JULIA COLLECTION Band 12
und ich würden also im einen Zimmer schlafen und du im anderen.“ Sie wollte die Dinge klarstellen.
„Das ist eine Möglichkeit. Aber ich hoffe, dass du und ich irgendwann ein Schlafzimmer teilen werden. Es ist ja nicht, als würden wir uns unattraktiv finden oder so. Ganz im Gegenteil. Als wir uns geküsst haben, war es …“
„Ja?“, drängte Brenda.
„Als würden wir in Flammen stehen.“
Sie nickte. Es war wie Magie, aber Brenda vermutete, dass nur sie das fühlte. Für Michael war es eher sexuelle Anziehungskraft. Sicher, die gab es auch, doch Brenda wünschte sich, Michael würde mehr für sie empfinden – weil sie selbst sich hoffnungslos in ihn verliebt hatte.
„Also sind wir uns einig, ja?“, fragte er. „Es ist vernünftig, wenn wir heiraten. Danach können wir Hope diskret adoptieren.“
„So leicht wird das nicht sein. Ich weiß, wie das System funktioniert. Als meine Mom mich im Stich ließ, weigerte sie sich trotzdem, mich zur Adoption freizugeben, und als es dann endlich doch möglich gewesen wäre, war ich zu alt. Niemand wollte mich mehr. Als ich ungefähr neun war, erklärte mir eine meiner Pflegemütter, dass Pflegeeltern dafür bezahlt werden, dass sie Kinder aufnehmen. Die Zahlungen würden aber eingestellt werden, wenn sie das Kind adoptieren würden. Bei so einem System kann sogar eine Neunjährige begreifen, wie schlecht die Chancen für sie stehen.“
„Also hast du die Hoffnung aufgegeben?“
„Das wäre klug gewesen“, meinte sie trocken. „Aber ich fürchte, ich neige dazu, mich von Gefühlen leiten zu lassen statt von meinem Verstand.“
„Bei mir ist es genau umgekehrt. Aber vielleicht ist es ja gut so. Weil du jemanden mit klarem Verstand brauchst, damit ein Gleichgewicht entsteht. Und ich brauche …“
„Ja?“ Sie wartete mit angehaltenem Atem.
„Ich brauche ein neues Hemd. Hope hat dieses endgültig geschafft.“
Brenda versuchte, nicht zu enttäuscht zu sein über diese nüchterne Antwort. „Tut mir leid.“
„Keine Sorge. Ich habe noch mehr Hemden. Außerdem sollte ich mich besser daran gewöhnen, was?“
„Bist du sicher, dass du bereit dazu bist?“, fragte sie leise. „Ich wünsche mir schon lange ein Baby, aber du …“
„Ich habe nie gewusst, was mir entgangen ist. Aber nun, da ich es weiß, will ich nicht länger darauf verzichten.“
„Sie wird dich aber nachts wach halten, wenn sie Zähne kriegt.“
„Das hat sie schon getan.“
„Aber nur ein paar Nächte. Wir reden hier von Wochen. Und denk mal weiter: Kindergarten, Teenagerzeit, Verabredungen, Highschool …“
„Übertreibst du jetzt nicht ein bisschen?“, fragte er amüsiert.
„Ich wollte nur sicherstellen, dass du weißt, worauf du dich einlässt.“
„Ich weiß es. Auch dass es nicht immer einfach sein wird. Aber mir ist klar, dass es jede Minute wert sein wird.“
„Es ist ja nur so, dass Menschen manchmal Entscheidungen treffen, mit den besten Absichten, und dann stellen sie hinterher fest, dass sie doch nicht damit fertig werden. Ich habe das bei Pflegeeltern oft erlebt. Eine Familie nimmt einen auf, ohne dass ihr bewusst ist, dass es ein Unterschied ist, ob man ein fremdes Kind aufzieht oder ein eigenes.“
„Das sollte es nicht sein“, meinte Michael.
Sie sah ihm in die Augen und erkannte keinerlei Zögern oder Unsicherheit.
„Schließlich haben sie mich dann doch zurückgegeben“, flüsterte Brenda.
„Das war ihr eigener Verlust.“ Michael streichelte zärtlich ihre Wange. „Ich werde dich nicht zurückgeben wie einen Pullover, der nicht passt. Ich weiß, was ich will. Bisher habe ich nicht geheiratet, weil ich nie den Eindruck hatte, dass es richtig gewesen wäre. Den habe ich nun. Die Umstände zwingen uns vielleicht, ein bisschen schneller zu handeln, als es uns gefällt, aber es läuft darauf hinaus, dass ich mir sehr gut vorstellen kann, mit dir verheiratet zu sein, und das war noch bei keiner anderen Frau so, die ich getroffen habe.“
Brenda blinzelte ihre Tränen weg. „Das ist schön.“ Sie presste seine Hand kurz an ihre Wange und schob ihn dann weg, weil sie Angst hatte, er könnte merken, wie sehr sie ihn liebte. Um die Spannung zu lindern, hob sie einen Finger und drohte Michael spielerisch. „Aber sag nicht, ich hätte dich nicht gewarnt.“
„Das werde ich nicht. Als Nächstes sollten wir uns wohl beim Standesamt anmelden. Oder möchtest du lieber in der Kirche heiraten?“
„Nein.“
„Du wirst es nicht bereuen, Brenda.
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