Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
JULIA COLLECTION Band 10

JULIA COLLECTION Band 10

Titel: JULIA COLLECTION Band 10 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MIRANDA LEE
Vom Netzwerk:
Pokerabend bestanden hatte, um Renée zu sehen. Und jetzt?
    Inzwischen war er nicht sicher, ob er sie überhaupt noch einmal sehen wollte. Bald wäre er mit seiner Geduld am Ende. Es musste einfach etwas geschehen.
    Nachdem Rico den Innenstadtverkehr hinter sich gelassen hatte und durch die weniger dicht besiedelten Vororte fuhr, entspannte er sich ein wenig. Auch die Luft war hier besser, und er atmete mehrmals tief durch. Schon bald kam er in die Gegend, in der er seine Kindheit verbracht hatte. Da waren die Grundschule, die er vier Jahre besucht hatte, das Flüsschen, in dem sie als Kinder schwimmen gegangen waren, und die alte Gemeindehalle, in der er zum Ärger seines Vaters die ersten Tanzstunden genommen hatte.
    So lange wie Rico zurückdenken konnte, war er immer wild entschlossen gewesen, eines Tages ein Star zu werden. Mit zwölf träumte er von einer Karriere als Musicalheld à la John Travolta. Doch leider sang er nicht gut genug und wurde bald zu groß, um beim Tanzen noch elegant zu wirken. Daraufhin wandte er sich der Schauspielerei zu, ohne jedoch von einer der Eliteakademien aufgenommen zu werden. Aber er bekam einige Sprechrollen in Vorabendserien, Werbesendungen und sogar eine kleine Rolle in einem Fernsehfilm. Bei Castings für größere Engagements erteilte man ihm meistens Absagen, weil er zu italienisch aussehen würde, für den typischen „Latin Lover“ aber zu groß sei.
    Auch wenn er davon nicht überzeugt war, kümmerte sich Rico bald mehr um eine Karriere hinter der Kamera und machte eine Ausbildung als Kameramann bei „Fortune Productions“, einer Filmgesellschaft, die damals zahlreiche Fernsehshows in Australien produzierte. Nach der Ausbildung wurde er übernommen und sammelte so lange Erfahrungen, bis er der Meinung war, eine eigene Show auf die Beine stellen zu können.
    Mit Unterstützung seiner großen Familie – Rico hatte drei nachsichtige ältere Brüder und fünf völlig in ihn vernarrte ältere Schwestern – begann er die Produktion von Pasta-Leidenschaft, nachdem er festgestellt hatte, dass Koch- und Lifestylesendungen im Kommen waren. Aber der italo-australische Küchenchef, den er für die ersten Folgen engagiert hatte, erwies sich vor der Kamera als reines Nervenbündel, sodass Rico ständig selbst mit anpacken und den Gastgeber der Show mimen musste.
    Obwohl er keinerlei Kochausbildung besaß, wurde bald offensichtlich, dass es sich bei ihm um ein Naturtalent handelte. Damit hatte er seinen Nischenplatz gefunden. Plötzlich war seine Größe unerheblich, sein italienisches Aussehen ein Plus, und der Akzent, den er bei Bedarf vortäuschen konnte, ließ das Ganze noch echter wirken. Natürlich war auch von Vorteil, dass es sich beim ihm um einen leidenschaftlichen Hobbykoch handelte, der die meisten Kniffe seiner „Mamma“ verdankte. So gingen Idee und Inhalte der Show letztlich auf Signora Mandrettis Pasta-Leidenschaft und ihren Einfallsreichtum zurück: Schließlich war es nicht so einfach, mit einem knappen Haushaltsbudget jeden Tag eine elfköpfige Familie satt zu bekommen.
    Sobald Rico eine Fernsehanstalt gefunden hatte, die bereit war, Pasta-Leidenschaft zu senden, wurde die Show zum Publikumsrenner, und er hatte seine Entscheidung nie bereut, sich von der Schauspielerei zu verabschieden. Doch Renée beeindruckten seine Erfolge nicht, Jasmine dagegen umso mehr. Bei dem Gedanken an die Abzockerin, die er auch noch geheiratet hatte, schnitt er ein Gesicht. Nach wie vor war er betroffen, wie viel ihr der Familienrichter für die drei Jahre Eheleben im Luxus zugesprochen hatte.
    Sogar sein schwarzes Porsche-Cabriolet hatte sie mitgenommen! Doch am Ende hätte er jeden Preis bezahlt, um Jasmine loszuwerden.
    Schwarz war immer seine Lieblingsfarbe gewesen, sowohl was Kleidung als auch Fortbewegungsmittel betraf. Den roten Ferrari hatte er nur gekauft, weil er dachte, ein „Tapetenwechsel“ könnte nicht schaden. Dafür hatte er allerdings sofort eine spitze Bemerkung von Renée kassiert, die ihn auf dem Parkplatz vor der Rennbahn einsteigen sah.
    „Dass der rote Ferrari dir gehört, hätte ich mir ja denken können!“ Naserümpfend fuhr sie fort: „Was sollte ein italienischer Playboy auch sonst fahren?“
    Dummerweise fiel ihm wie so oft in letzter Zeit keine passende Retourkutsche ein, und Renée glitt spöttisch lächelnd in ihrer eleganten Limousine davon. Jetzt schnitt er unwillkürlich ein Gesicht. Eigentlich wollte er heute mal nicht an diese Hexe denken.

Weitere Kostenlose Bücher