JULIA COLLECTION Band 11
Wütend schüttelte er Ians Hand ab und sprang auf.
„Sie haben doch das Land, Heston“, entgegnete Corbett. „Das ist alles, was Sie immer wollten, was Sie erwartet hatten und was Ihnen rechtlich zusteht. Über alles andere konnte Edwin frei verfügen, und ich billige seine Verfügung.“
Heston wirbelte herum und deutete mit dem Finger auf die drei Frauen, die noch immer wie gelähmt dasaßen. „Damit kommen Sie nicht durch! Ich bringe Sie vor Gericht! Ich werde aufdecken, wie Sie sich das Erbe erschlichen haben!“
„Das reicht“, sagte Ian ruhig.
Heston wirbelte zu ihm herum. „Das kostet Sie Ihren Job! Ich bin nicht umsonst der Bürgermeister.“
„In diesem Fall schon“, widersprach Corbett. „Ich weiß, dass es ein Schlag ist zu erfahren, dass Ihr armer alter Onkel gar nicht arm war, aber Sie können nichts dagegen tun. Nehmen Sie das Land und seien Sie glücklich damit, denn mehr bekommen Sie nicht.“
„Das werden wir ja sehen. Ich habe einflussreiche Freunde. Er war verrückt. Das wissen alle. Irgendwie haben Sie von seinem Reichtum erfahren und den verrückten alten Mann ausgenutzt.“
„Jetzt reicht es endgültig.“ Ian packte Heston am Ellbogen und bugsierte ihn zur Tür. „Sie können wiederkommen und die Papiere unterschreiben, wenn Sie sich beruhigt haben.“
„Ich unterschreibe gar nichts!“
„Dann können Sie die Ranch nicht in Besitz nehmen“, erklärte Corbett.
„Ich lasse Sie aus der Anwaltschaft ausschließen!“, drohte Heston schrill, während Ian ihn hinaus auf den Flur schob. „Sie alle werden dafür bezahlen!“
Valerie spürte Tränen über ihre Wangen laufen. „Wir haben das nicht verdient“, murmelte sie, überwältigt von Erleichterung, Verwunderung, Kummer und Dankbarkeit. „Ich war nur nett zu Edwin, und manchmal ist mir das sehr schwergefallen.“
Corbett lächelte. „Das verstehe ich. Edwin hat es einem nicht leicht gemacht, nett zu ihm zu sein, aber ihr drei habt das immer geschafft, und das wusste er zu schätzen. Er wollte nicht, dass unser illustrer Bürgermeister mehr bekommt, als ihm gesetzlich zusteht. All seine Freunde stehen am Ende ihres Lebens und brauchen nicht mehr viel. Also war es nahe liegend, sein Geld drei ledigen Frauen mit sehr begrenzten Mitteln zu hinterlassen, die durch ihre ungewöhnliche Nettigkeit einen Platz in seinem Herzen gewonnen hatten.“ Er schob Papiere und Kugelschreiber über den Schreibtisch. „So, und jetzt unterschreiben Sie, und dann gehen Sie feiern. Das hätte Edwin gefallen.“
Eine Weile rührte sich niemand. Dann, zögernd, unterzeichnete erst Sierra, gefolgt von Avis und schließlich Valerie.
Corbett stand auf. „Es wird einige Zeit dauern, bis das Geld ausgezahlt wird, aber Sie können zur Überbrückung von der Bank beträchtliche Darlehen zu guten Konditionen bekommen. Noch mal herzlichen Glückwunsch, Ladys.“
Valerie stand auf, ging benommen zur Tür und stieß prompt mit Ian zusammen. Er umarmte sie und küsste sie flüchtig auf den Mund. „Meinen Glückwunsch“, sagte er. „Ich freue mich ja so für dich.“
Sie nickte stumm und fragte sich, ob sie träumte, während sie wie in Trance die Treppe hinunterging.
Als Nächstes fand sie sich hinter dem Steuer ihres Autos wieder, und Ian beugte sich durch das geöffnete Fenster und fragte: „Ist alles in Ordnung?“
„Ich weiß es nicht.“
„Lass dir Zeit“, riet er. „Habe ich dir nicht gesagt, dass alles gut wird?“
„Hast du das?“, murmelte sie zerstreut.
Er lächelte nur, und sie fröstelte. Er hatte es ihr tatsächlich gesagt. Er hatte es gewusst. In diesem Moment konnte sie nicht ergründen, warum das wichtig war. Sie wusste nur, dass sich alles geändert hatte.
7. KAPITEL
„Ich kann es nicht fassen“, erklärte Gwyn mindestens zum fünften Mal.
„Millionen“, flüsterte Avis kopfschüttelnd.
„Ich verstehe nicht, warum er ausgerechnet uns all das Geld hinterlassen hat“, sagte Valerie.
„Du hast doch gehört, was der Anwalt dazu meint“, entgegnete Sierra. „Wem hätte er es sonst vererben sollen?“
„Nur weil wir nett zu ihm waren“, wunderte sich Avis.
„Das ist ja gerade das Seltsame“, sinnierte Valerie. „Er hätte unsere Nettigkeit gar nicht gebraucht. Er hätte es sich leisten können, die üblichen Preise zu bezahlen.“
„Es ging nicht ums Geld“, wandte Avis ein. „Ich dachte zwar, er wäre arm, aber mir ging es vielmehr darum, dass er niemanden hatte, der sich um ihn
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