JULIA COLLECTION Band 10
andere Frau? Charmaine musste es wissen. „Erinnere ich Sie irgendwie an Nadia?“, fragte sie deshalb und bekam einen ganz trockenen Mund, während sie auf die Antwort wartete.
Langsam ließ er den Blick an ihr hinab- und wieder hinaufgleiten. „Nicht im Geringsten“, sagte er schließlich eisig. „Kommen Sie“, meinte er dann unverhofft freundlich und nahm sie wieder beim Arm, „lassen wir die Vergangenheit ruhen. Sie hat keine Auswirkung mehr auf mich.“
Von wegen, dachte Charmaine, während der Prinz sie den Korridor entlangführte. Er wurde genauso von seiner Vergangenheit beeinflusst wie sie von ihrer. Bestimmt hatte er nur so viel Geld für sie bezahlt, weil er schon einmal bei einer Frau, nach der es ihn unheimlich verlangt hatte, nicht zum Zug gekommen war. Bei Nadia mochte sein Antrieb Liebe gewesen sein. In ihrem, Charmaines, Fall hatte ihre außergewöhnliche Schönheit dafür gesorgt, dass es den Prinzen nach ihr gelüstete, und diesmal konnte ihn nichts davon abhalten, diese Lust zu befriedigen. Auch wenn ihn nicht die Liebe antrieb, war sein Beweggrund genauso mächtig. Charmaine konnte es spüren, wenn er sie berührte, als würde der Funke überspringen. Auf jeden Fall bescherte ihr seine Hand auf dem Arm ein eigenartiges Gefühl im Bauch und brachte ihr Herz zum Rasen.
Gerade noch rechtzeitig blieb er vor einer Tür stehen und ließ Charmaines Arm los. Einen Schritt weiter, und seine Finger hätten sich ihr in die Haut gebrannt. Als er die Tür aufstieß und Charmaine bedeutete hineinzugehen, war sein Gesichtsausdruck grimmig entschlossen. Dadurch steigerte sich ihre Spannung. Aber der Anblick, der sich ihr gleich darauf bot, lenkte sie kurzzeitig ab.
„Während Ihres Aufenthalts schlafen Sie hier“, verkündete der Prinz und ging zu den Flügeltüren, die auf eine im maurischen Stil gehaltene Veranda führten. Charmaine hatte ein Schlafzimmer erwartet, aber nicht so eins. Als er die Fenster öffnete, wehte ein laues Lüftchen herein und bewegte den Betthimmel aus weißem Organza.
Wie gebannt blickte Charmaine auf die herrliche Schlafstätte mit einem Überwurf aus rosafarbener Spitze und dazu passenden Kissen. Darauf sollte sie mit dem Scheich liegen? Unmöglich! Dieses Bett strahlte Romantik und Unschuld aus, der ganze Raum war höchstens für ein zärtliches Têteà-Tête gemacht, aber nicht für das Vorhaben des Prinzen. Schon jetzt wusste Charmaine, dass ihre Schäferstündchen weder romantisch noch unschuldig sein würden, geschweige denn zärtlich.
„Da geht’s zum Ankleidezimmer und zum angrenzenden Badezimmer“, riss er sie aus ihren Gedanken und zeigte auf die Tür neben dem Kopfende des Bettes. „Darin finden Sie alles, was Sie brauchen. Und durch diese …“, er ging zu einer Tür gegenüber des Bettes und stieß sie auf, „… gelangt man in meine Räume.“
Beinah hätte Charmaine über ihre Naivität gelacht. Das war natürlich nicht das Schlafzimmer des Scheichs, sondern die Rückzugsmöglichkeit für die Dame des Hauses. Hier sollte sie sich entspannen. Sündiges Verlangen und Verführung standen dabei nicht auf dem Programm. Zweifellos enthielt sein Schlafzimmer dafür ein noch größeres Bett und Accessoires, um den sexuellen Genuss eines Mannes seiner Weltläufigkeit zu garantieren.
„Ich erwarte Sie dort – passend gekleidet – in einer halben Stunde“, erklärte er nun, verneigte sich leicht und entschwand durch die Verbindungstür.
Böse sah Charmaine ihm nach. Der Funken Sympathie, den er mit seiner rührseligen Geschichte in ihr hervorgerufen hatte, war durch seine letzte Aufforderung zunichtegemacht worden.
„Passend gekleidet, das kannst du haben!“, stieß sie hervor, wirbelte herum und ging auf die Tür zu, hinter der sich der begehbare Kleiderschrank und das Badezimmer befinden sollten.
Ihr Gepäck stand auf zwei Hockern in dem riesigen Ankleidezimmer. Ärgerlich zerrte sie an den Reißverschlüssen und entnahm den Taschen alles, was sie für die bevorstehende Nacht brauchte. Dann ging sie ins Bad, das genauso anheimelnd war wie das Schlafzimmer – überall weiße Fliesen, rosafarbene Accessoires und silberne Armaturen. Über der Saunabank hing ein riesiger Spiegel, den man zur Seite schieben konnte. Dahinter befanden sich kleine Regale mit einer erstaunlichen Auswahl an Kosmetikartikeln.
In einer Ecke des Raums lud ein Whirlpool zum Entspannungsbad ein, in einer anderen eine geräumige Glaskabine zum erfrischenden Duschvergnügen. An
Weitere Kostenlose Bücher