Julia Bestseller Band 144
hatte. „Nein, das wirst du nicht tun!“, erklärte sie entschieden.
„Man kann das Spiel auch zu weit treiben, Beth“, warnte er sie.
„Ich spiele nicht.“ Ihre bernsteinfarbenen Augen funkelten eisig. „Du hast die falschen Daten in deinen Computer eingegeben, Jim Neilson. Und damit die falschen Schlussfolgerungen gezogen.“
Er zog die Brauen zusammen. „Was redest du da?“
„Ich habe dich nicht aufgesucht, um dich um irgendetwas zu bitten. Du warst es, der etwas von mir wollte.“
„Ach komm, hör auf!“
Beth warf ihm den Kaufvertrag auf den Schoß. „Kein Handel. Heute nicht. Niemals.“
Sie nutzte seine Verblüffung, um die Tür aufzustoßen und aus dem Wagen zu springen.
„Warte!“ Jim versuchte, ihren langen Rock zu fassen zu kriegen.
Aber Beth wirbelte ihn außer Reichweite. „So spielt das Leben, Jim Neilson!“, sagte sie voller Verbitterung. „Diesmal hast du verloren. Behalte deine kostbaren Profite. Sie sind seelenlos und leer wie du.“ Damit schlug sie die Beifahrertür zu und eilte mit hocherhobenem Kopf davon.
Sie hörte, wie die Fahrertür des Porsche geöffnet und wieder geschlossen wurde, drehte sich aber nicht um. Jim holte sie ein, packte ihren Arm und zwang sie, stehen zu bleiben. Doch sie weigerte sich, ihn anzuschauen.
„Lass mich sofort los!“, befahl sie, zu allem entschlossen. „Wenn du mir noch weiter folgst, werde ich dich wegen Belästigung anzeigen.“
„Es ist doch töricht, sich ins eigene Fleisch zu schneiden“, wandte er ein. „Du willst mich genauso sehr wie ich dich.“
„Lass mich los, oder ich rufe den Türsteher um Hilfe. Glaub mir, ich werde es tun!“
Er ließ seine Hand sinken. „Sieh mich an, Beth!“, bat er beschwörend.
„Ich will dich nie wiedersehen!“
Ohne ihn eines Blickes zu würdigen, wandte Beth sich zum Eingang des Hotels und ging – aus seinem Leben.
6. KAPITEL
Es war mehr eine Qual als ein Vergnügen für Beth, die Einladung zum Sonntagsessen bei Martin, einem der Söhne von Tante Em, und seiner Frau Lorraine durchzustehen. Natürlich war man neugierig, alles über den Ausgang der Versteigerung zu erfahren. Martin und Lorraine konnten nicht verstehen, dass es Beth nicht gelungen war, mit Jim Neilson eine vernünftige Übereinkunft wegen der Farm zu erzielen.
Aus welchem Grund sollte er sie behalten wollen? Und selbst wenn er mit seiner Vergangenheit als Jamie nichts mehr zu tun haben wollte, konnte er denn nicht verstehen, wie viel die alte Farm der Familie Delaney bedeutete?
Tante Em hielt sich in der Diskussion bei Tisch zurück. „Was nicht sein sollte, sollte eben nicht sein“, so lautete ihr ganzer Kommentar, und Beth war ihr sehr dankbar dafür.
Beth gelang es, das Gespräch auf unverfänglichere und angenehmere Themen zu lenken. Sie schickte regelmäßig Kopien ihrer neuesten Bücher an die Kinder von Martin und Lorraine und ermutigte sie nun, ihr zu erzählen, was ihnen besonders gut gefallen hatte und warum, und ihr Vorschläge für neue Geschichten zu machen. Es gab Zeiten, da waren Fantasiegeschichten der Realität vorzuziehen.
Schließlich war das Familientreffen überstanden. Tante Em fuhr Beth zum Flughafen, damit sie um halb vier die Maschine nach Melbourne erreichte. Beth fühlte sich verpflichtet, ihrer Tante noch ein paar Worte zu sagen.
„Es tut mir leid, dass es nicht geklappt hat, Tante Em. Ich weiß, wie enttäuscht du sein musst.“
„Mach dir deswegen keine Gedanken, Liebes“, wehrte Em freundlich ab. „Es wäre schön gewesen, Tom in der Nähe zu haben, aber ich bin in meiner kleinen Einliegerwohnung bei Martin wirklich glücklich. Und der Versuch hat keinem geschadet, weil Tom ja sowieso nichts von der Auktion wusste.“ Wie es ihre Art war, hob sie bewusst die positiven Seiten hervor.
Beth wünschte sie, sich hätte etwas Gutes an der Sache finden können. Seit sie sich gestern Abend in ihrem Hotelzimmer eingeschlossen hatte, fühlte sie sich wie am Boden zerstört und hatte schlimme Stunden hinter sich.
Als sie an einer roten Ampel anhalten mussten, sah Em ihre Nichte prüfend von der Seite an. „Geht es dir gut, Beth?“
Sie rang sich ein klägliches Lächeln ab. „Ich werde es überleben. Aber im Moment tut es schon weh.“
Ihre Tante nickte mitfühlend. „Es tut weh loszulassen. Ich hatte gehofft … Schwamm drüber, das ist Schnee von gestern.“
Die Ampel schaltete auf Grün, und Em konzentrierte sich wieder auf den Verkehr.
Beth wusste, was ihre Tante gehofft
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