JULIA COLLECTION Band 11
wenn es seinen Stolz ein wenig verletzte, dass sie und nicht er für die Unterkunft sorgen würde. Aber alles in allem war er recht zufrieden, wenn auch ein wenig überrascht von der Entwicklung der Dinge.
„Lass dir nur Zeit“, sagte Gwyn beruhigend.
Sierra nickte mit Tränen in den Augen und startete den Motor. Sie hatte niemandem erklären müssen, dass sie es versäumt hatte, den werdenden Vater von ihrer Schwangerschaft zu unterrichten. Niemand hatte ein Wort darüber verloren. Niemand hatte sich zu Sams plötzlicher Abwesenheit geäußert. Innerhalb einer halben Stunde waren alle nach Hause gefahren – alle bis auf Gwyn und ihre Kinder, die sich nun um die Mädchen kümmerten und die Überreste der Party wegräumten.
Sierra beschloss, als Erstes auf der Farm nach Sam zu suchen. Erst nach einer Stunde war sie sich ziemlich sicher, dass er sich nicht auf einem der Felder aufhielt. Inzwischen war die Sonne untergegangen und die Dämmerung hereingebrochen.
Als Nächstes fuhr sie zu seinem Haus und atmete erleichtert auf, als sie seinen Truck in der Auffahrt stehen sah. Es dauerte jedoch eine Weile, bis sie genügend Mut gefasst hatte, um sich Sam zu stellen und sich auf seine wohlverdiente zornige Verachtung gefasst zu machen.
Mit weichen Knien ging sie zur Haustür und klopfte. Er öffnete ihr rasch, mit ausdrucksloser Miene und entspannter Haltung, so als hätte er mit ihrem Auftauchen gerechnet. „Komm rein.“
Sie zog den Kopf ein, steckte die Hände in die Taschen ihrer Cordjacke und betrat das spärlich möblierte Wohnzimmer. Auf der Couch stand ein Pappkarton mit gerahmten Fotos. Sie blickte sich um und sah die hellen Flecken an den leeren Wänden.
„Da gibt es nicht viel zu sehen“, bemerkte er leichthin.
„Das macht nichts. Das hat mir nie was ausgemacht.“
„Ich weiß. Aber das ist das einzige Erbe, das meine Mutter meinen Schwestern und mir hinterlassen hat. Ich wollte den Zwillingen immer mehr geben.“
„Du hast ihnen viel mehr gegeben, Sam.“
Er nickte. „Und es wird noch mehr kommen. Ich will dieses alte Haus abreißen und das Grundstück mit Blumen bepflanzen. Ich weiß gar nicht, warum ich nicht schon früher daran gedacht habe.“
Ihr Blick fiel erneut auf den Karton. „Du kannst nicht zu mir ziehen, Sam.“
„Nein? Tja, du und Tyree könnt schon gar nicht hier einziehen.“
Tränen stiegen ihr in die Augen. Typisch für Sam, dass er bereits sein Schicksal akzeptiert hatte und sich seiner Verantwortung stellte. „Niemand zieht irgendwohin, zumindest nicht im Moment.“
„Würdest du mir das bitte erklären?“
Sie wandte sich von ihm ab und schlang sich die Arme um die Taille. „Da gibt es nichts zu erklären. Ich halte es einfach nicht für klug.“
„Wann haben wir beide je klug gehandelt? Klug wäre es gewesen, unsere Beziehung rein geschäftlich zu halten, aber wir beide wissen, dass es nie eine Option für uns war.“
Sie senkte den Kopf. „Es tut mir leid, Sam. Es ist alles meine Schuld.“
„Sierra …“
Abwehrend hob sie eine Hand und fuhr fort: „Ich würde dir gern sagen, dass die Schwangerschaft ein Unfall war, aber das kann ich nicht. Mir war schon nach dem ersten Mal klar, dass ich schwanger sein könnte, und ich wusste damals schon, dass du nie vor der Verantwortung weglaufen würdest, wie Dennis es getan hat und immer tun würde. Ich habe zwar Kondome vorgeschlagen, aber ich habe dir nicht den wahren Grund dafür verraten.“
Sie holte tief Luft, um das Zittern in ihrer Stimme zu vertreiben. „Und dann habe ich es einfach dabei bewenden lassen und mir gesagt, dass es sowieso schon zu spät sein könnte, und dass ich ein Kind allein aufgezogen habe und es wieder schaffen kann. Jetzt kann ich es mir sogar viel eher leisten. Aber aus diesem Grund habe ich es nicht getan.“
„Das weiß ich“, warf er sanft ein.
Sie legte die Hände vor das Gesicht, um die Tränen zu verbergen, die ihr über die Wangen rannen. „Ich wollte dich reinlegen, Sam. Ich wollte dich so sehr, dass ich bereit war, dich zu ködern.“ Sie wischte die Tränen fort, hob den Kopf und blickte ihn flehend an. „Aber ich bin selbst reingefallen, weil ich dich zu sehr liebe, um dir das anzutun.“
„Auch das weiß ich.“
„Wirklich?“
Er nickte und legte ihr die Hände auf die Arme. „Ich weiß es schon lange.“
Sie schloss die Augen. „Dann musst du auch verstehen, warum ich nicht zulassen kann, dass du dich ins Unglück stürzt.“
„Ja.“
Dieses eine
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