JULIA COLLECTION Band 07
was man im Leben erreichen wollte. „Nach dem, was Rosemary mir erzählt hat, hatte ich den Eindruck, dass er hier arbeitet.“
Eine kalte, nasse Hand legte sich auf ihre Schulter. Elizabeth erschrak und wirbelte herum. Vor ihr stand Gabe, mit einem nicht gerade freundlichen Grinsen im Gesicht, und tropfnass. Seine neue Freundin war nirgends zu sehen.
Gabe nickte Bear zu, mehr oder weniger zum Zeichen dafür, dass er gehen konnte. Dann führte er Elizabeth ein paar Meter weiter weg.
„Nun, Miss Neugier, ich arbeite tatsächlich hier, bin jedoch nicht angestellt. Das ist ein Unterschied. Und von jetzt an würde ich es zu schätzen wissen, wenn Sie Ihre Fragen für sich behalten. Ich mag Leute nicht besonders, die in meinem Privatleben herumschnüffeln, besonders nachdem ich es ihnen bereits untersagt habe.“
Elizabeth schluckte. Keine noch so freundliche Maske konnte seine Verärgerung verbergen. Sie versuchte sich aus seinem Griff zu befreien, doch er ließ sie nicht los.
Erneut standen sie in der grellen Sonne, auf einem Schotterweg, der den sanften Hügel hinunterführte, von dem aus man früher die Boote ins Wasser geschoben hatte. Der weiße Schotter blendete. Elizabeth musste mit der einen Hand ihre Augen schützen, während sie in der anderen ihren Notizblock, den Stift und die Handtasche hielt. Gabe so direkt anzusehen ärgerte sie und machte sie zugleich verlegen. Er besaß eine unglaublich männliche Ausstrahlung, das war nicht zu bestreiten. Außerdem war er ein beeindruckender Anblick. Hellbraune Haare bedeckten seine muskulöse Brust und seinen flachen Bauch, wo sie sich um seinen Nabel ringelten. Seine Haut war tief gebräunt, seine Beine lang, seine Füße nackt. Die stechende Sonne schien ihm nichts auszumachen. Während sie ihn musterte, verschränkte er die Arme vor der Brust.
„Sagen Sie mir Bescheid, wenn Sie mit Ihrer Betrachtung fertig sind, damit ich Ihnen zu Ende erzählen kann, was ich von Ihrer Neugier halte.“
Die Hitze, die sie durchströmte, hatte nichts mit der Sommersonne zu tun, sondern mit dem demütigenden Gefühl, ertappt worden zu sein.
„Tut mir leid. Es ist nur so, dass Sie nicht wie die anderen Männer aussehen.“
Er seufzte dramatisch. „Gehe ich recht in der Annahme, dass wir wieder von den anderen angeblichen Helden reden?“
„Ja.“
„Und wie sehen die aus?“
Sie räusperte sich. „Sie waren alle … ernster. Sie haben Karrieren, auf die sie stolz sind, und sie genossen es, ihre Geschichte zu erzählen.“ „Ich habe Ihnen doch schon erklärt, dass ich keine Geschichte zu erzählen habe.“
„Ihre Freunde sind da anderer Ansicht.“
Er ließ die Arme sinken und sah Elizabeth finster an. Seltsamerweise bemerkte sie, dass er ihren Mund betrachtete, statt ihr in die Augen zu blicken. Das machte es leichter für sie, da es sie aus irgendeinem Grund beunruhigte, ihm direkt ins Gesicht zu sehen. Seine Augen waren so ausdrucksvoll, als würde er sie nicht einfach nur ansehen, sondern auch ihr Wesen durchschauen. Das war eine ungewohnte Erfahrung für sie.
Dass er jetzt ihren Mund betrachtete, machte sie auf andere Weise nervös, und ohne darüber nachzudenken, befeuchtete sie sich kurz mit der Zungenspitze die Lippen. Abrupt hob er den Blick und starrte sie mit zusammengekniffenen Augen an. Elizabeth hielt für einen Moment den Atem an und fächelte ihrem glühenden Gesicht Luft zu.
Langsam entspannte er sich. Er schüttelte den Kopf und sagte: „Hören Sie, Lizzy …“
„Nennen Sie mich nicht so. Mein Name ist Elizabeth.“
„Solange Sie meine Wünsche missachten, werde ich Ihre auch missachten. Außerdem passt Lizzy zu Ihnen. Es klingt wie ein geeigneter Name für eine Rothaarige.“
Am liebsten hätte Elizabeth ihn geohrfeigt. Aber da er offen gewesen war und so gut wie zugegeben hatte, dass er sie ärgern wollte, beschloss sie, ihm diesen Gefallen nicht zu tun. Da sie schwieg, fuhr er lächelnd fort: „Das ist doch alles albern. Ich bitte Sie also in aller Freundlichkeit, die Sache zu vergessen.“
„Das kann ich nicht. Ich habe festgestellt, dass Sie einen sehr guten Kontrast bilden zu den übrigen Männern in meiner Untersuchung. Sie sind ganz anders, und ich kann Sie als wichtigen Faktor in meiner Studie nicht guten Gewissens unberücksichtigt lassen. Damit die Studie genau ist, muss ich gründlich recherchieren.“
Er hob zornig eine Hand. „Das reicht. Dies sind doch Ihre Sommerferien, oder?“
„Ja“, antwortete sie
Weitere Kostenlose Bücher