Julia Bestseller Band 144
Dicke auf der Auktion war der Ansicht gewesen, dass man nicht noch einmal einen so hohen Preis mit dem Land erzielen konnte. Wenn sie sich mit der Immobilienfirma, die die Versteigerung durchgeführt hatte, in Verbindung setzte und ihr Interesse im Falle eines erneuten Verkaufs bekundete, konnte sie die Farm vielleicht doch noch zu einem Preis erwerben, der im Rahmen ihrer Möglichkeiten blieb.
Allerdings würde es vermutlich klug sein, einen Strohmann dafür zu verwenden und nicht ihren eigenen Namen zu benutzen. Jim Neilson würde seinen Irrtum nur schwer schlucken und ganz gewiss nicht wollen, dass sie auch noch davon profitierte. Vermutlich war es auf lange Sicht für sie ratsamer, die ganze Sache einfach zu vergessen. Aber sie musste auch an ihren Vater denken.
Unglücklich wünschte sie sich, ihre Tante hätte ihr nie von der Versteigerung erzählt, ihr nie die Meldung in der Klatschspalte gezeigt, in der Jim Neilson als einer der Gäste der Vernissage in der Woollhara-Galerie aufgeführt worden war. Diese ganze Reise war von Anfang bis Ende ein einziges Desaster gewesen.
Nein, nicht ganz, schränkte sie ein. Der Besuch bei ihrem Verleger in Sydney war sehr erfolgreich verlaufen. Ihre Kinderbücher verkauften sich so gut, dass man eine höhere Auflage erwog.
Jim Neilson hatte sie noch nicht einmal gefragt, womit sie sich ihren Lebensunterhalt verdiente. So viel zu seinem Interesse an ihrer Person! Vermutlich nahm er sogar an, dass sie sich von ihrem jeweiligen Liebhaber aushalten ließ. Ein geradezu lächerlicher Gedanke, wenn Beth überlegte, wie wenige Männer es tatsächlich in ihrem Leben gegeben hatte. Genau genommen war die einzig ernsthafte Beziehung die mit Gerald gewesen, und warum sie so lange mit ihm zusammengeblieben war, wusste sie inzwischen selbst nicht mehr. Weil es leichter war, die Dinge einfach treiben zu lassen, als sich frei zu machen?
Jedenfalls würde sie kein Problem damit haben, sich von Jim Neilson frei zu machen! Endgültig.
Beth versuchte, sich etwas zu entspannen. Sie mussten inzwischen den Stadtrand von Sydney erreicht haben. Der Porsche hatte schon verschiedentlich angehalten, was auf Ampeln hindeutete. Es war Zeit, sich für das Finale zu rüsten.
Seit sie das Tal verlassen hatten, hatte sie, Beth, das getan, was Jim Neilson ihr fälschlicherweise schon zuvor unterstellt hatte: Sie hatte ein berechnendes Spiel mit ihm getrieben. Und sie hoffte, es würde bei ihm einen genauso bitteren Nachgeschmack hinterlassen wie bei ihr. Sie war nicht von Natur aus rachsüchtig, aber er weckte in ihr derart leidenschaftliche, wilde Gefühle, dass es ihr richtig und nötig schien, ihn da zu treffen, wo es auch ihm wehtat. Tante Em würde es vermutlich Stolz nennen.
Doch das war Beth egal. Jim Neilson verdiente es, sich wie ein rechter Dummkopf vorzukommen. Das veranlasste ihn vielleicht, seine hohe Meinung von sich, nie große Fehler zu machen, zu überdenken. Es würde ihm nur guttun, einmal einzusehen, dass er in seinen Berechnungen und Urteilen keineswegs unfehlbar war. Einmal in seinem Leben würde er den Verlust und nicht den Gewinn berechnen müssen.
Beth tat, als würde sie aufwachen, und schlug die Augen auf. „Wo sind wir?“, fragte sie.
„Gleich da. Die nächste Straße ist schon die Epping Road, wo das Ramada steht.“ Jim warf ihr einen freundlichen Blick zu. „Du bist zu früh aufgewacht.“
Nicht früh genug, was ihn betraf. Träume tauchten die Dinge immer in ein rosarotes Licht, und Hoffnung war ein trügerisches Gefühl. Die Wirklichkeit sah ganz anders aus.
Beth ordnete die Papiere auf ihrem Schoß und machte sich bereit für den entscheidenden Schlag. Sie griff nach ihrer Handtasche, die zu ihren Füßen stand, und stellte sie neben sich auf den Sitz, dicht an der Tür. Noch zwei Ampeln, dann bogen sie in die Epping Road ein und fuhren direkt auf den Eingang des Hotelgeländes zu.
Jim lenkte den Porsche nicht vor den Hoteleingang, sondern zielstrebig auf den Gästeparkplatz. Offenbar hegte er die Absicht, sie in ihr Zimmer zu begleiten. Sie hätte es wissen müssen. Glücklicherweise war der Parkplatz direkt neben der Auffahrt, sodass sie es nicht weit bis zum Hoteleingang haben würde. Sie löste ihren Sicherheitsgurt, nahm ihre Handtasche und öffnete die Tür.
Jim legte ihr eine Hand aufs Bein. „Ich komme mit dir.“
Durch den dünnen Stoff ihres Rocks spürte Beth die Wärme seiner Hand. Es ärgerte sie maßlos, welche Macht er über ihren Körper
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