JULIA COLLECTION Band 10
Ehrgeiz? Wenn sie so ehrgeizig gewesen wäre, wieso hätte sie dann überhaupt ein Kind bekommen sollen?
Wegen eines gebrochenen Herzens? Na, das kam der Wahrheit wahrscheinlich am nächsten. Erst verführt und dann vom Liebhaber sitzen gelassen zu werden erklärte nicht nur Charmaines Notlüge, sondern auch ihre Haltung gegenüber Sex und den Männern. Natürlich bedingte es nicht automatisch, dass eine Frau ihr Kind verleugnete, weil sie dessen Vater inzwischen nicht mehr liebte. Aber Charmaine war ziemlich extrem. Extrem und zynisch.
Ali runzelte die Stirn und drehte sich mit dem Stuhl so, dass er aus dem Fenster sehen konnte. Normalerweise beruhigte ihn die Aussicht, besonders wenn die Sonne unterging und die Hügellandschaft in ein wundervoll anheimelndes Licht tauchte. Aber diesmal achtete er überhaupt nicht auf die atemberaubende Szenerie, sondern dachte über das nach, was er da gerade gehört hatte, und über seine Gefühle.
Wie hatte er sich in so eine Frau verlieben können?
„Das ist ja pervers!“, schimpfte er schließlich leise vor sich hin und schnitt ein Gesicht.
Ja, eine solche Liebe war pervers. Er hatte angenommen, wenn er über Charmaines Vergangenheit Bescheid wusste, würde ihm das Macht über sie geben. Stattdessen hatte es nur dazu geführt, jetzt mit Sicherheit zu wissen, dass es keine Zukunft mit ihr geben würde, zumindest nicht so, wie er sie sich vorstellte.
Charmaine war nur gut für eine Sache. Sich irgendetwas anderes einzubilden war Dummheit. In diesem Punkt waren sie zumindest einer Meinung. Charmaine hatte ihm ja schon ganz deutlich gesagt, wie sie sich eine Zukunft mit ihm vorstellte: Sie wollte ihn als Geliebten, bis sie genug von ihm hatte. Es war ihr sogar egal, wenn er ihr untreu würde. Sie erwartete es regelrecht.
Die Erkenntnis, dass sie so wenig von ihm hielt, regte Ali mehr auf als alles andere. Sie glaubte, er sei ein gewissenloser Weiberheld, der ständig mit Frauen ins Bett stieg, ohne etwas für sie zu empfinden. Und das Problem daran war … sie hatte recht. Genau das hatten die vergangenen zehn Jahre aus ihm gemacht: einen kaltblütigen Abschlepper. Aber er war nicht kaltblütig, wenn es um Charmaine ging. Und was die Zuneigung zu ihr betraf …
Ali stöhnte auf. Er wollte nicht in sie verliebt sein. Unter den gegebenen Umständen wäre es ihm viel lieber gewesen, er würde nur Lust für sie empfinden. Aber er wollte mehr von ihr, und die Samstagabende, an denen sie ihm zur Verfügung stehen wollte, falls sie in Sydney war, reichten ihm längst nicht aus. Doch was konnte er tun, um sie öfter zu sehen? Wie konnte er sie dazu bringen, mit ihm zusammenzuleben?
Wenn er ihr eine Liebeserklärung machte, würde sie ihn auslachen. Charme und Schmeicheleien zeigten bei Charmaine so gut wie keine Wirkung. Er hatte eigentlich nur eine Möglichkeit, sie dazu zu bringen, das zu tun, was er wollte.
11. KAPITEL
„Bist du nicht froh, dass deine Kopfschmerzen verschwunden sind?“, fragte Ali leise, als er sich über Charmaine beugte, um ihr einen Kuss auf den Nacken zu geben.
Charmaine erschauerte und wandte den Kopf, damit Ali besser an sie herankam. „Hm“, brachte sie nur heraus. Sie lag bäuchlings in der Mitte seines großen Bettes und war noch ganz benommen vom Sex. Jetzt ließ er die Lippen langsam über ihren Rücken gleiten, während er sie zärtlich streichelte. Sein Mund verweilte einen Augenblick an ihrem Poansatz, und dann schob er die Hände zwischen ihre Schenkel.
Charmaine stöhnte auf und hätte ihn dann beinah angefleht, endlich wieder mit ihr eins zu werden, auch wenn das letzte Mal erst wenige Minuten zurücklag.
„Ali …“, stieß sie schließlich hervor.
„Was ist denn, Darling?“
Bei dem Kosenamen zuckte sie zusammen, oder lag es daran, dass seine Finger sich nun zu ihrer empfindsamsten Stelle vorarbeiteten?
„Oh ja, ja. Ja!“
„Gedulde dich“, flüsterte er heiser, „es ist noch nicht so weit.“
Bei ihr schon. Sie würde jeden Augenblick kommen. Das wäre dann ihr zweiter Höhepunkt in der erstaunlich kurzen Zeit, seitdem sie an Alis Tür geklopft hatte.
Sie war aufgewacht, als es im Zimmer bereits dunkel gewesen war. Die Kopfschmerzen waren verschwunden gewesen, dafür verzehrte sie sich innerhalb weniger Sekunden schmerzlich nach Ali und versuchte, mit einer kalten Dusche dagegen vorzugehen. Aber es funktionierte nicht. Ihre Begierde war so groß, dass sie einfach den rosafarbenen Gästebademantel überwarf und zu Ali
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