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JULIA COLLECTION Band 10

JULIA COLLECTION Band 10

Titel: JULIA COLLECTION Band 10 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MIRANDA LEE
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Das hatte er in der Vergangenheit schon viel zu oft getan.
    Sobald der ihm nur allzu vertraute Briefkasten seiner Eltern in Sicht kam, hellte sich seine Miene auf. Haus und Grundstück waren nichts Besonderes. Das schlichte zweistöckige Backsteinhaus stand inmitten eines Gemüsegartens. Trotzdem ging Rico jedes Mal das Herz auf, wenn er nach Hause kam, und auch heute musste er unwillkürlich lächeln.
    Es ging doch nichts über einen Besuch bei den Eltern! Da wusste man, dass man um seiner selbst willen geliebt wurde und nicht, weil man ein bekannter TV-Star war und viel Geld besaß.

2. KAPITEL
    Teresa Mandretti hielt sich im Garten auf, als sie aus den Augenwinkeln jemanden auf sich zukommen sah.
    „Enrico!“, rief sie überrascht und erfreut zugleich, sobald sie ihr jüngstes Kind erkannte. „Du hast mich erschreckt! Ich habe dich erst morgen erwartet.“
    Der erste Sonntag im Monat war traditionell Familientrefftag bei den Mandrettis, wobei ihr Jüngster fast immer kam und seine älteren Geschwister mit ihren Familien erschienen, soweit sie es einrichten konnten.
    „Mum!“ Rico nahm seine Mutter in die Arme. Mit seinen ein Meter achtzig und den breiten Schultern vereinnahmte er ihre kleine gedrungene Gestalt völlig.
    Teresa Mandretti konnte nur mutmaßen, wieso ihr Jüngster so groß geraten war. Von seinem Vater hatte er die Körpergröße jedenfalls nicht geerbt. Als die Verwandten in Italien Bilder von Enricos einundzwanzigstem Geburtstag sahen, erinnerte er sie an seinen Großvater Frederico I., der ein wahrer Riese gewesen sein sollte. Teresa hatte ihren Schwiegervater nie kennengelernt. Mit fünfunddreißig war er bei einer Messerstecherei ums Leben gekommen, nachdem der Gegner Fredericos Frau „ungebührende“ Blicke zugeworfen hatte. Von diesem Großvater väterlicherseits rührte wohl auch Enricos Temperament.
    „Hast du schon etwas zu Mittag gegessen?“, fragte Teresa Mandretti, als ihr Sohn die Umarmung lockerte und sie wieder zu Atem kommen ließ. Wie alle Mandrettis war Enrico ein Schmuser. Sie selbst war da viel zurückhaltender. Deshalb hatte sie sich auch so zu ihrem Frederico hingezogen gefühlt. Er überging ihre Schüchternheit und trug sie zum Bett, ehe sie noch ein Nein hätte hauchen können. Wenige Wochen später fand die Heirat statt. Da war Teresa bereits schwanger gewesen. Einige Monate danach wanderten sie nach Australien aus. Gerade noch rechtzeitig, damit Frederico III. in der neuen Heimat zur Welt kommen konnte.
    „Nein, ich bin nicht hungrig“, sagte ihr Jüngster nun, und Teresa runzelte überrascht die Stirn.
    Enrico und nicht hungrig? Da stimmte etwas nicht. „Was ist denn los, mein Junge?“, fragte sie besorgt.
    „Nichts, Mum, ehrlich, ich habe nur ziemlich ausgiebig gefrühstückt, und das ist noch nicht so lange her. Wo ist Dad?“
    „Beim Hunderennen. Onkel Guiseppe hat heute einige seiner Tiere am Start.“
    „Dad sollte sich selbst ein oder zwei Hunde zulegen. Regelmäßige Spaziergänge würden ihm guttun. Ich glaube, er hat einfach zu viel von deiner Pasta gegessen.“
    „Willst du damit sagen, dein Papa sei fett?“, fragte Teresa Mandretti aufgebracht.
    „Aber nein, Mum, nur gut genährt.“
    Teresa mutmaßte schon, dass Enrico mit dem Hinweis auf die Leibesfülle seines Vaters von den eigenen Problemen ablenken wollte. Sie kannte all ihre Kinder gut, aber Enrico noch am besten. Er war unterwegs gewesen, als sie längst nicht mehr mit einem bambino gerechnet hatte. Nachdem sie beinah jährlich einmal niedergekommen war – drei Jungen, gefolgt von fünf Mädchen – riet ihr der Arzt, keine weiteren Kinder zu bekommen, weil ihr Körper ausgezehrt sei. Mit Erlaubnis ihres Pfarrers nahm sie die Pille und brauchte sich neun Jahre keine Gedanken mehr über eine eventuelle Schwangerschaft zu machen.
    Allerdings war auch diese Verhütungsmethode nicht perfekt, denn schließlich hatte Teresa doch wieder empfangen. Ein Abbruch kam nicht infrage, aber glücklicherweise verlief die Schwangerschaft problemlos, und die Geburt war erstaunlich leicht. Dabei empfand es Teresa als zusätzlichen Vorteil, dass nach den fünf Mädchen wieder ein Junge dabei herausgekommen war. Natürlich wurde Enrico von allen verwöhnt, aber ganz besonders von seinen Schwestern. Auch wenn er seinem Temperament freien Lauf ließ, sobald es einmal nicht nach seinem Kopf ging, war er ein süßes Kind, aus dem ein liebenswerter Mann wurde.
    Alle Familienmitglieder mochten ihn, und am

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