JULIA COLLECTION Band 07
misstrauisch.
„Wieso arbeiten Sie dann so hart? Wieso entspannen Sie sich nicht und amüsieren sich, bevor Sie wieder an die Uni gehen?“ Er musterte sie erneut von Kopf bis Fuß. „In Ihrer hochgeschlossenen Kleidung müssen Sie vor Hitze umkommen. Niemand zieht bei dieser Hitze so viele Sachen an.“
Ihre Schultern waren so angespannt, dass sie bereits schmerzten, und ihr Magen krampfte sich zusammen. Wie konnte er es wagen, sie auf einer so persönlichen Ebene anzugreifen? „Anscheinend doch. Ich betrachte mich jedenfalls als angemessen gekleidet.“
„Angemessen wofür?“
„Um einen Helden zu interviewen.“
Er stöhnte und ließ den Kopf hängen. „Sie sind die störrischste Frau …“
„Ich? Sie sind doch derjenige, der sich weigert, wenigstens ein paar einfache Fragen zu beantworten.“
Sie hatten beide ihre Stimmen erhoben, und Gabe nahm seufzend ihren Arm, um sie noch ein Stück weiter den Schotterweg hinaufzuführen.
„Wohin gehen wir?“
„Wir erregen Aufmerksamkeit, und diese Art von Aufmerksamkeit gefällt mir nicht.“
„Sie meinen, es handelt sich nicht um rein weibliche Aufmerksamkeit?“, spottete sie.
„Ganz recht“, erwiderte er grinsend.
„Gütiger Himmel!“
„Da wären wir. Setzen Sie sich.“
Glücklicherweise handelte es sich diesmal nicht um eine Baumwurzel, auf die sie sich setzen sollte. Der Picknicktisch aus ungehobeltem Holz stand unter einem Baum. Zwar war er zum Teil mit trockenen Blättern bedeckt, doch wenigstens lag er im Schatten.
Kaum hatte Elizabeth sich gesetzt, legte Gabe auch schon los. „Na schön, wie viel ist nötig, damit Sie aufgeben?“
Er wollte mit ihr handeln? Erstaunt, aber auch hoffnungsvoll – denn sie wollte seine Geschichte unbedingt verwenden, da er die einzige Ausnahme von ihrer Heldentheorie war –, wägte Elizabeth ihre Antwort ab. Schließlich sagte sie: „Wenn Sie mir wenigstens fünf Fragen beantworten würden …“
„Ich werde Ihnen eine beantworten. Aber nicht umsonst.“
Ihre Hoffnung starb sofort. „Wie viel? Ich habe zwar einen Job, aber der bringt kaum die Studiengebühren ein. Ich kann Ihnen also nicht viel bieten …“
Sein entsetztes Gesicht verriet ihr, dass sie ihn missverstanden hatte. Er beugte sich vor und sagte: „Glauben Sie tatsächlich, ich würde Geld von Ihnen nehmen?“
Elizabeth versuchte zurückzuweichen. Doch das war nicht möglich, ohne hintenüberzukippen. „Sie … Sie haben selbst gesagt, dass Sie keinen festen Job haben.“
„Falsch. Ich habe gesagt, dass ich hier nicht angestellt bin. Nur zu Ihrer Information, Rotschopf, ich habe mehr als mein Auskommen. Nicht, dass meine finanzielle Situation Sie irgendetwas anginge.“
„Aber …“
„Wenn ich Ihnen eine Frage beantworten soll, müssen Sie lockerer werden. Und bevor Ihre blauen Augen wieder ganz groß werden, versichere ich Ihnen, dass ich nichts Verbotenes vorschlage.“
„Was … was genau schlagen Sie denn vor?“
„Dass wir schwimmen gehen. Sie und ich.“
In dem großen trüben See hinter ihr? Der See, aus dem er diesen enormen Fisch gezogen hatte – und wieder hineingeworfen hatte, sodass er da immer noch irgendwo war? Der See, in dem wer weiß was für Kreaturen leben konnten? Ganz zu schweigen davon, dass sie nicht einmal einen Badeanzug besaß. Mit verzweifelter Hoffnung fragte sie: „Ich verstehe nicht ganz.“
„Ganz einfach, Lizzy. Ich will, dass Sie morgen hier sind, um dieselbe Zeit, aber im Badeanzug statt in dieser Rüstung. Sie sollen sich mit mir zusammen entspannen und schwimmen gehen. Und wenn Sie dann ein wenig lockerer sind, macht es mir vielleicht nicht mehr so viel aus, Ihnen eine Frage zu beantworten.“
Um sicherzugehen, dass sie richtig verstanden hatte, bevor sie zustimmte, sagte sie: „Im Gegenzug werden Sie meine Fragen beantworten?“
„Nein, ich werde nur eine Frage beantworten. Und Sie dürfen sich sogar Notizen machen.“ Erneut betrachtete er ihren Mund. „Und wer weiß, wenn alles gut läuft, können wir unseren Deal vielleicht verlängern.“
„Für eine weitere Frage?“
Er zuckte die Schultern, doch Elizabeth hatte den Verdacht, dass er nur bluffte. Irgendwie faszinierte er sie. Was für ein seltsames Benehmen für einen Helden!
Letztlich konnte sie nur eine Entscheidung treffen. Daher streckte sie die Hand aus, und nach einem kurzen Moment nahm Gabe sie.
Seine gebräunte Hand war so groß und heiß. Elizabeth schluckte, nahm ihren Mut zusammen und erklärte mit
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