JULIA COLLECTION Band 10
Charles“, antwortete er und dachte dabei: Rico trinkt normalerweise nur, wenn ihn etwas aufgeregt hat. „Wie ich höre, hast du beim Pferderennen nicht gewonnen“, mutmaßte er dann messerscharf.
Rico lachte. „Doch, wenn man es in Geld bemessen möchte, schon.“
„Und in welcher Hinsicht nicht?“
„Sagen wir einfach, die ‚lustige Witwe‘ hat mir den Tag verdorben.“
„Wie denn?“
„Wie immer. Was muss sie auch so sarkastisch sein!“
„Wusstest du denn, dass sie ebenfalls auf der Rennbahn sein würde?“
Ricos Zögern war Antwort genug.
„Ich verstehe. Deshalb bist du überhaupt hingegangen. Du stehst auf Renée.“
„Red nicht so ’n Quatsch! Ich kann sie nicht ausstehen.“
„Sag ich doch“, meinte Charles spöttisch.
„Hast du den Bericht gelesen?“, fragte Rico unvermittelt.
„Ja.“
„Und?“
„Klingt vernichtend.“
„Allerdings. Was unternimmst du jetzt?“
„Erst einmal nichts.“
„Das wusste ich von Anfang an. Aber wie du willst, Charles, ich habe dich gewarnt: Rache ist ein zweischneidiges Schwert. Am Ende wirst du nur noch mehr verletzt.“
„Ich weiß zu schätzen, dass du dir Sorgen um mich machst und mir diesen Bericht verschafft hast. Tut mir leid, wenn ich dich deswegen gestern Nacht so angegangen habe. Es war richtig, mir davon zu erzählen“, fügte Charles hinzu. Auf diese Weise hat meine Ehe eine echte Chance, dachte er dabei. Jetzt würde er alles daransetzen, um Dominique besser kennenzulernen. Dazu musste er ihr natürlich auch von sich erzählen. Er würde sie ganz ins Vertrauen ziehen und ihr Dinge offenbaren, die nicht einmal Rico wusste. Und dann, eines Tages, wäre sie sich seiner Liebe vielleicht sicher genug, um ihm alles zu beichten.
„Ich wünschte, mir hätte jemand über Jasmine die Augen geöffnet“, sagte Rico nun niedergeschlagen. „Und zwar vor der verdammten Hochzeit.“
„Du hättest doch auf niemanden gehört. Du warst völlig vernarrt in sie.“
„Das ist ja mein Problem, dass ich immer auf den falschen Frauentyp abfahre. Nein, vergiss es. Ich fahre ja nicht auf die ‚lustige Witwe‘ ab, ich würde ihr nur mal gern …“
„… an die Wäsche?“, beendete Charles den Satz für ihn.
„Nein, verdammt, ich will, dass sie schon nackt ist.“ Er stöhnte. „Vergiss es! Ich habe zu viel getrunken.“
„Das ist mir auch schon aufgefallen. Ich hoffe, du bist nicht mit dem Wagen unterwegs.“
„Jetzt hör bloß auf, mich zu bemuttern. Ich kann selbst auf mich aufpassen. Aber zu deiner Information, ich bin in der Foyer Bar beim Regency, da, wo wir gestern Abend waren. Ich habe mich mit dem Taxi herbringen lassen und werde bestimmt nicht vor Mitternacht nach Hause gehen. Leanne kommt gleich.“
Charles zog die Augenbrauen hoch. „Wer ist denn das?“
„Eine sehr nette Blondine, die ich gestern kennengelernt habe. Sie ist Dominique ein wenig ähnlich, abgesehen davon, dass Leanne selbst reich ist. Sie will nur meinen Körper. Das ist mal eine nette Abwechslung.“
Charles seufzte. „Was Renée gestern Abend gesagt hat, stimmt nicht. Geld ist doch die Wurzel allen Übels, aber Sex kommt gleich danach.“
„Stimmt, sonst würdest du dich nicht so an deine Dominique klammern und behaupten, du wollest dich nur an ihr rächen. Ich hoffe, sie ist es wert, alter Junge, denn jeden Tag, den du an ihr festhältst, wird dich teuer zu stehen kommen. Frauen wie sie gehen nicht einfach, und der Familienrichter, der schließlich über deinen Fall zu entscheiden hat, wird sich fragen, warum du dich nicht von ihr getrennt hast, als du den Bericht hattest. Du verlierst deine beste Waffe, wenn du noch weiter gemeinsame Sache mit dem Feind machst. Das ist dir doch hoffentlich klar?“
„Es ist mein Leben, Rico. Ich sage dir auch nicht, was du zu tun hast.“
„Wie du willst, dann sei ein Narr! Mir doch egal!“ Und er legte auf.
Charles seufzte. War er wirklich ein Narr? Führte ihn Dominique immer noch an der Nase herum? Nein, nein, das wollte er einfach nicht glauben. Sie liebte ihn, und er liebte sie. Sie kannten sich nur noch nicht gut genug. Aber das würde sich mit der Zeit schon ändern. Gleich heute Abend wollte er etwas dagegen tun.
9. KAPITEL
„Weißt du, Darling, dass wir eigentlich ganz schön wenig übereinander wissen?“, fragte Charles, als er sich zu Dominique an den hübsch gedeckten Tisch setzte.
Dominique war sofort alarmiert und hätte sich beinah an ihrem Wein verschluckt. Erst danach begriff sie,
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