JULIA COLLECTION Band 11
Sierra.
„Okay“, versprach Tyree.
Sierra wandte sich an Sam und lächelte ihn an. „Ich hole die Zwillinge also von der Schule ab.“
„Gut. Ich sage Lana Bescheid.“
Ihr warmherziger Blick brachte ihn auf hoffnungsvolle, dumme Gedanken, die er bisher unterdrückt hatte. Er begleitete Sierra und Tyree hinaus zum Auto und blickte ihnen nach, bis die Scheinwerfer der Sicht entschwanden.
Konnte eine Patchwork-Familie funktionieren? Sam hatte zwei kleine Mädchen zu versorgen, die gegenüber Tyree benachteiligt waren, was teure Kleidung und derartige Dinge betraf. Es konnte nur klappen, wenn Sierra bereit war, wirklich feste Grenzen für ihre Tochter abzustecken. Schaden würde es dem Kind gewiss nicht.
Und wenn sich sein eigenes Einkommen erhöhte, verringerte sich der soziale Unterschied zwischen ihnen. Aber dennoch blieb eine große Kluft, die es zu überwinden galt.
Er war nicht gänzlich davon überzeugt, dass es ihm gelingen würde. Aber es war einen Versuch wert. Wenn er wirklich hart arbeitete und keine Ablenkungen mehr zuließ, schaffte er es womöglich, die Farm in ein erfolgreiches Unternehmen zu verwandeln, von dem sie alle gut leben konnten. Er war fest entschlossen, alles für eine gemeinsame Zukunft zu versuchen.
11. KAPITEL
„Es ist ein großes Risiko, einen Vertrag mit einem Großhändler zu unterschreiben“, gab Sierra zu bedenken, während sie von ihrem Sessel aus beobachtete, wie Sam sich über ihren Schreibtisch beugte und den Vertrag signierte.
„Ich weiß, Sweetheart, aber wenn wir unseren Teil einhalten, erzielen wir gute Profite.“
Sie erfreute sich an dem Kosenamen und fragte sich, ob ihm überhaupt bewusst war, wie häufig er sie in letzter Zeit Sweet heart, Honey oder Darling nannte. Die Bezeichnungen waren stets nur wie nebenhin eingeworfen, aber es konnte durchaus bedeuten, dass ihm inzwischen auf besondere Weise an ihr gelegen war.
Sie verdrängte diese hoffnungsvollen Gedanken und zwang sich zur Konzentration auf das Geschäftliche. „Natürlich hast du recht. Ich kann es kaum glauben, dass der Großhändler bereit ist, dieses Risiko mit uns einzugehen.“
„Das ist dein Verdienst“, entgegnete Sam. Mit einem Lächeln hockte er sich auf die Schreibtischkante. „Du hast ihm S&S Farms so schmackhaft gemacht.“
„Aber wenn wir versagen …“
„Dazu lasse ich es nicht kommen. Wir werden diesen Auftrag erfüllen, und der nächste wird noch größer ausfallen. Merk dir meine Worte.“
Sie glaubte ihm. In letzter Zeit schuftete er wie ein Pferd, von Tagesanbruch bis zur Abenddämmerung, so als hinge sein Leben vom Erfolg der Farm ab. Er fuhr immer noch jeden Abend nach Hause, aber zwei oder drei Mal in der Woche blieben die Zwillinge über Nacht, und dann fanden Sierra und Sam stets zueinander – im Wohnzimmer oder im Gästezimmer oder manchmal in verborgenen Winkeln.
Ihre Liebesspiele waren immer kurz, aber intensiv, und fanden spontan spät abends statt, da Sam sich tagsüber nie von der Farmarbeit losreißen konnte. Allmählich sorgte Sierra sich deswegen. Sie liebte ihn verzweifelt und wusste, dass sie zusammengehörten. Inzwischen glaubte sie sogar an eine gemeinsame Zukunft, aber sie machte sich Gedanken wegen der Beweggründe.
Es war paradox. Zu Beginn hatte sie jedes Mittel und sogar ihren Körper eingesetzt, um Sam an sich zu binden. Nun fürchtete sie, dass er gar nicht erkannt hatte, wie gut sie zusammenpassten, sondern nur glaubte, dass er von ihr und Tyree und auf der Farm gebraucht wurde. Und das war ihr nicht genug. Es war in ihren Augen nicht das Geld, das zwischen ihnen stand, auch wenn das offensichtlich ein großes Hindernis für ihn darstellte. Es war auch nicht der Altersunterschied. Es ging vielmehr darum, ob er sie liebte oder nicht.
Oh, er war äußerst liebevoll und zärtlich zu ihr, und er kümmerte sich um sie wie um Tyree. Er war fürsorglich veranlagt – vielleicht zu sehr. Er glaubte, sich um alles und jeden kümmern zu müssen. Das beruhte auf seinen kindlichen Erfahrungen. Er hatte versucht, auf seine Mutter aufzupassen, sich zwischen sie und seinen gewalttätigen Vater zu stellen, aber letztendlich hatte er gehen müssen, damit die Situation nicht eskalierte. Das hatte ihn für das ganze Leben geprägt.
Er gab Sierra die Kraft und die Stabilität, die sie brauchte. Aber liebte er sie? Bedeutete sie ihm, was er ihr bedeutete? Oder sah er in ihr nur eine weitere Verpflichtung, eine weitere Seele, die der Rettung
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