JULIA COLLECTION Band 12
würdest du ihr Hope auf einem silbernen Tablett servieren. Was ist los? Hast du schon genug davon, dich um das Kind zu kümmern?“
Sie sah ihn entsetzt an. „Wie kannst du das sagen? Ich liebe Hope mehr als alles andere.“
„Ich auch. Und ich habe vor, sie zu behalten.“
Brenda setzte Hope, die sich beruhigt hatte, nun wieder in den Laufstall und gab ihr eins ihrer Lieblingsspielzeuge, einen Schlüsselring aus Plastik. Als sie sich erneut Michael zuwandte, war sie eher wütend als verletzt. „Wie kannst du es wagen anzudeuten, ich hätte genug von Hope!“ Sie schlug nach seinem Arm. „Wie, zum Teufel, kommt du nur auf so was?“
Michael rieb seinen Arm. „Ich weiß nicht“, murmelte er. „Mir ist klar, wie sehr du Hope liebst.“
„Habe ich je etwas getan, das dich zu dem Schluss führen könnte, ich hätte genug von ihr?“
„Nein, du gehst großartig mit ihr um. Ich bin in Panik geraten, okay? Es war der Gedanke, dass diese Frau mit unserem Baby weggehen könnte. Und du hast so ein weiches Herz, dass du sogar deinen einzigen Mantel verschenken würdest.“
„Na ja, ich habe jedenfalls nicht vor, ihr Hope auf einem silbernen Tablett zu überreichen, in Ordnung? So großzügig bin ich nicht. Hast du überhaupt eine Ahnung, wie viel mir dieses kleine Mädchen bedeutet?“ Ihre Stimme ließ sie im Stich.
„Ich weiß es. Ich war ein Idiot. Tut mir leid, dass ich dir wehgetan habe.“ Er streichelte ihre Wange. „Lieber würde ich mir meinen rechten Arm abschneiden, als das zu tun.“
„Behalt den Arm. Wir brauchen ihn vielleicht noch, um die Drachenlady zu bekämpfen.“
Das brachte Michael zum Lachen. „Du mochtest sie also auch nicht, was?“
„Sie hatte etwas an sich … Und Hope hat geweint, als Denise sie hochhob. Zugegeben, Hope fremdelt zurzeit …“ Brenda machte eine Pause. „Aber man sollte doch meinen, dass sie noch Erinnerungen an ihre Mutter hat“, fuhr sie fort. „Und selbst wenn nicht, die Art, wie Denise Hope gehalten hat … Ich habe da keine Liebe gespürt.“
„Gut. Dann bist du auf meiner Seite, wenn wir sie bekämpfen.“
„Ich weiß nicht, wie erfolgreich wir sein können. Wir wussten doch immer, dass Hopes richtige Mutter irgendwann kommen könnte, um sie zu holen.“
„Ja, wir hätten uns darauf vorbereiten sollen. Ich schätze, wir haben beide die Welt, die wir uns aufgebaut haben, zu sehr genossen und wollten den Traum nicht zerstören.“
Glaubte er etwa, sie würden nur „Familie“ spielen, während die Realität so aussah, dass Hope nicht wirklich zu ihnen gehörte? Hatten sie in den letzten Wochen nur in einer Traumwelt gelebt? Falls das stimmte, hatte Denises Ankunft alles zerstört.
„Ich habe auf der Geburtsurkunde gelesen, dass Hope am 1. Juni geboren ist“, sagte Michael. „Das heißt, dass du ihr Alter genau richtig geschätzt hast.“
Brenda stiegen Tränen in die Augen. „Oh, Michael, was sollen wir nur tun, wenn sie uns Hope wegnimmt?“
„Das lassen wir nicht zu.“
Aber seine Worte trösteten Brenda nicht und ebenso wenig
seine Umarmung. Wie sollte sie es überleben, wenn sie Hope verlor? Sie war so sehr in Panik, dass sie nicht mal weinen konnte. Es war erschreckend, wie zerbrechlich ihr Glück gewesen war. Es hatte nur auf Träumen beruht.
Ihr fehlte der blinde Glauben, dass am Ende schon alles gut ausgehen würde. Das hatte es in der Vergangenheit nie getan.
War dies ihre Strafe dafür, dass sie sich immer mehr wünschte, als sie bekommen konnte? Sie wollte, dass Michael sie liebte. Sexuelle Anziehungskraft genügte ihr nicht. Und nun würde sie womöglich alles verlieren.
Michael hatte gerade einen kleinen Fortschritt erzielt bei seinen Nachforschungen über Denise Petty, als das Telefon klingelte. Denise war nicht aufgetaucht, aber er hatte andererseits auch Hope nicht bei sich. Unentschieden.
Seine Sekretärin meldete sich. „Auf Leitung eins ist ein R-Gespräch.“
„Wer ist es?“ Michael ärgerte sich über die Störung.
„Ich konnte den Namen nicht verstehen.“
Michael fluchte leise und drückte auf den blinkenden Knopf.
Eine Computerstimme sagte: „R-Gespräch von …“ Dann kam in anderem Ton der Name: „Juan.“
„Übernehmen Sie die Kosten?“, fragte die Telefonistin.
„Nein. Ich kenne keinen Juan.“ Er knallte den Hörer auf und wandte sich wieder dem Computer zu. Zwei Minuten später meldete sich Lorraine erneut. „Was ist los?“
„R-Gespräch auf Leitung eins. Angeblich ist es ein
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