Julia Collection Band 09
Teufel war er denn auf so was gekommen?
Er fluchte gereizt vor sich hin. Es war eine ganze Weile her, dass er die Wärme eines weiblichen Körpers neben seinem gespürt hatte, und die lange Durststrecke setzte ihm allmählich zu. Was er brauchte, war ein Abstecher zum „Buffalo Gals Saloon“ in Bear Creek, um endlich mal wieder einen draufzumachen. Er würde sicher eine willige kleine Lady finden, die ihm helfen würde, sein Problem zu lösen und zu vergessen, wie einsam der lange Winter hier in Wyoming gewesen war.
Eins nach dem anderen, sagte er sich und konzentrierte sich auf ein drängenderes Problem. Es war wohl kaum der passende Zeitpunkt, sich über sein nicht vorhandenes Liebesleben zu beschweren. Samantha Peterson und er standen in diesem Moment einer viel wichtigeren Aufgabe gegenüber.
Ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit überkam ihn, als er die Möglichkeiten bedachte, die ihnen blieben. Er konnte genauso gut das Unvermeidliche akzeptieren und sich darauf vorbereiten, was getan werden musste. Irgendwann in den nächsten Stunden würde er die Entbindung eines Babys zu der Liste seiner ärztlichen Fähigkeiten hinzufügen müssen – wenn nicht ein Wunder geschah.
Morgan seufzte tief auf, öffnete den Kofferraum und suchte, bis er gefunden hatte, was er brauchte. Er nahm Kissen, Laken, Decken und Handtücher und lief zum Haus zurück.
Als er hereinkam, saß Samantha vor dem Kamin, den Blick starr auf eines der vergilbten Bilder an der Wand geheftet. Sie sah aus, als wäre sie in einer Art Trance, und Morgan fragte sich unruhig, ob sie in einen Schockzustand gefallen war.
Während er sich verzweifelt zu erinnern versuchte, was er über die Behandlung von unter Schock stehenden Menschen wusste, atmete sie durch. Dann sah sie ihn erwartungsvoll an. „Können wir gehen?“, fragte sie und stand auf, als wäre alles in bester Ordnung.
Erleichtert, dass es ihr gut zu gehen schien, lächelte er kurz und überlegte, wie er ihr die Neuigkeit möglichst schonend beibringen konnte. Er seufzte bedrückt. Es gab nun einmal Situationen, die man nicht beschönigen konnte. „Die Batterie ist leer. Ich fürchte, wir stecken hier fest.“
Sie starrte ihn fassungslos an und sah sich mit wachsender Panik im Raum um. „Aber ich muss ins Krankenhaus. Es gibt hier keine Ärzte. Was ist, wenn … Ich meine, das Baby wird offenbar zu früh kommen. Ich brauche …“
Morgan ging hastig zu ihr und legte ihr die Hände auf die Schultern. Das Letzte, was er jetzt wollte, war ein hysterischer Ausbruch von ihr. „Atmen Sie tief durch und hören Sie mir zu, Samantha. Sie sind nicht allein. Ich bin bei Ihnen.“
„Sind Sie Arzt?“ Sie sah ihn mit ihren ausdrucksvollen Augen flehend an.
In diesem Moment hätte Morgan alles für einen Medizinabschluss gegeben. „Nein, das bin ich nicht“, antwortete er ehrlich. „Aber wir werden es schaffen. Ich gebe Ihnen mein Wort.“ Er hoffe nur, dass er sein Versprechen auch einhalten konnte.
„Was ist mit Ihrem Wagen oder womit Sie auch immer gekommen sind?“, fragte sie hoffnungsvoll. „Können wir den nicht benutzen?“
Er rieb sich den Nacken, um die langsam wachsende Anspannung zu mildern. „Ich bin mit dem Pferd gekommen. Bis ich zu meiner Ranch zurückgeritten bin und dann mit dem Pick-up zurückkehre, kann einige Zeit vergehen.“
„Mit Ihrem Pferd“, wiederholte sie verängstigt.
„Ich habe es im Stall angebunden, als ich ankam“, sagte er und betete im Stillen, dass Samantha nicht ausrastete.
Plötzlich hellte sich ihre Miene auf, als hätte sie die Lösung für ihr Problem gefunden. „Was ist mit einem Handy? Jeder besitzt heutzutage eins.“
„Ich habe eins, aber einige Bereiche in dieser Gegend befinden sich im Funkschatten“, erklärte er. „Dieser hier gehört leider dazu. Selbst wenn ich mein Handy dabeihätte, wäre es hier nutzlos.“
Sie öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber statt irgendwelcher Worte stieß sie nur ein leises Stöhnen aus. Morgan sträubten sich die Nackenhaare. Als sie sich wieder zusammenkrümmte, zog er Samantha an sich und stützte sie, solange der Schmerz sie in der Gewalt hatte.
Morgan trat der Schweiß auf die Stirn. Das würde nicht leicht werden. Er hasste es, ein Geschöpf leiden zu sehen, und würde lieber nackt über einen Stachelzaun klettern, als eine Frau Schmerzen erdulden zu sehen.
Wie sollte er damit fertig werden, wenn Samantha stundenlang in den Wehen lag und er nicht viel mehr tun konnte, als ihr
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