JULIA COLLECTION Band 12
sie.
„Ich dachte, das wäre nur eine freundschaftliche Spielerei, nichts Ernstes.“
„So siehst du das vielleicht.“ Gaylynn atmete tief ein, konzentrierte sich und warf. Der Basketball traf die Wand, rollte dann ein Stück auf dem Rand des Korbes herum und landete schließlich im Netz. „Ja!“, triumphierte sie.
„Das ist nicht gerade ein Ausscheidungsspiel für die Basketballmeisterschaft, weißt du?“, sagte Hunter.
„Du bist ja bloß sauer, weil ich dich schlage.“
„Du schlägst mich doch nicht! Zwar bist du mir um ein paar Punkte voraus …“
„Zehn Punkte, um genau zu sein.“
Als Hunter an diesem Nachmittag aufgetaucht war und vorgeschlagen hatte, bei seiner Hütte ein paar Körbe zu werfen, war Gaylynn zuerst nicht begeistert gewesen. Aber er hatte sie herausgefordert, indem er sie daran erinnert hatte, dass sie als Kind nie mit ihm und Michael hatte spielen dürfen.
„Jetzt hast du deine Chance, so viel mit mir zu spielen, wie du willst“, hatte er gemurmelt.
Gaylynn hatte kurz überlegt, ob er das wohl so verführerisch meinte, wie es klang. Wahrscheinlich nicht.
„Aber ich habe schon Babys besser dribbeln sehen“, fuhr er in seiner Neckerei fort.
„Ich auch.“ Sie grinste. „Du solltest mal meine Nichte Hope erleben, wenn sie in Fahrt kommt. Ein hübscher Anblick.“
Hunter wusste, was hübsch war, nämlich Gaylynn, der das Haar über die Augen fiel. Ihre Wangen waren gerötet, und ihr Lächeln löste in seinem Herzen und an anderen Stellen seines Körpers so einiges aus.
Verdammt, sie hatte schon wieder einen Korb geworfen. Für diesen bekam sie sogar drei Punkte.
Immerhin erzielte er auch noch einen Punkt, bevor die ausgemachte Zeit vorüber und das Spiel vorbei war.
Nachher, als er versuchte, sich abzukühlen, mit vorgebeugtem Kopf und den Händen auf den Knien, legte Gaylynn plötzlich einen Arm um seine Schulter und küsste ihn auf die Wange. Sofort stieg seine Temperatur wieder an.
„Wofür war das?“, fragte er verblüfft.
„Weil du mich nicht einfach hast gewinnen lassen. Ich musste dafür kämpfen und habe fair gewonnen.“
Er warf ihr einen bedeutungsvollen Blick zu. „Fair? In diesem Aufzug? Wohl kaum.“
„Es ist nicht meine Schuld, dass du dich so leicht ablenken lässt.“ Sie grinste und stieß ihm sanft gegen die Schulter.
„Ich weiß ja nicht, wie es dir geht, aber ich könnte etwas Kaltes zu trinken gebrauchen. Komm mit ins Haus. Ich habe Mineralwasser und Bier im Kühlschrank.“ Er stieg die Stufen hinauf und hielt es für selbstverständlich, dass sie ihm folgte, aber zu seiner Überraschung tat sie das nicht.
„Gibt es ein Problem?“, fragte er.
Allerdings gab es das. Gaylynn fand, dass Hunter viel zu attraktiv war, auch wenn er verschwitzt war und nur ein einfaches T-Shirt und Jeans trug. Sein Haar war an den Schläfen feucht. Das betonte die grauen Strähnen und ließ ihn noch mehr wie einen Wolf wirken.
„Hast du etwas gegen kalte Getränke?“ Er hob eine Augenbraue. „Oder hast du Angst, in meiner Hütte könnte eine solche Unordnung herrschen, dass du es nicht erträgst? Jetzt, da ich darüber nachdenke, meine ich, du solltest vielleicht besser draußen warten, während ich die Getränke hole. Ich bin nicht gerade ein Ordnungsfanatiker. Oder du kannst reinkommen und selber urteilen. Wie du willst.“
Er trat ein und ließ die Tür offen.
Es war Gaylynns Wahl. Sie konnte stehen bleiben und darüber nachgrübeln, dass sie sich immer mehr zu Hunter hingezogen fühlte, oder reingehen und seine Gesellschaft genießen.
Jetzt merkte sie, dass er noch am Eingang stand und ihr die Tür einladend offen hielt. Alles, was sie erkennen konnte, waren seine Finger. Diese langen, schlanken Finger, die kleinen Vögeln die Flügel geschient und Gaylynns Gesicht gestreichelt hatten. Die Entscheidung fiel. Gaylynn trat ein.
Die Hütte war genauso geschnitten wie die von Michael, abgesehen von dem großen Steinkamin, der fast eine ganze Wand einnahm. Es war nicht so unordentlich, wie Hunter behauptet hatte, aber man sah doch, dass jemand hier lebte. Auf dem Couchtisch lagen einige Zeitungen, und neben der braunen Ledercouch mit der Wolldecke darauf stand ein Paar Schuhe. An den Wänden hingen mehrere Gemälde und ein Mandala. Gaylynn musterte alles und beobachtete gleichzeitig aus dem Augenwinkel heraus Hunter. Sein Zuhause passte zu ihm. Es hatte etwas kraftvoll Elementares an sich. Genau wie er.
Als er merkte, dass sie sich für die
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