JULIA COLLECTION Band 10
Werbeunterstützungen für Küchenartikel bis hin zu seinem neuesten Einfall: der Restaurantkette Pasta-Leidenschaft, die inzwischen in jeder größeren australischen Stadt durch einen Franchising-Partner vertreten war.
Von seinen Verdienstaussichten einmal abgesehen, war Rico damals mit neunundzwanzig Jahren auf dem Höhepunkt seiner sexuellen Leistungsfähigkeit gewesen. Da hätte Renée doch allen Grund gehabt, sich in ihn zu verlieben. Aber wahrscheinlich machte er sich da nur etwas vor. Inzwischen lebte er seit zwei Jahren von Jasmine getrennt, und seit einem Jahr waren die Scheidungspapiere unterzeichnet, aber Renées Einstellung zu ihm hatte sich nicht verbessert, eher verschlechtert. Während er sich immer mehr nach ihr verzehrte, war sie ihm gegenüber noch feindseliger geworden, und ihn schmerzte die Vorstellung, dass sie nichts an ihm attraktiv fand.
Ganz im Gegenteil, offensichtlich verabscheute sie ihn. Aber warum? Hatte er ihr jemals Grund dazu gegeben? Oder lag es an seiner italienischen Herkunft? Manchmal ließ sie sich darüber aus, dass er ganz der Latin-Lover-Typ sei – ganz hormongesteuert und mit zu wenig Hirn. Dabei hatte er viel mehr zu bieten. Leider nur nicht, wenn er sich in ihrer Nähe aufhielt. Darunter litt in letzter Zeit sogar sein Pokerspiel. Ach, zum Teufel, eigentlich litt alles unter Renées Gegenwart. Da verließ ihn nicht nur sein Charme, sondern auch sein Denkvermögen. Doch selbst wenn er über eine ihrer Bemerkungen aufgebracht war, brannte das Feuer für sie lichterloh. Deshalb ging er an diesem Wochenende auch nicht auf die Rennbahn. Wer wusste schon, was er das nächste Mal sagen würde, wenn sie ihn wieder so auf die Palme brachte wie am Abend zuvor?
Charles hatte verkündet, dass seine Frau ein Kind erwartete, und er, Rico, hatte festgestellt, wie sehr er ihn beneiden würde. Daraufhin meinte Renée: „Hättest du jemanden wie Dominique geheiratet, hättest du jetzt auch schon ein, zwei Kinder. Wenn du wirklich so scharf auf eine Familie bist, dann hör endlich auf, den Leannes dieser Welt nachzusteigen, und such dir ein nettes Mädchen, mit dem du deinen angeblichen Wunsch verwirklich kannst.“
Rico musste sich buchstäblich auf die Zunge beißen, um nicht zu antworten, dass er mit Frauen wie Leanne ins Bett ging, weil er damit sein Verlangen nach ihr, Renée, zu stillen versuchte – doch vergeblich. Aber wie lange würde er sich noch am Riemen reißen können, ihr nicht die Wahrheit zu sagen? Was, wenn er plötzlich aus der Haut fuhr? In Sydney geboren und aufgewachsen, war er vom Temperament her durch und durch Italiener. Einen Bauern hatte Renée ihn einmal genannt und damit ziemlich ins Schwarze getroffen. Er kam tatsächlich vom Land und war stolz darauf.
Seine beiden anderen Pokerfreunde Charles und Ali dagegen waren absolute Gentlemen. Bei Charles handelte es sich um den Eigentümer von Brandon Beer, Australiens bekanntester Schankbierbrauerei. Ali war der jüngste Sohn des Scheichs von Dubar und vor zehn Jahren nach Australien geschickt worden, damit er sich um das Vollblutgestüt der Familie kümmerte. Beide waren reich geboren, aber keiner war deswegen faul oder eingebildet. Charles hatte die Familienbrauerei nach dem Tod seines Vaters erst einmal wieder aus den roten Zahlen führen müssen. Und auch Ali war kein verwöhnter Prinz und arbeitete hart, um das riesige Gestüt im Hunter Valley zu führen. Dabei war er sich nicht zu schade, selbst mit anzupacken.
Er war es auch gewesen, der ihre Pokerrunde begründet hatte. Flame of Gold stammte aus seiner Zucht. Nachdem die Stute Siegerin des „Silver Slipper Stakes“ geworden war, hatte Ali die drei Anteilseigner zu einem gemeinsamen Essen eingeladen, um das Ereignis gebührend zu feiern. Dabei stellten sie fest, dass sie nicht nur ihre Schwäche für Rennpferde, sondern auch fürs Pokern teilten. Das erste gemeinsame Spiel wagten sie gleich am selben Abend und beschlossen, sich in Zukunft jeden Freitag um zwanzig Uhr zum Pokern im Regency Hotel zu treffen, wo Ali regelmäßig das Wochenende verbrachte. Nur bei Krankheit oder Aufenthalt in Übersee war man entschuldigt.
Lächelnd dachte Rico daran, wie er einmal mit gebrochenem Bein im Krankenhaus gelegen und darauf bestanden hatte, dass die anderen zum Pokern zu ihm kamen. Der Abend war allerdings kein rechter Erfolg geworden, da sich alle wegen Alis Leibwächtern unwohl fühlten. Rückblickend musste sich Rico eingestehen, dass er nur auf den
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