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JULIA COLLECTION Band 10

JULIA COLLECTION Band 10

Titel: JULIA COLLECTION Band 10 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MIRANDA LEE
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saß sie wie auf glühenden Kohlen, und Hunger hatte sie auch keinen mehr. Sie nahm ihr Weinglas und trank einen großen Schluck und dann noch einen. Manchmal regte Alkohol ihren Appetit an und brachte eine gewisse Entspannung. Im Augenblick hatte sie beides bitter nötig.
    Glücklicherweise senkte Charles nun den Blick und wandte sich wieder seinem Risotto zu. Typisch Mann! Nicht einmal der Gedanke an Sex hielt ihn vom Essen ab.
    Schließlich nahm auch Dominique erneut die Gabel auf, stocherte aber nur im Essen herum, mit den Gedanken war sie ganz woanders.
    „Hast du keinen Hunger?“, fragte Charles, als sein Teller leer war und er sah, dass sie den Reis nur von einer Seite zur anderen schob.
    „Ich will mir noch etwas Platz für den Nachtisch lassen“, log sie. „Käsekuchen ist eine Schwäche von mir.“ Dominique stand auf und wollte schon den Tisch abräumen, als Charles sie bat, sich wieder hinzusetzen.
    „Was ist denn?“, fragte sie, während sie erneut Panik befiel.
    „Setz dich einfach hin, Dominique.“
    Überrascht ließ sie sich auf ihren Stuhl sinken.
    Eigentlich hatte Charles mit seinem Versuch, Dominique Geheimnisse ihrer Vergangenheit zu entlocken, bis nach dem Dessert warten wollen. Ein so heikles Thema verlangte Fingerspitzengefühl. Außerdem hatte er gehofft, dass ihr der Wein bis dahin die Zunge lockern würde. Aber von zwei, drei Schlucken einmal abgesehen, hatte sie ihr Glas nicht angerührt.
    „Ich muss dir ein Geständnis machen“, sagte er jetzt.
    „Oh?“ Sie rang sich ein Lächeln ab. „Was hast du denn verbrochen? Erzähl mir bloß nicht, dass du doch eine Affäre mit der ‚lustigen Witwe‘ hast.“
    „Aber nein!“ Überrascht sah Charles sie an. „Wie kommst du denn darauf?“
    Anstatt seine Frage zu beantworten, bohrte Dominique weiter. „Du hast auch vor meiner Zeit nicht mit ihr geschlafen?“
    „Nein“, sagte er gespielt verärgert, obwohl ihn ihre Eifersucht freute. Ehefrauen, die es nur aufs Geld abgesehen hatten, würden nicht eifersüchtig reagieren. Warum auch? Schließlich waren sie nicht verliebt.
    „Dann ist es ja gut. Das hätte ich auch nicht ertragen, besonders da du jeden Freitag mit ihr pokerst.“ Sie rang sich erneut ein Lächeln ab. „Was willst du mir denn dann beichten?“
    „Nichts Schlimmes, nur dass ich dir nicht die ganze Wahrheit über den Tod meiner Mutter gesagt habe.“
    „Ist sie denn nicht an Nierenversagen gestorben?“
    „Doch, aber nur, weil sie vorher eine Überdosis Schlaftabletten in Whisky aufgelöst und getrunken hat.“
    „Ach, du meine Güte, Charles, das ist ja schrecklich!“
    Während ihm das Herz ganz schwer wurde, dachte er: Merkwürdig, dabei war ich der Meinung, ich hätte den Selbstmord meiner Mutter längst verarbeitet. Aber würde er dann so ein Geheimnis darum machen? Nein. Eigentlich unterschied er sich nicht besonders von Dominique, auch in seinem Leben gab es Dinge, die er lieber für sich behielt. Zumindest, was den Tod seines Vaters betraf, der beim Skifahren in Neuseeland in eine Gletscherspalte gefallen war, hatte er ihr die Wahrheit gesagt. Andererseits war ihm aber nie ein Wort über die Lasterhaftigkeit seines Vaters über die Lippen gekommen oder über die immer schlimmer werdende Depression seiner Mutter, die mit ihrer zerrütteten Ehe zusammengehangen hatte.
    „Ja“, stimmte er Dominique nun zu und nahm sein Weinglas, „es war schrecklich.“
    „Möchtest du darüber sprechen?“, fragte sie vorsichtig und sah ihn mitfühlend an.
    Charles erwiderte ihren Blick und trank einen Schluck Wein.
    „Du musst nicht, wenn du nicht willst“, fügte sie dann hinzu. „Das würde ich verstehen.“
    „Nein, nein, ich will, dass du es weißt.“ Und obwohl es ihm unheimlich schwerfiel, erzählte er ihr die ganze schreckliche Wahrheit.
    Sein Vater hatte seine Mutter misshandelt – nicht körperlich, aber seelisch. Geheiratet hatte er sie nur, weil sie schwanger von ihm war und sein Vater gedroht hatte, ihn sonst zu enterben. Aber Jason Brandon eignete sich weder als Vater noch als Ehemann. Er war und blieb ein Frauenheld und Taugenichts. Als sein Vater starb, übernahm er ein gesundes Unternehmen. Doch als er selbst mit Ende vierzig abtrat, hatte er Brandon Beer völlig heruntergewirtschaftet. Die Brauerei stand kurz vor dem Ruin.
    Zu dieser Zeit studierte Charles noch und war froh, nicht zu Hause zu sein. Seine Mutter war gerade einmal ein Jahr lang tot, und er wollte nichts mehr mit seinem Vater zu

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