JULIA COLLECTION Band 10
beobachtete, hatte sie ein ungutes Gefühl. Sollte zwischen ihnen jetzt wieder Krieg herrschen, hatte sie soeben einen taktischen Fehler begangen.
Was man aus Zorn – oder Furcht – sagte, war immer ein Fehler. Sie hätte Ruhe bewahren und nicht gleich die Krallen ausfahren sollen. Zweifellos vermutete er jetzt, sie würde insgeheim auf eine Verlängerung ihrer Affäre hoffen. Aber eine Vermutung war eben nur eine Vermutung. Sie brauchte sich bis Freitag nur tagsüber zusammenzureißen, um ihm zu beweisen, dass sie nicht wie Wachs in seinen Händen war.
Und wie willst du das tun?, meldete sich da ihre innere Stimme. Der Mann braucht dich doch nur anzusehen, und du stehst in Flammen. Selbst jetzt, da du stinksauer bist, würde eine Berührung von ihm genügen, damit du ihm wieder alles durchgehen lässt. Das ist eine Zwickmühle, finde dich damit ab!
Aber wenn sich Charmaine in die Enge getrieben fühlte, reagierte sie nie, wie sie sollte. Vor langer Zeit hatte sie sich einmal geschworen, dass sie kein Mann jemals wieder in die Falle locken würde. Deshalb suchte sie sich ihre Liebhaber normalerweise auch aus. Aber bei Ali wäre sie am Ende so oder so schwach geworden.
Also hör auf, dem Mann die Schuld zu geben, sagte sie sich. Du willst ihn doch als Liebhaber und wirst ihm ohnehin wieder in die Arme fallen. Soll er dann vielleicht denken, du seist ein dummes Frauchen, das das eine sagt und das andere tut?
Als Charmaine darüber lächeln musste, weckte das erneut seine Aufmerksamkeit. „Was ist denn so amüsant?“
„Wir beide. Da sitzen wir hier und benehmen uns wie streitende Kinder. Aber ich besonders. Du hast recht gehabt, Ali. Ich will gar nicht, dass unsere Affäre am Freitag endet. Ich war nur zu stolz, es zuzugeben. Außerdem ärgere ich mich noch ein bisschen darüber, dass du mich zum Sex gezwungen hast. Oh, du brauchst es gar nicht abzustreiten. Du hast deinen Reichtum rücksichtslos dafür eingesetzt, mir ein Angebot zu machen, das ich nicht abschlagen konnte.“
„Manchmal muss ein Mann eben tun, was ein Mann tun muss.“
Wieder lachte Charmaine. „Wie auch immer. Aber ich wäre verrückt, nur aus Stolz die Sache zu beenden, wo du doch genauso gut im Bett bist, wie du behauptet hast. Um ehrlich zu sein, möchte ich die Sinnesfreuden, die ich in deinen Armen erleben durfte, nicht einfach so aufgeben. Allerdings macht mir Sorgen, dass es bisher keinem Mann gelungen ist, meine Bedürfnisse im gleichen Maß zu stillen wie du. Offensichtlich reicht mir das Übliche einfach nicht. Ich brauche jemanden, der so erfahren ist wie du. Denn das bist du wirklich.“
„Wieso, meine liebe Charmaine, hört sich dieses Kompliment bei dir bloß an wie eine Beleidigung?“
„Weil ich zwar lieb aussehen mag, aber eigentlich ein echtes Miststück bin. Das musst du doch inzwischen herausgefunden haben.“
Er sah sie nur an.
„Aber zurück zum Thema. Ich bleibe gern auch noch nach Freitag deine Sexgespielin, bis einer von uns die Sache leid wird. Und mit Sexgespielin meine ich Sexgespielin, nicht Geliebte. Kein Geld mehr, keine Geschenke, nichts außer deinem herrlichen Körper, der mich auf so hervorragende Weise zu befriedigen weiß.Verstanden?“
Wieder sagte er keinen Ton, obwohl seine Blicke Bände sprachen. Ablehnung wechselte mit heißem Begehren.
„Ich denke, ich könnte samstagabends immer zu dir in die Suite kommen“, fuhr sie fort, entschlossen sich praktisch und nicht romantisch zu geben, „außer natürlich, wenn ich in Übersee bin. Ansonsten würde ich samstags die Nacht mit dir verbringen und auch die Sonntage, wenn du willst.“
„Ob ich will?“, fragte er mit einem spöttischen Lächeln. „Ich muss wohl annehmen, was du mir gewährst.“
„Jetzt tu bloß nicht so, als wäre ich die Liebe deines Lebens. Wir wissen doch beide, dass ich es nicht bin. Du findest mich sexuell unheimlich attraktiv und willst mich so lange, bis sich das gelegt hat. Dazu gebe ich dir jetzt die Gelegenheit. Und ehe du fragst … nein, ich möchte mich nicht mit dir in der Öffentlichkeit zeigen. Das ist auch gleichzeitig meine Bedingung: keine Verabredungen zum Abendessen, keine Anwesenheit meinerseits auf der Rennbahn. Wir haben nur eine sexuelle Verbindung. Einverstanden?“
Einen schrecklichen Augenblick lang dachte Charmaine, er würde ihren Vorschlag ablehnen, um ihr heimzuzahlen, was sie ihm angetan hatte. Aber dann kam es ganz anders. „Erwartest du von mir, dass ich dir treu bin?“, fragte er
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