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JULIA COLLECTION Band 10

JULIA COLLECTION Band 10

Titel: JULIA COLLECTION Band 10 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MIRANDA LEE
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betrachten.“
    „Zu Hause in Dubar mag das so sein, aber nicht hier in Australien. Inzwischen ziehe ich es vor, mir den Respekt meiner Angestellten zu verdienen und ihn nicht einfach nur zu erwarten wie ein gehätschelter Königssohn. Natürlich bin ich immer noch der Boss. Aber viele Menschen, die für mich arbeiten, sehen mich auch als Freund.“
    „Bewundernswert! Doch ich würde mir da nichts vormachen, Eure Hoheit. Meiner Erfahrung nach haben reiche und berühmte Leute keine Freunde in den Menschen, die für sie arbeiten.“
    „Da vertreten Sie aber einen sehr zynischen Standpunkt.“
    „Weil ich ein zynischer Mensch bin.“
    „Ja, das habe ich bereits bemerkt. Aber Zynismus wie jede andere negative Einstellung kann außer Kontrolle geraten und schließlich eine selbstzerstörerische Wirkung entfalten. Das weiß ich aus eigener Erfahrung. Als ich in Australien ankam, bin ich auch sehr zynisch und negativ eingestellt gewesen. Aber bald darauf machte ich mir klar, dass ich eigentlich Erfolg haben und mit meinem Leben einigermaßen zufrieden sein wollte. Dazu musste ich lernen, die australische Lebensart anzunehmen, die viel lässiger ist, als ich es im englischen Nobelinternat gelernt hatte. Zugegebenermaßen erleide ich gelegentlich einen Rückfall, wenn ich mich in der Öffentlichkeit oder in Gesellschaft meiner reichen Freunde aus der Stadt befinde. Aber sobald ich wieder hierherkomme, bin ich wie verwandelt.“
    „Einigermaßen zufrieden leben?“, wiederholte Charmaine. „Das hört sich an, als könnten Sie in Australien niemals richtig glücklich sein. Warum kehren Sie dann nicht nach Dubar zurück?“
    „Jetzt erstaunen Sie mich aber, Charmaine, oder vielleicht wäre enttäuschen treffender, weil Sie sich noch nicht einmal die Mühe gemacht haben, die wichtigsten Punkte meiner Vergangenheit herauszufinden. Es ist allgemein bekannt, zumindest im Pferdesportumfeld, dass ich Dubar nicht freiwillig verlassen habe. Man hat mich ausgewiesen.“
    „Wie bitte?“, fragte Charmaine erschrocken. „Aber … aber wieso denn?“
    „Da gibt es so einige Gerüchte. Am häufigsten wird erzählt, man habe mich mit einer verheirateten Frau in deren Schlafzimmer erwischt, während ihr Ehemann verreist war.“
    „Und was ist die Wahrheit?“
    „Dass die Frau, um die es ging, nur verlobt war. Unglücklicherweise mit meinem ältesten Bruder, dem Thronfolger.“
    „Oh! Und Sie haben wirklich mit ihr geschlafen?“
    „Ich hatte es auf jeden Fall vor. Aber wir wurden entdeckt. Dann hat man mich ins nächste Flugzeug gesetzt und für immer des Landes verwiesen. Meinem Bruder wurde erzählt, ich hätte mich unsterblich in eine verheiratete Frau verliebt – in Dubar eine gefährliche Angelegenheit – und sei zu meinem eigenen Schutz ausgeflogen worden.“
    „Ich verstehe“, sagte Charmaine, der durchaus bewusst war, dass Ehebruch in arabischen Staaten ein kapitales Verbrechen darstellte, auf das manchmal sogar die Todesstrafe stand. „Aber“, meinte sie dann, „das Verliebtsein war nicht einseitig, nehme ich an.“
    „Nein, Nadia erwiderte meine Liebe, oder zumindest dachte ich, sie würde es tun. Doch innerhalb weniger Tage nach meiner Ausreise hat sie meinen Bruder Khaled geheiratet und jetzt einen Sohn mit ihm. Was man so hört, ist die Ehe glücklich.“
    „Lieben Sie Nadia immer noch?“
    „Würde Ihnen das etwas ausmachen?“ Forschend sah er Charmaine an.
    Gute Frage, dachte sie und blinzelte. „Ich war nur neugierig“, antwortete sie dann. „Das würde vielleicht erklären, warum ein Mann wie Sie nicht verheiratet ist. So abgeschieden, wie Sie hier leben, wäre es doch viel praktischer, eine Ehefrau zu haben als eine Affäre nach der anderen.“
    „Aha, dann wissen Sie also doch von den Gerüchten, die über mich im Umlauf sind.“
    „Ich bin sogar vor Ihnen gewarnt worden.“
    „Interessant! Ich weiß auch schon, von wem. Von Enrico. Nein, Sie brauchen es gar nicht abzustreiten, meine Liebe. Er ist der Einzige, der es wagen würde. Aber um Ihre Frage von vorhin zu beantworten, ja, ich habe Nadia sehr geliebt, mehr als mein Leben. Ich hätte alles riskiert, um mit ihr zusammen zu sein. Wie Sie heute Nacht noch feststellen werden“, fügte er nun ganz leise und einschmeichelnd hinzu, „bin ich ein besonders leidenschaftlicher Mensch.“
    Wie gebannt sah Charmaine ihn an, und er erwiderte ihren Blick mit einem Glühen in den Augen. Aber brannte das Feuer darin für sie, oder gab es da noch diese

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