Julia Bestseller Band 146
weigerte aufzugeben, ganz gleich, womit das Leben sie konfrontierte.
„Also schön, versuchen wir es noch ein letztes Mal“, hörte er sich selbst sagen und fragte sich gleichzeitig, ob es nicht grausam war, in ihr einen neuen Hoffnungsfunken zu entzünden. „Irgendwie werden wir Hilfe auftreiben. Gabriel kennt alle möglichen Leute.“ Was er nicht erwähnte, war, dass sein Sohn bereits von einigen Geschäftsmännern angesprochen worden war, die nach neuen Investitionsmöglichkeiten suchten. Rodrigo wollte keine allzu großen Hoffnungen in Cristina erwecken. „Möglicherweise gelingt es ihm, dir das eine oder andere Treffen mit Leuten zu arrangieren, die vorher kein Interesse gezeigt haben.“
Als Cristina sich zu ihm umdrehte, leuchtete trotz Rodrigos Zurückhaltung neuer Optimismus aus ihren Augen.
Rodrigo seufzte erneut. „Gabriel mag viele Leute kennen, Cristina, aber du weißt selbst, dass Männer mit Geld berüchtigt für ihre Skrupellosigkeit sind. Sie werden nicht investieren, solange nicht ein ansehnlicher Profit für sie dabei herausspringt.“
2. KAPITEL
Anton sah den Mann durch das Hotelfoyer gehen und blieb abrupt stehen.
Das passierte ihm jetzt ständig. Seit er erfahren hatte, dass es noch zwei Halbbrüder irgendwo auf der Welt gab, hielt er unentwegt Ausschau nach Männern, die ihm vielleicht ähnlich sahen. Und wenn er einen solchen Mann erblickte, stockte ihm der Atem.
Es war dieses Unwissen, das es so schwierig machte, damit zurande zu kommen, die stete Angst, vielleicht direkt vor einem seiner Brüder zu stehen und es nicht zu merken.
Er hasste diesen Zustand. Die Angst … und das drängende Bedürfnis, endlich Gewissheit zu haben. Ein seltsames Verlangen, das er bisher nie gekannt hatte, bis er diesen vermaledeiten …
„Anton?“
Als Kinsella ihn ansprach, zuckte er zusammen und kam in die Realität zurück. Der Fremde war verschwunden, wahrscheinlich in eine der Hotelbars, und mit ihm die Versuchung für Anton, einfach auf den Mann zuzustürzen und ihn zu fragen, ob sein Vater möglicherweise ein Polo spielender Brasilianer war, der in drei Häfen der Welt einen Bankert zurückgelassen hatte!
Die vier stiegen in den Lift: die beiden jungen Manager, deutlich sichtbar vom Jetlag mitgenommen, Kinsella, seine Assistentin, immer noch frisch und makellos wie zu Beginn des Tages, und Anton.
Jetzt betrachtete er sie genauer – und stutzte. Sie schenkte ihm eines von diesen unmissverständlichen Lächeln: „Ich bin zu haben, wenn du möchtest.“ Kinsella war eine attraktive Blondine, mit großen blauen Augen und einer Figur, die jeden Mann reizte, zudem eine fähige Sekretärin … aber Sex mit dem Boss?
Anton tat, als hätte er die Einladung nicht bemerkt. Mal ganz abgesehen davon, dass er es sich zur Regel gemacht hatte, sich niemals mit Angestellten einzulassen … seit dem Tag, an dem er sein bis dahin vertrautes Leben zu Grabe getragen hatte, hatte er nicht mehr das Bedürfnis gehabt, eine Frau anzufassen.
„Gute Nacht“, sagte er, als sich die Lifttüren öffneten und die Drei in ihrer Etage ausstiegen. „Bestellen Sie sich etwas zu essen aufs Zimmer, und dann schlafen Sie den Jetlag aus. Morgen früh um Punkt halb acht erwarte ich Sie zum Frühstück in meiner Suite.“
Der Boss lässt den Chef raushängen, dachte er und lehnte sich mit einem unterdrückten Gähnen an die Liftwand zurück, als die Türen hinter den Dreien zuglitten. Anton fuhr weiter hinauf zu der Penthouse-Suite im obersten Stockwerk. Das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden … nicht nur wohnte er in einer luxuriösen Suite, angeschlossen waren auch Büros und ein Konferenzraum.
Er zog es vor, von seinem Hotel aus zu arbeiten, wenn er einen seiner unangekündigten Kontrollbesuche in den internationalen Zweigstellen machte. Sicherlich eine unfeine Taktik in den Augen der Mitarbeiter, aber notwendig, um die multinationale Truppe in Reih und Glied zu halten.
Oben angekommen, durchquerte Anton das ruhige Foyer und schloss die Tür zur Suite auf. Es war eine Suite, wie in jedem anderen Luxushotel, in denen er im Laufe der Jahre gewohnt hatte – ein geräumiger Wohnraum, zwei Schlafzimmer und der Durchgang zum Arbeitsbereich, komplett ausgestattet mit allem, was ein Geschäftsmagnat heutzutage erwartete.
Sein Gepäck war aufs Zimmer gebracht worden. Anton ließ es achtlos stehen und ging zielstrebig auf die kleine Bar zu. Ja, man hatte seinen Lieblingsscotch bereitgestellt. Er goss sich einen
Weitere Kostenlose Bücher