JULIA COLLECTION Band 10
wenn sie ihm nie sagte, was sie für ihn empfand. Außerdem war er sicher, dass sie Ja sagen würde, wenn er ihr am Monatsende einen Heiratsantrag machte.
Deshalb trank er jetzt auch so nervös seinen Whisky. Die Frau, die er mehr als sein Leben liebte, würde jeden Augenblick zur Tür hereinkommen, und er beabsichtigte, seine Zukunft mit ihr aufs Spiel zu setzen, indem er ihr doch von den Berichten erzählte. Die letzten Nächte hatte er deswegen kaum ein Auge zugetan. Aber er konnte einfach nicht länger mit diesem Geheimnis leben. Außerdem hatten die Berichte wenigstens genauso viele Fragen aufgeworfen wie beantwortet. Nicht dass sie Renée betreffend etwas Schlechtes enthüllt hätten, im Gegenteil. Danach musste die Frau eine Heilige sein.
Als hinter ihm die Glasschiebetür geöffnet wurde, wirbelte Rico herum. „Ich habe dich gar nicht hereinkommen hören“, sagte er und merkte selbst, wie angespannt er klang.
Renée blieb auf der Schwelle stehen. „Das sehe ich. Was trinkst du denn da, Bourbon?“
„Nein, schottischen Malt. Möchtest du auch einen?“
„Gern. Fliegen strengt mich immer unheimlich an.“
Er spürte ihren fragenden Blick, als er an ihr vorbei zur Bar ging und einen Whisky-Soda mit Eis mischte, wie sie ihn gern als Aperitif trank.
„Und was ist mit dir? Weshalb bist du so angespannt?“, fragte sie, als Rico ihr das Glas reichte. „Ist diese Woche etwas beim Dreh schiefgegangen?“
„Nein, alles lief wie am Schnürchen. Komm her und setz dich. Ich muss dir etwas sagen, und glaub nicht, dass es warten kann“, fügte er noch hinzu, weil er wusste, dass er sonst wahrscheinlich nie mit der Sprache herausrücken würde.
„Hm, das hört sich ernst an. Aber lass mich erst noch die Jacke ausziehen.“ Renée stellte ihr Glas neben die Berichte auf den Tisch und legte ihre maßgeschneiderte Kostümjacke im Matrosenstil ab. Das T-Shirt darunter war trotz der Reise immer noch tadellos. Als Schmuck trug sie nur eine einreihige Perlenkette und dazu passende Ohrringe. Sie sah unheimlich chic und sexy aus, und Rico hätte am liebsten die Berichte Berichte sein lassen und stattdessen sofort mit Renée geschlafen. Aber er wollte nicht kneifen.
„Was ist das?“, fragte sie jetzt und deutete auf die beiden Umschläge, ehe sie ihr Glas vom Tisch nahm.
„Davon wollte ich dir erzählen.“
„Oh?“ Ehe sich’s Rico versah, hatte sie das Glas wieder hingestellt, einen der Berichte in die Hand genommen und zu lesen begonnen.
„Bitte sei nicht böse!“, rief Rico, als sie den Blick von den Seiten wandte und ihn wütend ansah.
„Du hast mir einen Privatdetektiv auf den Hals gehetzt“, sagte sie ungläubig. „Genau wie der armen Dominique.“
„Nicht ganz so.“ Bei Charles’ Frau hatte er den Detektiv gebeten, ihm einen kompletten Lebenslauf zusammenzustellen. „Bei dir wollte ich nur einige wenige Fragen geklärt haben.“
„Das glaube ich einfach nicht!“, rief Renée und fuchtelte mit den Seiten herum. „Wie … wie konntest du …?“
„Bitte hör mir doch erst einmal zu“, bat Rico und hoffte, dabei bestimmt und ruhig zu klingen – und vor allem nicht panisch. „Die Berichte habe ich nach unserer ersten gemeinsamen Nacht in Auftrag gegeben, direkt nachdem ich herausgefunden hatte, dass du dir die Ehe von mir wünschst. Das hat mich schlichtweg umgeworfen, Renée, und ich konnte mir einfach nicht erklären, wieso du mich heiraten wolltest. Ich hatte Angst, es wäre wegen des Geldes. Damals kannte ich dich einfach noch nicht gut genug. Verdammt, eigentlich kannte ich dich überhaupt nicht und habe geglaubt, du hättest deinen verstorbenen Mann wegen seines Bankkontos geheiratet.“
„Und was glaubst du jetzt?“, fragte sie wütend. „Bist du inzwischen überzeugt davon, dass ich es nicht auf dein Geld abgesehen habe, weil ich genug eigenes besitze?“
„Ja, und ich freue mich, dass du dich so für karitative Zwecke einsetzt und von den Pferdewetten und unserer Pokerrunde einmal abgesehen ein sehr solides Leben führst.“
„Pah!“
„Bitte versteh doch, Renée, bei diesen Berichten ging es eher um meinen kleinen Spleen als um dich. Nach Jasmine habe ich den Glauben an die Aufrichtigkeit schöner Frauen verloren. Und du kannst nicht leugnen, dass es sowohl bei Dominique als auch bei dir so aussah, als hättet ihr des Geldes wegen geheiratet.“
Renée schnitt ein Gesicht und seufzte. „Nein, das kann ich wohl nicht.“ Inzwischen war ein Großteil ihres Ärgers
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