Julia Bestseller Band 144
fahren musste? Und wenn es ihr gelingen würde, einen akzeptablen Handel mit ihm abzuschließen, war es nicht ein bisschen Bauchschmerzen auf ihrer Seite Wert, ihrem Vater das Leben zurückzugeben, wonach er sich so sehnte?
Beth bemerkte, dass Jim Neilson sie mit spöttischem Blick beobachtete. „Was willst du dir damit erkaufen?“, fragte sie argwöhnisch.
„Zeit“, antwortete er schlicht.
Ihr war klar, dass sie zu diesem Zeitpunkt nicht mehr aus ihm herausbringen würde. Soweit sie es beurteilen konnte, gab es für sie nicht viel zu verlieren, wenn sie seinen Vorschlag annahm, aber alles zu gewinnen. „Also gut. Ich sage nur rasch Tante Em Bescheid.“
Sie spürte den Blick im Rücken, als sie davonging. Stellte er sich jetzt vielleicht vor, wie sie gestern Abend vor dem Panoramafenster in seiner Wohnung gestanden hatte? Was wollte er wirklich von ihr?
Beth wusste nur eines ganz gewiss: Jim Neilson wollte irgendetwas von ihr, und er würde die Zeit, die er gewonnen hatte, nutzen, um es zu bekommen.
Er, Jim, hätte sie umbringen können. Er wollte ihre kühle Fassade herunterreißen, wollte sie niederwerfen und sie benutzen, wie sie ihn benutzt hatte, um dieses wertlose Stück Land zu bekommen.
Er hasste sie, weil sie so war, wie sie war, anstatt … Aber diese Beth existiert nicht, ermahnte er sich heftig, und er sollte sich nicht von diesem berechnenden Weibsstück ärgern lassen. Warum, zum Teufel, hatte er ihr nicht einfach den Kaufvertrag in die Hand gedrückt, sich in seinen Wagen gesetzt und war davongefahren?
Es war töricht, die Sache künstlich in die Länge zu ziehen.
Jim riss den Blick von Beth los, schloss die Papiere in seinem Auto ein und ging zum Bach. Er brauchte etwas Bewegung, um sich abzureagieren. Immer noch dachte er an die Art, wie sie ihn bei seiner Ankunft auf der Farm begutachtet hatte … wie einen Zuchthengst, der ihr zu Diensten gewesen war und jetzt nicht mehr gebraucht wurde.
Schön, sollte sie auf das, was sie wollte, ruhig eine Weile warten!
Er ließ sich von keinem für dumm verkaufen.
Obwohl sie ihm ja tatsächlich einen Gefallen getan hatte. Sie hatte seinen Traum von Beth ein für alle Mal zerstört. Der würde ihn nie wieder verfolgen.
Zeit.
Beth ärgerte sich maßlos, dass sie dieses Schlupfloch übersehen hatte, als Jim Neilson sie so harmlos gebeten hatte, mit ihm nach Sydney zu fahren. Ganz offensichtlich hatte er vor, sich mehr als nur diese Zeit zu nehmen. Tatsächlich war er schon kräftig dabei, indem er sie warten ließ, wobei ihm klar war, dass sie ihre Meinung nicht mehr ändern konnte, nachdem Tante Em bereits fort war.
Es machte sie noch wütender, dass er es sich inzwischen am Bachufer bequem gemacht hatte unter dem alten Eukalyptusbaum, der die Stelle markierte, an der sie als Kinder immer geschwommen hatten. Sie bildete sich nicht einen Moment ein, dass er in Erinnerungen an den Spaß, den sie damals gehabt hatten, schwelgte. Es war reine Taktik, um sie an seine Seite zu locken und sich dann so viel „Zeit“ mit ihr zu nehmen, wie er wollte.
Eine Weile blieb Beth neben dem Porsche stehen. Jim hatte den Wagen abgeschlossen, sodass sie sich nicht hineinsetzen konnte. Auf dem Fahrersitz lagen die Papiere, die er von dem Auktionator bekommen hatte, eine bildliche Erinnerung an den Grund, warum sie noch hier war. Jim Neilson wusste, wie man einen Gegner mürbe machte. Doch Beth war fest entschlossen, sein Spiel nicht mitzuspielen. Und wenn er es noch so sehr darauf anlegte, sie zu sich ans Bachufer zu locken, sie würde nicht gehen.
Die übrigen Autos waren bereits alle abgefahren. Der Kleinlaster, der die Auktionsmöbel transportierte, verließ als letzter die Farm. Beth blickte ihm unbehaglich nach. Die Vorstellung, mit Jim Neilson hier allein zu sein, gefiel ihr gar nicht.
Nicht dass sie Angst vor ihm hatte. Sie fühlte sich ihm gegenüber nur noch verletzlicher. Es war nicht zu leugnen, dass sie beide sich stark zueinander hingezogen fühlten, und es beunruhigte sie, dass Jim Neilson in ihr Reaktionen wecken konnte, die sie lieber ignoriert hätte.
Als der Laster um die Kurve verschwunden war, blickte Beth sich verloren um. Der Porsche stand jetzt ganz allein auf dem Platz vor dem alten Farmhaus. Sie war allein. Und Jim Neilson lag ausgestreckt im Gras, die Hände hinter dem Kopf verschränkt und offensichtlich völlig zufrieden.
Entschlossen, in irgendeiner Form die Initiative zu ergreifen, ging Beth auf das alte Farmhaus zu. Nun, da
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