Julia Bestseller Band 144
den Worten ihrer Tante zuzugestehen, doch sie konnte die Wahrheit, die darin steckte, nicht leugnen. „Es … würde bedeuten, dass ich ihm etwas schulde“, sagte sie widerstrebend.
„Vielleicht hat Jamie das Gefühl, dir etwas zu schulden.“
Damit wandte Tante Em sich zum Bach, aß genüsslich ihr Stück Kuchen und überließ Beth ihren eigenen Gedanken.
Stolz. Seiner, ihrer …
Sollten die Bedürfnisse ihres Vaters nicht darüberstehen?
Beth trank ihren Kaffee und versuchte, sich dabei klar zu werden, was ihr wirklich wichtig war. Sie war noch nicht zu einem Entschluss gelangt, als ihr Blick zufällig wieder zum Haus schweifte und sie Jim Neilson sah, der oben auf den Eingangsstufen stand und sie direkt anschaute.
Das Gefühl, wieder mit Blicken von ihm ausgezogen zu werden, brachte sie ziemlich aus der Fassung. Sie spürte seine ungeheure Willenskraft, die uneingeschränkte Gewissheit, Herr der Lage zu sein und seine Bedingungen diktieren zu können.
Ihr Herz pochte, als er gemächlich die Stufen hinunterging. Er hatte keine Eile. Sie wartete auf ihn. Sie betraten ein neues Schlachtfeld, und er war im Besitz des Territoriums, das sie haben wollte. Dieses Bewusstsein, die absolute Kontrolle innezuhaben, strahlte so deutlich von ihm aus, dass Beth überzeugt war, sich nicht zu irren.
Soviel zu dem Gefühl, er würde mir etwas schulden, dachte sie geringschätzig. Tante Em war in ihren Überlegungen durch ihre Erinnerungen an Jamie beeinflusst. Sie kannte Jim Neilson nicht, hatte ihn nicht so erlebt wie sie, Beth.
„Hast du deinen Kaffee ausgetrunken, Liebes?“, fragte Tante Em nun.
„Ja.“
Beth riss den Blick von ihrem beeindruckenden Gegner los und reichte ihrer Tante die leere Tasse. Tante Em räumte die Sachen wieder in den Picknickkorb und schloss den Deckel. Sie hätten jetzt gehen und Jim Neilson einem leeren Sieg überlassen können. Wenn der Dicke die Versteigerung gewonnen hätte, hätten sie genau das getan und nicht auf Jim Neilsons nächsten Schritt gewartet.
Andererseits bedeutete es auch eine Niederlage, wenn sie sich jetzt mit Tante Em in den Wagen setzte und wegfuhr. Sie musste dies durchstehen, musste die Initiative ergreifen. „Ich werde mit ihm reden, Tante Em“, sagte sie entschlossen und machte sich auf den Weg.
Jim Neilson ging zu seinem Porsche, in der Hand einige Papiere, die sicher den Kaufvertrag enthielten. Beth näherte sich ihm mit klopfendem Herzen. Er blieb stehen, ließ sie zu sich kommen, wobei er sie mit einem schwachen, spöttischen Lächeln von Kopf bis Fuß betrachtete.
Beth gab sich alle Mühe, ihm nicht zu zeigen, welch tief greifende Wirkung er auf sie ausübte. Gut einen Meter von ihm entfernt blieb sie stehen. Sie musste Abstand halten, denn sie traute Jim Neilson zu, dass er die Situation ausnutzte.
„Bist du zufrieden mit deiner Neuerwerbung?“, fragte sie.
„Ich hoffe, sie wird ihren Zweck erfüllen“, antwortete er gleichmütig.
„Du hast einen hohen Preis dafür bezahlt.“
Er zuckte die Schultern. „Kleine Fische für mich.“
„Es muss ein schönes Gefühl sein, alles haben zu können, ohne sich um die Kosten scheren zu müssen.“
„Oh, ich achte auf alle Kosten, Beth, und rechne immer genau mit. Nur so bin ich dahin gelangt, wo ich heute stehe.“
Wortgefechte, die nichts einbrachten.
„Tante Em hat überlegt, dass du vielleicht für mich gesteigert hast“, kam Beth deshalb unverblümt zur Sache.
„Nun, sie könnte recht haben.“ Er genoss es sichtlich, sie auf die Folter zu spannen. „Was meinst du?“
„Warum sagst du es mir nicht einfach und bringst es hinter dich?“, fragte sie gereizt.
Sein eben noch spöttisch neckender Blick wurde hart. „Vielleicht will ich es nicht hinter mich bringen. Kostet es dich eine solche Überwindung, mit mir zu sprechen, Beth? Wir waren einmal Freunde, erinnerst du dich? Und wir hätten es vielleicht wieder sein können, wenn du offen und ehrlich an mich herangetreten wärst.“
„Die Zeit der Freundschaft ist vorbei. Das hast du vor vielen Jahren entschieden, Jim Neilson. Komm mir also nicht so!“
Er sah den unversöhnlichen Ausdruck in ihren Augen und änderte seine Taktik. „Du willst die Farm.“
„Das weißt du.“
„Für deinen Vater.“
„Ja.“
„Dann fahr mit mir nach Sydney, und wir reden darüber.“
Es klang so harmlos, doch Beth spürte die Gefahr. In seinem Wagen. Sozusagen in seiner Hand. Andererseits, was konnte er außer Reden schon tun, wenn er
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