JULIA COLLECTION Band 10
entzückt, meine Liebe“, erwiderte die Haushälterin, „kommen Sie herein.“ Herzlich nahm sie Charmaines Hand und zog sie in das riesige Atrium der Eingangshalle. „Augenblick bitte, Liebes“, sagte sie dann, ehe sie sich an Jack wandte, der es mittlerweile ebenfalls bis ins Haus geschafft hatte. „Du weißt doch, wo du die Koffer hinbringen sollst? Den großen schwarzen in die Räume des Chefs, die anderen gehören der Lady. Die bringst du ins Zimmer dahinter. Man kann es nicht verfehlen. Für alle Fälle habe ich die Tür offen gelassen. Wenn du fertig bist, benutz bitte den Hintereingang, okay?“
Jack nickte und verschwand durch den Torbogen zu Charmaines Linken. Die Haushälterin wandte sich ihr wieder zu und musterte sie diesmal von Kopf bis Fuß. „Meine Güte“, rief sie dann ehrfürchtig, „Sie sind ja noch schöner als auf den Titelblättern!“ Dann wandte sie sich an den Prinzen. „Wir werden sie unter Verschluss halten müssen, oder die Männer arbeiten kein Stück mehr, Ali.“
Erstaunt hörte Charmaine, dass die Frau ihren Arbeitgeber mit dem Vornamen ansprach. Na ja, wahrscheinlich kannten sich die beiden schon ziemlich lang. Da wäre es einfach umständlich gewesen, ihn die ganze Zeit „Eure Hoheit“ zu nennen.
Als Ali lachte, zuckte Charmaine zusammen. Bisher hatte sie ihn noch nie lachen hören. Dadurch verwandelte er sich vom eiskalten Ladykiller in einen warmherzigen Charmeur. „Da mögen Sie recht haben, Cleo. Ich wette, Norm hat ruck, zuck alle möglichen Ausreden parat, um sich nur noch den Rosenstöcken am Haus zu widmen.“
„Mit Sicherheit. Bei schönen Frauen wird er einfach schwach.“
„Nur zu wahr, Cleo, wenn ich Sie mir so ansehe …“
„Jetzt hören Sie aber auf!“, rief seine Haushälterin, und der Prinz wandte sich erklärend an Charmaine. „Norm ist mein Gärtner und Cleos Ehemann.“ Plötzlich war nichts mehr königlich oder arrogant an ihm. Er sprach auch nicht mehr so gestelzt.
„Ich gehöre doch schon bald zum alten Eisen“, wandte sich die Haushälterin jetzt an Charmaine, die sich immer noch über des Prinzen Verwandlung wunderte. „Letzte Woche habe ich meinen Fünfzigsten gefeiert, Liebes. Um die Zeit ein wenig zurückzudrehen, bin ich dann gleich zum Friseur gegangen. Und das ist dabei herausgekommen.“ Sie deutete auf ihre Frisur. „Wie finden Sie es? Sie können mir ruhig die Wahrheit sagen.“
„Ich finde es großartig und hätte Sie auf keinen Fall über vierzig geschätzt.“
„Ich wusste ja, dass Sie Geschmack haben und ein anständiges Mädchen sind.“ Die Haushälterin strahlte, ehe sie sich an ihren Chef wandte. „Meinen Segen haben Sie.“
„Danke, Cleo, aber ich glaube, Charmaine hat da auch noch ein Wörtchen mitzureden.“ Lächelnd sah er zu Charmaine, die seine Geste ausnahmsweise erwiderte. Sie mochte die Haushälterin und wollte ihr keinen Kummer machen, nur weil ihr Boss so ein gerissener Mistkerl war.
„Ich nehme an“, mutmaßte er nun, „Sie haben meine Anweisungen bereits ausgeführt, Cleo.“
Unwillkürlich runzelte Charmaine die Stirn. Was denn für Anweisungen?, fragte sie sich.
„Alles ist, wie Sie es haben wollten, Ali. Ich bringe auch bald das Essen.“
„Gut.“
Als er Charmaine am Ellbogen nahm, erstarrte sie. Doch sein Blick verbot ihr, ihm in Cleos Beisein eine Szene zu machen. Zögerlich ließ sie sich den Flur entlangführen, der sich endlos hinzuziehen schien. „Welche Anweisungen denn?“,
fragte sie, als sie außer Hörweite waren.
„Nichts, worüber Sie sich aufregen müssten. Vor unserem Abflug habe ich Cleo angerufen und ihr mitgeteilt, dass ich für diese Woche eine liebe Freundin mitbringen und wir heute Abend in meinen Räumen dinieren würden.“
„Bei diesem Anruf haben Sie ihr offensichtlich verschwiegen, wer ich bin.“
„Ja.“
„Dann ist sie wohl daran gewöhnt, dass Sie sogenannte Freundinnen aus Sydney mitbringen.“
„Das kommt gelegentlich vor. Aber Sie sind bei Weitem die berühmteste und schönste Lady, die uns jemals beehrt hat.“
Charmaine machte eine Unmutsbezeugung. Dann fiel ihr wieder ein, dass ihn die Haushälterin mit dem Vornamen ansprach. „Cleo sagt Ali zu Ihnen. Ich bin erstaunt, dass Sie einer Dienerin derartige Vertraulichkeiten gestatten.“
„Cleo ist keine Dienerin“, antwortete er kühl. „Sie ist meine Angestellte.“
„Entschuldigen Sie den Lapsus, ich dachte, arabische Prinzen würden ihre Angestellten als Diener
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