JULIA COLLECTION Band 11
haben.“
„Wenn ihr mich fragt, ist das kein Anlass zu Heiterkeit“, sagte Sierra.
Eifrig hakte Derrick nach: „Sie wollen das Geld also ablehnen?“
„Da würde sich der Bürgermeister aber freuen“, stichelte jemand, und lautes Gelächter folgte.
Wortlos ging Sierra zur Tür, gefolgt von Avis und Valerie, und Buddy heftete sich ihr prompt auf die Fersen.
„He, ich habe noch mehr Fragen!“, rief Derrick ihnen nach, und die übrigen Besucher des Cafés gaben ihm Stichworte.
„Oh, mein Gott“, stöhnte Sierra, als sie auf den Bürgersteig traten. „Ich kann das alles nicht glauben.“
„Das solltest du aber“, murmelte Valerie.
Avis seufzte. „Ich glaube allmählich, dass Edwin uns keinen so großen Gefallen getan hat, wie er wollte.“
Sierra nickte düster. „Was sollen wir jetzt bloß tun?“
„Tun?“, hakte Buddy nach. „Das Schöne am Reichsein ist doch, dass man gar nichts tun muss, wenn man nicht will.“
„Typisch für dich“, murrte Valerie, „aber nicht jeder von uns ist so ein Faulpelz wie du.“
„Ach, Baby, sei doch nicht so.“ Er legte ihr einen Arm um die Schultern. „Du meinst es nicht wirklich so, und außerdem brauchst du jetzt deine alten Freunde, weil du den neuen nicht trauen kannst.“
„Wir kennen uns tatsächlich schon so lange, dass ich in dir wie in einem Buch lesen kann. Glaub ja nicht, dass sich zwischen uns irgendwas geändert hat.“
„Natürlich nicht. Du weißt, dass ich schon immer verrückt nach dir war.“
Valerie lachte. „Du bist so transparent. Du glaubst, dass du für die Beule in meinem Auto nichts bezahlen musst, weil ich jetzt Geld habe. Aber ich bin nicht von vorgestern. Dir geht es nur um die Kohle und sonst gar nichts.“
„He, ich bin dein guter alter Kumpel und meine es aufrichtig mit dir – im Gegensatz zu einem gewissen Ian Keene.“
Ein Frösteln überfiel sie. „Was soll das heißen?“
„Das ist doch wohl klar, oder? Jeder weiß doch, dass er all das Geld bei Edwin gefunden hat.“
„Wieso?“, hakte Sierra verständnislos nach.
„Na ja, als er das Haus inspiziert hat, ist er auf säckeweise Aktien und Bargeld gestoßen. Er hat Edwin überredet, alles zur Bank zu bringen und ein Testament aufzusetzen.“
Valerie hörte ein ominöses Rauschen in den Ohren.
„Er hat wohl gehofft, dass er in dem Testament berücksichtigt wird, und als es nicht geklappt hat, ist er dir nachgelaufen. Begreifst du denn nicht, Val? Bevor er sich zwischen uns gedrängt hat, bevor er mit dir ausgegangen ist, hat er längst von deiner Erbschaft gewusst.“
Die harte Wahrheit traf Valerie mit niederschmetternder Wucht. Sie schloss die Augen. Plötzlich erschien ihr alles, was zwischen ihr und Ian geschehen war, düster und verräterisch. Er hatte sie ebenso wenig gemocht wie sie ihn. Das hatte sich erst durch Edwins Testament geändert. Sie blickte ihre Freundinnen an, sah den Zorn und das Mitleid auf deren Gesichtern und erkannte, dass sie der größte Dummkopf aller Zeiten war. Ihre Naivität hatte sie in Ians Augen zu einem leichten Fang gemacht. Deswegen hatte er sie auserkoren und nicht Avis oder Sierra, die beide älter und erfahrener waren.
Ihr Magen drehte sich um. Wortlos wandte sie sich ab und ging zu ihrem Auto.
„Valerie!“, rief Avis besorgt.
„He, Val, warte!“, verlangte Buddy und lief ihr nach.
„Lass mich in Frieden“, fauchte sie, und dann ließ sie ihn stehen.
„Ich dachte mir, dass du sehr beschäftigt sein musst“, verkündete Ian. Er schloss sanft die Ladentür hinter sich und deutete mit dem Kopf zu den wartenden Kundinnen. „Du bist nicht ans Telefon gegangen.“
Valerie ließ Bürste und Fön sinken und hob den Blick von den langen Haaren, die sie gerade stylte. „Komisch, mein Terminkalender ist plötzlich voll. Ich kann mir das nicht erklären.“
„Nichts wirkt so anziehend wie Geld“, bemerkte er lächelnd. „Daran musst du dich wohl erst noch gewöhnen.“
„An manche Dinge gewöhnt man sich nie“, murrte sie und wandte sich wieder ihrer jungen Kundin zu.
Verdutzt über ihre Verdrossenheit sagte er sich, dass sie nur mehr Zeit brauchte, um den Schock zu verkraften. „Während ich all die Zeit mit der Reparatur des Leiterwagens zugebracht habe, musste ich denken, dass ich mir die Arbeit hätte sparen und jemanden damit beauftragen können, wenn das verdammte Ding ein paar Wochen später kaputt gegangen wäre. Aber so ist es wohl doch besser. Selbst bei unserer kleinen Wache kommen wir
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