „Es war irgendwie nicht passend.“
    Beth wünschte, sie hätte ihm auch am Morgen ihren Namen nicht verraten. Was hatte es ihr eingebracht, sich von einem törichten Rachegelüst mitreißen zu lassen? Sie hatte sich genauso weh getan wie ihm. Welche Genugtuung zog sie nun daraus, an alte Wunden gerührt zu haben? Sie seufzte, als sie daran dachte, wie viel sie von sich preisgegeben hatte. Für nichts.
    „Er hat mich nicht wiedererkannt“, sagte sie ausdruckslos.
    „Es tut mir leid, dass du enttäuscht worden bist“, erwiderte ihre Tante schlicht. Aber wie viel Verständnis sprach aus diesen wenigen Worten!
    Beth blinzelte gegen Tränen an. „So ist das Leben, nehme ich an“, sagte sie betont heiter.
    „Ja, es geht immer weiter, egal was passiert.“
    „Haben wir nicht Glück mit dem schönen Wetter heute? Wir werden draußen am Bach picknicken können.“
    Tante Em ging bereitwillig auf diese unverfängliche Wendung ein. Das heikle Thema Jamie wurde fallen gelassen.
    Schon bald fuhren sie auf der Autobahn in Richtung Norden, und nur eine Stunde später erreichten sie die Ausfahrt, die zu dem Tal führte, das einst ihr Zuhause gewesen war. Je vertrauter die Gegend wurde, desto weniger sprachen sie, beobachteten schweigsam die Veränderungen, die in den vergangenen Jahren eingetreten waren.
    In den Flussebenen hatte intensive Landwirtschaft Einzug gehalten. Beth und ihre Tante fuhren vorbei an einer großen Baumschule für

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