JULIA COLLECTION Band 10
mir, dass du mich liebst!“, und ihm tief in die Augen gesehen.
Jetzt war er froh, ihrem Wunsch nachgekommen zu sein, obwohl er zu dem Zeitpunkt nicht sicher gewesen war, ob es ein guter Einfall wäre, ihr seine Liebe zu gestehen – zumal er nicht wusste, ob er seine Ehe bald beenden würde oder nicht.
Inzwischen war er schlauer: Er würde sie fortführen.
Er stoppte das Band und spulte es zurück. Als er den Bericht zusammen mit den anderen beiden Kassetten wieder in den Umschlag schob, hörte er Dominiques Schritte im Flur und hatte gerade noch Zeit, den Umschlag in die oberste Schreibtischschublade zu legen.
Gleich darauf steckte Dominique den Kopf zur Tür herein. „Darf ich reinkommen, oder ist es immer noch geheim?“
„Komm ruhig rein.“ Er versuchte, normal zu reagieren und nicht so, als würde er sie jetzt mit ganz anderen Augen sehen. „Ich bin fertig.“
Das blonde Haar hatte sie zu einem Pferdeschwanz zusammengenommen und eine hellblaue Fleecejacke angezogen. Bis auf einen Hauch rosa Lippenstift war sie nicht geschminkt und sah ganz jung und umwerfend hübsch aus. Ihr Lächeln wirkte entspannt, und man sah nicht mehr, dass sie geweint hatte.
„Und?“, fragte sie, als sie neben dem Schreibtisch stehen blieb, fügte aber sofort hinzu: „Vergiss es! Ich will nichts von diesem vermaledeiten Bericht wissen, solange du nicht bereit bist, mir freiwillig davon zu erzählen. Hat Rico dich angerufen? In der Küche konnte ich das Telefon nicht hören.“
„Nein, noch nicht.“
„Warum rufst du ihn dann nicht an und bringst die Sache hinter dich? Es wäre wirklich das Letzte, von diesem Menschen beim Essen gestört zu werden.“
„Wann ist es denn fertig?“
„In etwa zehn Minuten.“
„Und auf welche kulinarischen Köstlichkeiten darf ich mich dabei freuen?“
„Hähnchenbrust mit Pilzrisotto, gefolgt von einem Käsekuchen mit Passionsfrucht. Er war im Gefrierfach. Dazu reiche ich einen Chardonnay, den du im Kühlschrank versteckt hattest. Ich weiß, dass du lieber Rotwein trinkst, aber zu Risotto passt der einfach nicht!“
Charles bemühte sich, nicht negativ über ihre Weinkenntnisse und Kochkünste zu denken. Aber in Erinnerung dessen, was er gerade gehört und gelesen hatte, war das schwierig. „Rico wäre ganz deiner Meinung“, meinte er nun.
„Rico, Rico“, sagte sie gereizt. „Ich werde nie verstehen, was du an diesem Entertainer findest.“
„Er hat Qualitäten, die du niemals für möglich halten würdest.“
„Rico? Bring mich nicht zum Lachen. Er macht doch nur auf Show. Wahrscheinlich kann er nicht einmal kochen!“
„Da irrst du dich! Aber ich will mich nicht streiten.“
„Ich mich auch nicht. Dazu bin ich heute Abend viel zu glücklich. Also, mach nicht so lang, ich habe einen Riesenhunger.“
„In zehn Minuten bin ich bei dir.“
„Ich verlasse mich darauf.“
Plötzlich war sie wieder weg, aber ihr Parfüm hing noch in der Luft, und Charles sah vor seinem geistigen Auge nach wie vor ihr Gesicht. Sie hatte gesagt, dass sie glücklich sei, und auch so ausgesehen. Ob sie wohl zu dem Schluss gekommen war, keine Angst mehr vor ihrer Liebe zu ihm haben zu müssen? Immerhin hatte sie ihm heute Nachmittag beim Sex mehrmals gesagt, dass sie ihn liebe.
Auch er hatte ihr seine Liebe gestanden. Dieses Gefühl wurde jedes Mal übermächtig, wenn er mit ihr zusammen war. Und um der Wahrheit Genüge zu tun, musste er zugeben, dass er noch nie so glücklich gewesen war wie mit Dominique. Was interessierte es da schon, aus welchen Gründen sie ursprünglich zu ihm gekommen war und dass sie es am Anfang nur auf sein Geld abgesehen hatte? Er war überzeugt von ihrem Sinneswandel.
Natürlich würde Rico kein Wort davon glauben, es Gefühlsduselei nennen und behaupten, er, Charles, habe sich ordentlich an der Nase herumführen lassen.
Aber er hatte keine Lust, sich Ricos Argumente anzuhören. Sein Freund würde schon noch begreifen, wie Dominique wirklich war. Bis dahin wollte er einfach nicht mehr mit ihm über sie reden. Sollte Rico doch denken, dass er Dominique nur noch so lange behielt, bis er sich innerlich von ihr gelöst hatte. Das war besser, als sich ständig anhören zu müssen, dass er sie nun endlich loswerden solle.
Charles nahm den Hörer ab und wählte Ricos Nummer. Aber sein Freund ging nicht ans Telefon. Also versuchte es Charles auf dem Handy und wollte schon wieder auflegen, als er Rico mit schwerer Zunge fragen hörte: „Hallo?“
„Hier ist
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