Julia Collection Band 09
Morgans Herz quoll über vor Mitleid. „Sag mir, was passiert ist.“
„Ich habe erfahren, dass der Staat die Ranch meines Großvaters in Besitz nehmen wird“, sagte sie resigniert. „Und es gibt absolut nichts, was ich dagegen unternehmen kann.“
„Aber ich dachte, er hat dir alles hinterlassen.“ Morgan ballte unwillkürlich die Fäuste, als sie eine zweite Träne wegwischte.
„Er hatte wenige Tage vor seinem Tod ein neues Testament aufsetzen lassen“, sagte sie und nahm das Taschentuch an, das Morgan ihr reichte.
„Wieso wusste Greeley nichts davon?“ Er hasste es, sie so niedergeschlagen zu sehen.
Samantha zuckte mit den Schultern. „Mein Großvater wandte sich an den Anwalt des Pflegeheims, als er wusste, dass er im Sterben lag. Mr. Greeley war zu der Zeit nicht in der Stadt. Nachdem das Testament notariell beglaubigt war, hat der Leiter des Pflegeheims es irrtümlich in die Akte eines anderen Heimbewohners gelegt.“ Ihre Stimme brach. „Der Fehler wurde erst Anfang dieser Woche entdeckt, als dieser Mann starb.“
Morgan hielt es nicht mehr aus. Er stieg aus und ging um das Auto herum zur Beifahrerseite. Er öffnete die Tür und legte die Arme um Samantha. Sie barg das Gesicht an seiner Schulter und konnte sich nicht länger beherrschen. Samanthas Schluchzen zerriss ihm das Herz. Er sehnte sich danach, ihr zu helfen, aber er wusste nicht, wie er das tun sollte.
Als sie sich ein wenig beruhigt hatte, hielt er sie immer noch im Arm. Er genoss das Gefühl ihres weichen Körpers an seinem viel zu sehr, um es schon aufgeben zu wollen.
„Warum erzählst du mir nicht alles, Kleines“, sagte er schließlich. „Vielleicht fällt uns ja etwas ein, wie du dein Erbe behalten kannst.“
„Es ist eigentlich ganz einfach“, sagte sie mit bebender Stimme. „Wenn ich bis zum September nicht verheiratet bin, bekommt der Staat die Ranch meines Großvaters. Und da ich nicht weiß, wie ich diese Bedingung erfüllen soll …“
„Du musst verheiratet sein?“ Morgan hatte das Gefühl, zum zweiten Mal in nur zehn Minuten einen Schlag in den Magen bekommen zu haben.
Samantha nickte. „Mein Großvater hat verfügt, dass ich verheiratet sein muss, wenn ich das Erbe antreten will, und ich muss zwei Jahre lang verheiratet bleiben, bevor es endgültig in meinen Besitz übergeht.“
„Warum in aller Welt sollte der alte Tug dir etwas so Verrücktes antun wollen?“, fragte Morgan fassungslos.
„Er hatte mich nicht damit unter Druck setzen wollen“, erwiderte sie und schniefte mitleiderregend. „Mein Großvater wusste gar nicht von meiner Existenz. Meine Mutter lief mit meinem Vater davon und kam danach nie wieder hierher.“
Morgan nickte. „Ich erinnere mich. Du hast gesagt, Tug und deine Mutter haben sich nicht verstanden. Aber in all der Zeit hat sie nie versucht, sich mit ihrem Vater in Verbindung zu setzen?“
„Nicht dass ich wüsste.“ Samantha seufzte tief auf und löste sich von Morgan, um ihre Handtasche zu öffnen. Sie reichte ihm ein Blatt Papier und fuhr fort: „Hier ist der Brief, der seine Gründe erklärt, obwohl ich nicht glaube, dass ich es je verstehen werde.“
Morgan überflog den Inhalt des Papiers und schüttelte verwundert den Kopf. Tug Shackley musste kurz vor seinem Tod den Verstand verloren haben. Entweder das oder er war der größte Chauvi auf dieser Welt gewesen. Im Moment hielt Morgan beides für zutreffend.
Wenn der Erbe der Ranch männlich sein sollte, gab es keine Bedingungen, und das Erbe konnte sofort angetreten werden. Aber wenn es eine Frau war, musste sie innerhalb von zwei Jahren nach Tugs Tod geheiratet haben und zwei Jahre verheiratet bleiben, bevor sie die Ranch für sich beanspruchen konnte. Im Brief hieß es weiter, dass eine Frau einen Mann brauche, damit die Ranch wieder wie früher Gewinn abwerfe und somit finanzielle Sicherheit gewährleistete. Aber wenn kein Erbe gefunden wurde oder die Erbin die Bedingungen nicht erfüllte, sollte die Anwaltsfirma dafür sorgen, dass das Land in den Besitz des Staates überging.
„Und jetzt werde ich nicht einmal durch das Land mit meiner Familie verbunden sein, ganz zu schweigen davon, dass ich meine Pläne für das Feriencamp verwirklichen kann“, sagte Samantha mit gepresster Stimme.
„Das ist unannehmbar.“ Morgan gab ihr den Brief zurück. „Wir werden noch dieses Wochenende heiraten.“
Die Zeit schien stillzustehen.
Morgan konnte es nicht fassen, dass er Samantha gerade gebeten hatte, seine Frau
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