JULIA COLLECTION Band 11
ich außerdem das Internetkonto.“
„Nein, Mommy, bitte nicht“, flehte Tyree mit Tränen in den Augen.
„Ich habe keine andere Wahl“, beharrte Sierra tonlos. „Ich hätte es schon längst tun sollen.“
„Aber das sind Daddys Geschenke für mich! Warum musst du so gemein sein?“
„Geh in dein Zimmer“, sagte Sierra streng. „Ich bringe dir was zu essen, wenn du dich wieder beruhigt hast. Und jetzt ab mit dir!“
Schluchzend lief Tyree die Treppe hinauf. Sierra fasste sich an den Kopf, der zu zerspringen drohte. Sie hoffte nur, dass sie sich nicht irgendeine Krankheit eingefangen hatte, denn sie hatte bereits genug Probleme am Hals mit Tyree und Dennis – und Sam.
Sie sehnte sich danach, ihn zur Seite zu haben. Was hätte sie nicht alles dafür gegeben, seine Arme um sich zu spüren! Sie brauchte seinen beruhigenden Einfluss, seinen gesunden Menschenverstand. Sie hätte auf ihn hören sollen, als er ihr die Stornierung des Internetkontos empfohlen hatte. Aber damals war sie zu starrsinnig und trotzig gewesen, um seine Weisheit zu akzeptieren. Nun war er es, der sich starrsinnig und trotzig verhielt. Würde jemals eine Zeit kommen, in der sie gemeinsam weise sein konnten?
Während die Zwillinge badeten, räumte Sam das Dinnergeschirr weg und fragte sich dabei unwillkürlich, was Sierra gerade tun mochte. Die Mädchen hatten an diesem Abend hinfahren wollen, und beinahe hätte er nachgegeben. Es war eine Weile her, seit sie alle gemeinsam zu Abend gegessen hatten, und er vermisste die fröhliche Atmosphäre. Aber seit sich die Dinge zwischen Sierra und ihm zugespitzt hatten, fühlte er sich in Gegenwart der Kinder nicht mehr wohl in ihrem Haus. Es fiel ihm zu schwer, die Finger von ihr zu lassen.
Ein Klopfen an der Tür unterbrach seine Gedanken. Neugierig ging er durch die Küche und das saubere, aber ärmlich eingerichtete Wohnzimmer zur Haustür. Er öffnete und taumelte rückwärts, als Tyree sich ihm unverhofft an die Brust warf.
„Was tust du denn hier?“ Er blickte an ihr vorbei, aber wider Erwarten stand vor seinem Haus nicht Sierras Auto, sondern ein zerbeulter Truck, den er zu kennen glaubte. „Ist das Terry Zimmermann?“
Anstatt zu antworten, winkte Tyree dem Nachbarsjungen zu, der mit seinen Eltern ein paar Meilen entfernt lebte. Er winkte zurück und fuhr davon.
Sam drehte Tyree zu sich um und sah Tränenspuren auf ihrem Gesicht. „Was ist los? Hat Terry dich hergebracht?“
Sie nickte trotzig. „Ich gehe nicht wieder nach Hause. Es ist furchtbar da. Sie ist wieder sauer auf mich.“ Sie strich sich die Haare aus dem Gesicht und schniefte.
„Bist du weggelaufen?“, fragte er, obwohl er die Antwort bereits wusste.
Ihre Unterlippe zitterte. „Kann ich hierbleiben?“
„Nein“, sagte er tonlos.
„Dann bring mich zu meinem Daddy!“
Sam zog sie nicht besonders sanft ins Haus und schloss die Tür hinter ihr. „Ich bringe dich nirgendwohin, solange ich nicht weiß, was los ist.“ Er zog ihr den Mantel aus, warf ihn auf einen Sessel und drückte sie auf die Couch. „Du rührst dich nicht vom Fleck, bis ich wieder da bin.“
Er ging in die Küche und rief bei Sierra an, aber sie war nicht zu Hause. Bestimmt war sie auf der Suche nach Tyree. Also hinterließ er eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter und rief ihr Handy an.
Sie meldete sich beim zweiten Klingeln und fragte hoffnungsvoll: „Tyree?“
Ruhig teilte er ihr mit, dass Tyree bei ihm in Sicherheit war.
„Ich bin schon unterwegs zu dir“, sagte Sierra erleichtert.
Sam widersprach nicht, sondern ermahnte sie nur, vorsichtig zu fahren. Bisher hatte er sich gescheut, ihr sein bescheidenes Haus zu zeigen. Aber vielleicht war es besser, wenn sie endlich mit eigenen Augen sah, wie sehr sich sein Lebensstil von ihrem unterschied.
Mit einem Seufzen ging er zum Badezimmer, klopfte an die Tür und spähte hinein. Die Mädchen waren in ihre Bademäntel geschlüpft und putzten sich gerade die Zähne. „Wenn ihr hier fertig seid, dann geht bitte gleich in euer Zimmer. Zieht euch die Schlafanzüge an und wartet auf mich. Wir haben ein kleines Problem. Tyree ist hier.“
„Oh, super!“, rief Kim erfreut.
Sam schüttelte den Kopf. „Sie ist von zu Hause weggelaufen, und ich muss ihr die Ohren lang ziehen. Also haltet euch da raus. Okay?“
Mit großen Augen blickten sie einander an, und dann nickten beide ernsthaft.
„Ich erzähle euch nachher alles“, versprach er augenzwinkernd, bevor er die Tür
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