Julia Bestseller Band 146
war etwa im selben Alter wie Enrico und arbeitete für ihn als Koch und Butler. Der Mann sah fantastisch aus, interessierte sich aber leider nur für Männer, ein Umstand, aus dem er kein Geheimnis machte.
„Also habe ich doch richtig gehört“, sagte er zu Enrico, bevor er sich Freya zuwandte. „ Ciao , meine Süße, lange nicht gesehen. Wie ich höre, hast du inzwischen einen Sohn bekommen.“
„Ja“, antwortete sie. Ob Sonny auch annahm, dass Nicky Enricos Sohn war?
Sonny hatte damals seinen freien Tag gehabt, als Luca zu Besuch gekommen war. Also hatte Sonny die Ereignisse nur aus zweiter Hand erfahren. Enrico, Fredo und Sonny waren gemeinsam auf dem riesigen Anwesen der Ranieris aufgewachsen. Fredo und Sonny waren Enricos beste Freunde und arbeiteten für ihn. Wenn Sonny Enricos Version gehört hatte, dann sah er wohl jetzt Luca Ranieri vor seinem geistigen Auge.
Enrico wurde unruhig. „Du könntest uns einen Kaffee machen“, sagte er zu Sonny.
„Klar.“ Mit ausdrucksloser Miene sah er seinen Boss an. „Übrigens sind Freyas Sachen vor fünf Minuten eingetroffen. Ich habe sie in das Zimmer dort hinten bringen lassen.“
„Okay, danke.“
Nach einem kurzen Blick auf Freya nickte Sonny und verließ die Eingangshalle durch die Tür, durch die er kurz zuvor gekommen war.
Enrico hatte Freya eine Hand auf den Rücken gelegt und übte nun sanften Druck aus, damit Freya weitergehen sollte. Die Spannung zwischen ihnen war fast unerträglich.
Kurz darauf befanden sie sich in dem Zimmer, wo Sonny Freyas Sachen untergebracht hatte. Es handelte sich um ein großes Zimmer mit einer Veranda, die in einen von Mauern eingefassten Garten führte. Der von der Zimmerdecke hängende Kristalllüster funkelte in der Nachmittagssonne in allen Regenbogenfarben.
Ziemlich luxuriös, dachte Freya, die an der Tür stehen geblieben war, um die Pracht auf sich wirken zu lassen. Besonders gut gefielen ihr die geschmackvollen Möbel. Einige waren wertvolle Antiquitäten.
Enricos alte Wohnung war ganz anders eingerichtet gewesen, auch luxuriös, aber hypermodern. Dort hatte sie sich recht schnell eingelebt, aber hier … Auch für einen zweijährigen Wirbelwind war das Haus denkbar ungeeignet.
Enrico schob sie weiter ins Zimmer.
Als Enrico zur Verandatür ging, entdeckte Freya das halbe Dutzend Umzugskartons hinter der Tür und zuckte zusammen. Da drin befand sich ihr gesamtes Hab und Gut. Davor stand Nickys rotgelber Laster, auf dem er so gern durch die Gegend fuhr. Das Spielzeug wirkte hier natürlich völlig fehl am Platz!
„Hier können wir nicht wohnen“, sagte Freya leise.
Enrico, der gerade die Verandatür aufmachen wollte, fuhr herum. Dann blieb er reglos stehen, denn nun hatte auch er die Kartons und den bunten Laster entdeckt.
In diesem Moment spürte er, wie Freya zumute gewesen sein musste, als sie ihre gesamte Habe in einer dunklen Ecke seines großen Hauses aufgestapelt gesehen hatte. Sie hatte keine Familie mehr, war völlig auf sich allein gestellt, musste ihren Sohn großziehen und konnte es sich nicht einmal leisten, zum Friseur zu gehen, und nun wurde sie mit all diesem Luxus konfrontiert.
Nachdenklich betrachtete Enrico den Laster. Er sah seinen Sohn vor sich, wie er auf dem Gefährt saß und über Eichendielen und kostbare Teppiche raste und gegen Tischbeine von erlesenen Möbeln stieß. Oder war der Kleine doch Lucas Sohn?
Die Vorstellung war für ihn unerträglich. Ob er den größten Fehler seines Lebens beging? Nein, ich glaube nicht, dachte er.
„Aber ich möchte es gern“, sagte er aus tiefstem Herzen.
Freya musste gespürt haben, wie aufgewühlt er war, denn sie wandte sich zu ihm um und sah ihn mit großen grünen Augen an. Sie wirkte so verletzlich, dass es ihm fast das Herz brach. Aber sie war auch diejenige gewesen, die Luca wieder ins Spiel gebracht hatte.
„Ich muss los“, sagte er unvermittelt und wandte sich zum Gehen um.
„Aber du hast doch gesagt …“, wandte Freya erstaunt ein.
„Sonny kann dich durchs Haus führen. Such dir Zimmer für dich und Nicky aus, verstau deine Sachen oder sonst was. Ich komme später wieder.“
Die Tür ging hinter ihm zu, und Freya überlegte, was Enrico dazu bewogen hatte, seine Meinung zu ändern und so unvermittelt zu verschwinden.
Tat es ihm bereits leid, sie und Nicky zu sich geholt zu haben? Fragte er sich, worauf er sich da eingelassen hatte?
In diesem Moment betrat Sonny mit einem Kaffeetablett in den Händen das Zimmer. Er
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