Julia Bestseller Band 144
freundschaftlichem Einvernehmen gingen sie zu Jims Porsche zurück. Beth setzte sich, ohne zu zögern, hinein, nachdem Jim ihr höflich die Tür geöffnet hatte. Was konnte ihr nach dem, was soeben zwischen ihnen geschehen war, jetzt noch passieren?
Sie schnallte sich an und lehnte sich entspannt zurück. Jim nahm die Papiere von seinem Sitz, warf sie Beth auf den Schoß und setzte sich hinters Steuer.
„Das gehört dir“, sagte er schlicht.
„Was meinst du damit? Mir?“ Beth blickte verständnislos auf den Kaufvertrag.
Jim schlug seine Tür zu, schnallte sich an und startete den Motor. „Du wolltest diese Farm. Ich habe sie dir gekauft. Sie gehört dir, geschenkt.“
Er warf ihr einen durchdringenden Blick zu, ehe er Gas gab und den Zuweg entlang zum Eingangstor der Farm fuhr … weg von dem Land, das er nicht haben wollte, und heraus aus dem Tal, das er lieber vergessen wollte.
5. KAPITEL
Beth war so überrascht, dass sie eine ganze Weile nichts sagte. Anders als auf der Hinfahrt mit ihrer Tante, flog die Landschaft des Tals unbeachtet an ihr vorbei, während sie versuchte, Ordnung in das Chaos ihrer Gedanken zu bringen. Jamie – Jim – schwieg ebenfalls. Vermutlich wartete er auf eine Reaktion von ihr. Sein großzügiges Geschenk an sie, die alte Farm, die so lange im Besitz ihrer Familie gewesen war, verdiente gewiss eine.
„Warum?“, fragte Beth schließlich.
Er zuckte spöttisch die Schultern. „Ich kann es mir leisten.“
„Das bezweifle ich nicht, aber das ist keine Antwort auf meine Frage.“
Er warf ihr einen prüfenden Blick zu. „Ist es wichtig für dich?“
„Ja“, antwortete sie erregt. „Ich kann … so ein großes Geschenk nicht einfach annehmen.“
„Warum nicht?“
„Ich hätte kein gutes Gefühl dabei.“
Jim schien eine Weile über ihre Antwort nachzudenken. Dann sagte er: „Ich habe in früheren Jahren von dir und deiner Familie auch sehr viel angenommen.“
Tante Ems Worte kamen ihr in den Sinn: „Vielleicht hat Jamie das Gefühl, dir etwas zu schulden.“
Sie schüttelte den Kopf. Es war falsch, Freundlichkeit, Mitgefühl und Freundschaft auf einen Handel zu reduzieren. Sie hatten ihn in ihre Familie aufgenommen, und es verstieß geradezu gegen diesen Geist, wenn er jetzt versuchte, mit dem Scheckbuch eine vermeintliche Schuld daraus zu tilgen.
„Nichts von dem, was meine Familie dir gab, wurde je mit dem Hintergedanken gegeben, dass es einmal zurückgezahlt werden würde“, versicherte sie nachdrücklich. „Und das weißt du auch!“
„Natürlich“, räumte er bereitwillig ein. „Keiner von euch hätte ja auch vorhersehen können, dass ich es jemals zu etwas bringen würde.“
Sein spöttischer Ton ließ sie aufhorchen. Er hatte schon wieder seine Rüstung übergestreift und verwehrte ihr den Zugang zu seinen wirklichen Gedanken. Beth spürte, dass ihre Worte wirkungslos an ihm abprallten. Jim Neilson war unerreichbar wie eh und je.
„Obwohl es erstaunlich ist, wie viele ‚Freunde‘ plötzlich hervorgekrochen sind, seit es sich auszahlen könnte, mich zu kennen“, fügte er bedächtig hinzu. „Leute, die jahrelang jeden Kontakt zu mir abgebrochen hatten. Leute, die ich nicht einmal wiedererkenne …“ Er sah sie spöttisch lächelnd an. „Gewöhnlich wollen sie etwas von mir.“
Beth errötete betroffen, als ihr klar wurde, was er damit andeutete, was er dachte.
„Manchmal gebe ich es ihnen, manchmal nicht“, fuhr Jim in deutlich härterem Ton fort. „Ich vermute, du wusstest das.“
„Nein!“, protestierte sie, erschrocken über seinen Zynismus, der offenkundig auf Erfahrungen gründete, die auch die großzügigste Seele verbittert hätten.
Sie hatte keine Ahnung gehabt, dass er von Leuten angebettelt worden war, die ihn aus einer Zeit kannten, als es ihm noch nicht so gut gegangen war. Es entsetzte sie, dass er sie in dieselbe Kategorie einordnete – eine Schmarotzerin, die etwas von dem Vermögen abhaben wollte, das er sich hart erarbeitet hatte.
„Gerade du, Beth, hättest direkt zu mir kommen können. Du hättest keinen Köder gebraucht.“
Köder? Sie blickte ihn ungläubig an, als sie begriff, wie er ihr Handeln interpretierte. Er stellte sie auf eine Stufe mit einer Hure, die sexuelle Anreize benutzte, um das, was sie von einem Kunden haben wollte, aus ihm herauszuholen. In gewisser Weise traf das sogar zu, nur dass sie dabei niemals Geld im Sinn gehabt hatte. Niemals.
Jim lachte bedeutsam. „Ich muss allerdings
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