JULIA COLLECTION Band 12
alten Hütte in einer abgelegenen Ecke der Ranch bringen und dass sie in einigen Tagen wieder da sein würden. Vermutlich würde weder Raj noch sonst jemand auf der Ranch fähig sein, die Hütte zu finden.
Dann folgte er Abigail, als sie nachmittags einen Spaziergang zu ihrem Lieblingsplatz machte, dem Hügel direkt hinter dem Haus. Sie saß gern dort oben unter den Bäumen. Dylan ritt mit Traveler vorsichtig zwischen den Espen hindurch.
Er entschied, dass er sich Abigail lieber von vorn nähern sollte, statt sich von hinten anzuschleichen. Sie trug Jeans und ein rotes Hemd. Dylan grinste. Da Rot die Farbe der Liebe war, hatte er sich selbst ein rotes Halstuch umgebunden.
Abigail war überrascht, ihn zu sehen. Und noch verblüffter war sie, als er sich vorbeugte und sie zu sich in den Sattel zog.
„Was glaubst du, was du tust?“, kreischte sie.
„Ich entführe dich. Also lehn dich zurück, und genieß es.“
7. KAPITEL
„Bist du verrückt?“ Abigail drehte den Kopf herum, um Dylan anzubrüllen, doch dabei wurde ihr das lange Haar in den Mund geweht. Sie spuckte es aus, schimpfte vor sich hin und fing dann wieder an zu schreien. „Bist du betrunken? Falls du das für eine Art Witz hältst, ich amüsiere mich jedenfalls nicht darüber.“
„Das kommt später.“ Dylan grinste und schlang die Arme fest um ihre Taille. „Lass es dir nicht einfallen runterzuspringen“, warnte er sie. „Einer von uns könnte sich den Hals brechen.“
Das klang bedrohlich. Abigail fragte sich unwillkürlich, ob Dylan sie die ganze Zeit hintergangen hatte. War gar nicht Hoss Redkins für die Schwierigkeiten verantwortlich, die sie erlebt hatte, sondern Dylan? Oder arbeitete Dylan für Hoss und hatte sich bloß mit ihm gestritten, um den Schein zu wahren? Abigail wusste nicht mehr, was sie denken sollte.
„Wohin bringst du mich?“, wollte sie wissen.
„Wir machen eine Tour über deinen Besitz.“
„Ich schätze, es nützt nichts, wenn ich dir sage, dass ich das nicht möchte.“
„Ich weiß, dass du dich zurzeit über mich ärgerst …“, begann er.
„Ich würde es eher so bezeichnen, dass ich fuchsteufelswild bin“, unterbrach sie ihn.
„Aber ich hatte keine Wahl. Du warst auf der Ranch nicht bereit, mit mir zu sprechen, also musste ich einen Weg finden, mit dir woanders hinzugehen. Wenn du nicht so stur gewesen wärst …“
„Ich? Du bist derjenige, der einem störrischen Maultier noch Nachhilfeunterricht geben könnte!“, schnaubte Abigail.
Traveler trug sie beide mit gleichmäßigem Schritt. Dylan fühlte sich dadurch ermutigt, dass Abigail bisher noch keinen Fluchtversuch unternommen hatte. Aber er konnte geradezu hören, wie es in ihrem Kopf arbeitete.
„Woran denkst du?“, fragte er sie.
„Das willst du gar nicht wissen.“
„Wenn ich das nicht wollte, hätte ich dich nicht gefragt.“
„Ich überlege, was du dir von dieser lächerlichen Aktion erhoffst.“
„Du denkst mehr als das“, meinte er.
„Oh, jetzt glaubst du also besser darüber Bescheid zu wissen, was in mir vorgeht, als ich selber. So spricht der echte Egoist.“
„Du hast doch keine Angst, oder?“
„Natürlich nicht“, behauptete sie.
Aber er merkte doch, dass sie leicht zitterte.
„Du weißt, dass ich dir niemals etwas tun würde.“
„Ja, weder du noch Hoss Redkins“, spottete sie.
Dylan erstarrte. „Redkins und ich haben nichts miteinander zu schaffen.“
„Ihr seid beide Tyrannen, die glauben, sie könnten tun, was immer sie wollen.“
„Weißt du, was ich will?“, flüsterte Dylan ihr ins Ohr.
„Diese Ranch“, erwiderte sie.
„Wie kommst du denn darauf? Glaubst du, es ginge um die Ranch?“
„Ist das nicht so?“
„Zur Hölle, nein!“
„Worum geht es denn dann?“
„Darum.“ Er drehte ihren Kopf zu sich herum und küsste sie.
Abigail hätte eigentlich inzwischen an seine Küsse gewöhnt sein müssen. Jedenfalls hatte sie gedacht, schon das volle Programm erlebt zu haben … von ganz leicht bis leidenschaftlich. Aber wieder einmal überraschte Dylan sie.
Dieser Kuss ähnelte keinem anderen. Er war direkter, leidenschaftlicher, drängender. Glücklicherweise war Traveler gut genug trainiert, um allein zurechtzukommen, solange seine Reiter abgelenkt waren.
Abigail hatte keine Ahnung, wie lange Dylan sie küsste. Jahrzehnte hätten vergehen können, ohne dass sie etwas davon gemerkt hätte. Sie wusste nur, dass sie sich seinem Kuss lüstern hingab. Wenn Dylan sie nicht festgehalten
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